SJB FondsEcho. Allianz RCM Aktien Deutschland. MiFID-Risikoklasse nach MFX: 5
Gras. Gemäht.
Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Zuerst die gute. Der Deutsche Aktienindex (DAX) hat seit 11. Mai 1994 per 15. März auf Eurobasis +6,32 Prozent p.a. an Wert zugelegt. Jenseits der „verlorenen Dekade“ zeigen sich Sachwerte wie Aktien als langfristig erfolgreiche Vermögensbausteine. Auch die deutsche Wirtschaft ist voll von gesunden und produktiv arbeitenden Unternehmen, mit Chancen auf Wachstum aus eigener Leistung. So weit so gut. Und was ist die schlechte Nachricht? Solide Investments wachsen nicht in den Himmel, sondern bleiben auf Höhe der Grasnarbe. Das zeigt der Allianz RCM Aktien Deutschland (DE0008471434). Seit Auflage vom 11. Mai 1994 hat der Fonds per 15. März eine Wertentwicklung von +6,17 Prozent p.a. erzielt. Damit hat FondsManager Franz Höbel seinen Vergleichsindex Dax nicht übertroffen. Aber der Fonds kann Mehrrendite für Investoren vorweisen. Über drei Jahre liegt die Renditekennziffer Alpha im Vergleich zum unabhängigen SJB Vergleichsindex MSCI Germany bei 0,33. Dafür geht der FondsManager ins Risiko. Über drei Jahre gemessen an der Kennzahl Beta immerhin 12,0 Prozentpunkte über dem Marktrisiko. Müssen Investoren bei dem Fonds die Ohren anlegen, um das Gras wachsen zu hören?
FondsStrategie. Boden. Haftend.
FondsManager Höbel will Investoren mit dem Allianz RCM Aktien Deutschland langfristigen Kapitalzuwachs und Teilhabe am deutschen Aktienmarkt ermöglichen. Um das zu schaffen, lässt er Augen und Ohren offen halten. Dafür sorgen 28 Reporter und 41 Feldinvestigatoren der Grassroots Research Division Europe der Allianztochter Rosenberg Capital Management (RCM). Das Unternehmen wurde 1970 von Claude Rosenberg in San Francisco gegründet. 1996 wurde die auf fundamentale Marktuntersuchungen spezialisierte Plattform von der Dresdner Bank übernommen, die ihrerseits 2001 im Allianz-Konzern aufging. Auch nach dem Weiterverkauf der Dresdner Bank an die Commerzbank 2009 ist RCM Teil der Allianz geblieben und unterstützt zahlreiche Aktienfondsmanager der Allianz Global Investors bei ihrem aktiven Portfoliomanagement. Kern des Ganzen ist, aus einem Pool von 50.000 Industriekontakten weltweit einzigartige Einblicke in Märkte und Unternehmen zu bekommen. Denn Trends, so die Wirtschaftswühlmäuse von RCM, liegen auf der Straße. Zwischen „Main Street“ und „Wall-Street“. Ist vielleicht die deutsche Skepsis gegenüber Marktschreiern schuld daran, dass FondsManager Höbel seinem Index hinterherläuft? Statt das Gras wachsen zu hören, reicht es im Heimatmarkt für das Pfeifen im Walde. Will der FondsManager ausschließlich Windfallprofit? Nein, denn er hört ganz genau hin. „Die zuletzt kräftige Wachstumsdynamik in den entwickelten Volkswirtschaften könnte allerdings im Jahr 2010 wieder nachlassen“, schreibt Höbel im aktuellen Monatsbericht vom Februar. „Zudem dürfte ein Großteil der künftigen Wachstumserwartungen bereits in den aktuellen Kursen berücksichtigt sein, sodass im Falle von Enttäuschungen Rückschläge möglich sind.“ Was bedeutet das für das FondsPortfolio?
FondsPortfolio. Investmentuhr. Tickend.
Was die Stunde für den deutschen Aktienmarkt geschlagen hat, wird aus dem FondsPortfolio des Allianz RCM Aktien Deutschland nicht eindeutig klar. FondsManager Höbel hält sich mit einer ausgewogenen Aufstellung zwischen zyklischen und nicht-zyklischen sowie defensiven und offensiven Branchen alle Optionen offen. „Auf Sektorebene gewichteten wir die Bereiche Versorger, Chemie und Telekommunikation unter“, erklärt Höbel im gültigen Monatsbericht. „Die Sektoren Gesundheit, Industriegüter, Klassischer Konsum und Finanzwerte gewichteten wir hingegen über.“ Finanztitel dominieren die Branchenallokation mit rund einem Viertel. Industrie und Nichtbasiskonsumgüter folgen mit Anteilen von 17,1 bzw. 16,1 Prozent. Insgesamt denkt Höbel groß. Die durchschnittliche Marktkapitalisierung der Aktiengesellschaften liegt bei 9,5 Milliarden Euro. Der per 12. März 144,8 Millionen Euro schwere Allianz RCM Aktien Deutschland ist vollständig investiert. Neun von zehn Top-Positionen sind Dax-30 Titel. Ausnahme ist Praktiker Bau- und Heimmärkte mit 6,16 Prozent. „20 Prozent auf Alles!“ Hat das Portfolio werbeträchtiges Potenzial? Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des FondsPortfolios liegt bei 13,6x. Für den Dax erwarten Analysten 2010 im Durchschnitt 18,9x. Damit rangiert das FondsPortfolio preislich sogar 28,0 Prozent unter dem Vergleichsindex. Für den Mutterkonzern Allianz ist die FondsTochter dagegen lieb und teuer. Für den Konzern wird 2010 als KGV 8,0x erwartet.
FondsVergleichsindex. Nähe. Suchend.
Benchmark des Allianz RCM Aktien Deutschland ist der Dax. Mit ihm will FondsManager Höbel Schritt halten. Die Korrelation über drei Jahre liegt bei 0,95. Die Spurabweichung (Tracking Error) als Aktivitätsindikator liegt bei 6,64 Prozent. Und die Kennzahl R² von 0,90 über drei Jahre zeigt, dass der Fonds zu 90,0 Prozent von der Indexentwicklung abhängig ist. Umso wichtiger für Investoren ist es, in der Leistungsanalyse unabhängige Maßstäbe zu setzen. Deshalb prüft die SJB die kurz- und mittelfristige Entwicklung des Investments in Relation zum MSCI Germany. Die Korrelation zwischen Fonds und Index ist mit 0,94 über drei Jahre und 0,89 über ein Jahr konstant hoch. Aussagekräftige Vergleiche sind möglich.#
FondsRisiko. Vorgehen. Forsch.
Die Indexnähe und mittlere Aktivitätsskala des FondsManagements bedeuten nicht, dass Höbel zurückhaltend auf dem deutschen Aktienmarkt agiert. Er scheut keinesfalls das Risiko. Die Spurabweichung (Tracking Error) liegt über drei Jahre bei 7,58 Prozent. Über ein Jahr ist sie auf 8,48 Prozent gestiegen. Das ist aber immer noch moderat. Und die zunehmende Aktivität zeigt Wirkung. Immerhin ist der Kennzahl R² von 0,89 über drei Jahre auf 0,79 über ein Jahr gesunken. Das bedeutet, die FondsEntwicklung ist noch zu 79,0 Prozent von der Entwicklung des SJB Vergleichsindex MSCI Germany abhängig. 21,0 Prozent sind Ergebnis aktiven FondsManagements. Kurzfristig ist der Anteil 10,0 Prozentpunkte gestiegen. Der Volatilitätsvergleich zeigt, Höbel treibt den Fonds mit konstanter Dynamik durch den deutschen Aktienmarkt. Über drei Jahre rangiert die FondsVolatilität bei 28,14 Prozent. Über ein Jahr liegt der Wert noch bei 25,05 Prozent. Damit weicht der Fonds stärker von Kursmittelwert ab als der MSCI Germany. Der kommt in den gleichen Zeiträumen auf Volatilitätswerte von 24,27 bzw. 17,85 Prozent. Die Schwankungsbreite zwischen Kursausschlägen ist beim Allianz RCM Aktien Deutschland für Investoren also eine ausgeprägtere Risikokomponente als beim Index. Die Kennzahl Beta bestätigt das. Über drei Jahre liegt das Beta mit 1,12 immerhin 12,0 Prozentpunkte über dem Marktrisikofixwert 1. Im rollierenden 12-Monatsvergleich liegen 30 von 36 Vergleichszeiträumen >1. Per 15. März liegt der Fonds sogar 36,0 Prozentpunkte stärker im Risiko. Die höhere Risikobeanspruchung ist für Investoren dann tragbar, wenn die Risikoprämie, sprich die Rendite stimmt. Hier sind die Aussichten nicht schlecht.
FondsRendite. Information. Rational.
„Investitionsentscheidungen. Realitätsgeprüft“. Das ist das Credo des RCM Grassroots-Research. Beim Allianz RCM Aktien Deutschland bedeutet diese Realitätsprüfung, dass sich die Risikostrategie nach einer Durststrecke wieder auszuzahlen beginnt. Seit April 2009 liefert der Fonds im rollierenden 12-Monatsvergleich wieder eine positive Information Ratio (IR). Das bedeutet, aktiver Risikoaufwand und aktiver Mehrertrag laufen pro den Investoren. Per 15. März liegt die IR bei 1,35 deutlich im positiven Bereich. Mittelfristig wird die Leistung bestätigt. Die IR über drei Jahre liegt bei 0,36. Wie hoch die Mehrrendite ausfällt, zeigt die Renditekennziffer Alpha. Über drei Jahre beträgt das Alpha 0,33. Per 15. März ist das Alpha im rollierenden 12-Monatsvergleich mit -0,17 zwar schwach negativ. Das ist jedoch der erste Negativ-Monat nach einer Serie von 15 positiven Alpha-Monaten am Stück. Der Grund, dass die korrespondierende IR trotzdem für den Fonds spricht, ist der absolute Mehrertrag. Der Allianz RCM Aktien Deutschland hat über ein Jahr +63,78 Prozent an Wert gewonnen. Der MSCI Germany im gleichen Zeitraum +47,01 Prozent. Mittelfristig verlor der Fonds mit -9,20 Prozent ebenfalls weniger als der SJB Vergleichsindex mit -16,16 Prozent.
SJB Fazit.
Der Allianz RCM Aktien Deutschland ist definitiv kein Maulwurf, der sich durch die Rabatten des heimischen Aktienmarkts gräbt. Stattdessen agiert er souverän von der frisch gemähten Grasnarbe aus. Ob er dabei als Grashüpfer oder Hase zum Sprung ansetzt, muss FondsManager Höbel noch beweisen.
Erläuterung.
Alpha
Ist die Kennziffer für die Renditechancen. Sie misst die Mehrrendite, die über der zu erwartenden Rendite des Marktes liegt. Das Alpha beziffert jenen Teil der Rendite, der nicht mit der allgemeinen Marktentwicklung oder höherer Risikobereitschaft zu erklären ist, sondern auf aktiver Titelauswahl und Risikokontrolle beruht. Ein positives Alpha deutet auf ein erfolgreiches FondsManagement hin. Beispiel: Ein Alpha von 5 zeigt an, dass der Fonds bei einer Nullentwicklung des Index 5 Prozent Mehrrendite erzielt hat, ohne dafür ein höheres Risiko einzugehen.
Beta
Ist die Kennziffer für die Risiken. Sie ist das Resultat eines Risikovergleichs zwischen Fonds und Index. Das Kriterium ist deren Schwankungsintensität (Volatilität). Beim Beta wird dem Index der feste Wert „1“ zugesprochen. Weicht die Volatilität des Fonds um 15 Prozent nach unten ab, ist sein Beta 0,85, weicht er 15 Prozent nach oben ab, ist es 1,15. Ein Wert über 1 spricht gegen den Fonds, ein Wert unter 1 für ihn. Das Beta eines Fonds ist negativ, wenn sich Fonds und Index abwärts bewegen.
Information Ratio
Um die Qualität des Managements eines bestimmten Fonds besser einschätzen zu können, ist die Information Ratio eine zentrale Kennzahl. Errechnet wird die Information Ratio, indem man die FondsRendite durch das FondsRisiko teilt. Die Rendite wird hierbei mit Alpha gemessen. Das FondsRisiko anhand des Tracking Errors. Je höher dieser Wert ist, desto besser das Management des zu untersuchenden Fonds.
Korrelation
Ist die Kennziffer für die wechselseitige Abhängigkeit zweier Investments. Angegeben wird, wie wahrscheinlich sich die Kursverläufe gegenläufig (Korrelation -1), unabhängig (Korrelation 0) oder gleichläufig (Korrelation +1) verhalten.
Kurs-Buch-Verhältnis (KBV)
Das KBV ist eine Kennzahl für den Substanzwert eines Unternehmens. Es wird errechnet, in dem man den Aktienkurs durch den Buchwert je Aktie teilt. Der Buchwert der Aktiengesellschaft ergibt sich durch den Abzug der Verbindlichkeiten von der Summe der Aktiva. Der Buchwert der Aktie ist das Ergebnis der Teilung des Unternehmensbuchwerts durch die Anzahl der Aktien. Je niedriger der Wert ist, desto preiswerter ist die Aktie. Der Kurs entspricht der Substanz des Buchwerts. Dann hat die Aktie einen „fairen“ Wert.
Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV)
Das KCV ist eine Kennzahl der Liquidität eines Unternehmens. Man erhält es, in dem man den Aktienkurs durch den Cashflow je Aktie teilt. Der Cashflow eines Unternehmens bildet die wirklichen Zahlungsflüsse in einer bestimmten Zeitperiode ab. Sein Wert gibt das Volumen der im Unternehmen für Investitionen und Verbindlichkeiten vorhandenen liquiden Mittel an. Mit dem KCV kann die Entwicklung der Ertragskraft einer Aktiengesellschaft bewertet werden. Dabei gilt eine Aktie als umso preiswerter, je niedriger ihr KCV ist.
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)
Das KGV ist die Kennzahl der Ertragskraft eines Unternehmens. Es wird errechnet, in dem man den Aktienkurs durch den Gewinn je Aktie teilt. Hier gilt: Je niedriger die Kennzahl, desto preiswerter ist die Aktie. Ein niedriges KGV bedeutet an der Börse ein Einstiegssignal in die Aktie. Sie gilt als unterbewertet und hat Aufstiegspotenzial. Liegt ihr KGV über dem Marktdurchschnitt, ist das ein Ausstiegssignal. Sie gilt als überbewertet. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Kurs fällt ist hoch.
R²
Diese Kennzahl drückt den Prozentsatz der Bewegungen eines Fonds aus, die durch Bewegungen in seinem Referenzindex erklärt werden können. R² ist das Quadrat der Korrelation. Das heißt, dass maximale R² liegt bei 1. Dies bedeutet, dass 100,0 Prozent der Entwicklung des Fonds durch den Referenzindex bestimmt wird. Ein R² von 0,5 bedeutet, dass 50,0 Prozent der Entwicklung des Fonds das Ergebnis der Entwicklung des Referenzindex ist. Je deutlicher diese Zahl unterhalb von 1 liegt, umso unabhängiger ist der Ertrag des Fonds vom Referenzindex. R² wird genutzt, um die Aussagekraft von Beta zu bestimmen. Je höher das R², desto signifikanter das Beta, weil klar wird, wie sehr eine erhöhte und niedrige Risikokennziffer auf aktivem FondsManagement oder Marktentwicklung basiert.
Sharpe Ratio
Ist die Kennziffer für einen Rendite-Risiko-Vergleich zwischen unterschiedlichen Geldanlagen.
Die nach dem Nobelpreisträger William Sharpe benannte Kennziffer misst die durchschnittliche Rendite in Bezug auf das eingegangene Risiko. Dabei wird der Fonds mit dem risikolosen Geldmarkt konfrontiert. Angenommen, die Sharpe Ratio liegt beim Fonds bei 0,40 und beim Index bei 0,30. Dann erwirtschaftet der Fonds mit jedem Risikoschritt ein Drittel mehr Rendite als der im Index dargestellte Markt. Eine negative Zahl bedeutet: Der Fonds ist schlechter als der Geldmarkt.
Tracking Error
Ist die Kennziffer für die Spurabweichung des Fonds vom Index. Sie misst, wie stark die Positionen und ihre Gewichtung im Portfolio des Fonds prozentual von denen des Index abweichen. Je niedriger der Tracking Error, desto stärker orientiert sich der FondsManager am Vergleichsindex. Je höher der Wert ist, desto unabhängiger bewegt sich der FondsManager in seinem Markt.
Gerd Bennewirtz ist als geschäftsführender Gründungsgesellschafter der SJB FondsSkyline OHG 1989 Herausgeber speziell auf Privatinvestoren zugeschnittener Newsletter. Die täglich, wöchentlich und monatlich erscheinenden Publikationen können gratis angefordert werden unter FondsEcho@sjb.de oder www.sjb.de.
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.