Euro am Sonntag-Serie

Nachhaltigkeit: Es grünt immer grüner

03.02.18 03:00 Uhr

Nachhaltigkeit: Es grünt immer grüner | finanzen.net

Gewinne mit gutem Gewissen - neue Gesetze machen die Kür zur Pflicht. Unternehmen müssen handeln, Anleger profitieren davon.

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von Maren Lohrer, Euro am Sonntag

Beim Blick aus der Internationalen Raumstation ISS auf das Amazonas-Gebiet war Astronaut Alexander Gerst schockiert: "Das ist unsere grüne Lunge und so viel davon ist schon gerodet." Ihm sei klar geworden, wie dünn und verwundbar unsere schützende Atmosphäre ist: "Wir haben keinen Planeten B." Klimawandel und Umweltzerstörung gehören zu den größten Gefahren. Nachhaltigkeit ist das Gebot der Stunde.



Wer nicht nachhaltig handelt, dem fällt dies schnell auf die Füße: Getürkte Schadstoffwerte bei Dieselmotoren haben VW und anderen Autoherstellern Strafen in Milliardenhöhe beschert. Leidtragende sind neben den Kunden die Aktionäre. Doch allzu oft müssen zuerst Reputation und Aktienkurs leiden, bis die Unternehmensspitze umdenkt. €uro am Sonntag zeigt in einer dreiteiligen Serie (siehe unten), wie relevant Nachhaltigkeit für Unternehmen, Verbraucher und Anleger ist und wie sich ernst gemeinte Initiativen und Angebote von leeren Versprechungen und reiner Abzocke unterscheiden lassen.

"Nachhaltigkeit wird für Unternehmen erst ein Geschäftsmodell, wenn ihnen aufgezeigt wird, wie ihre Zukunftsfähigkeit damit zusammenhängt", sagt Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags. Bislang sind die deutschen Unternehmen hier eher mittelmäßig. "Wir haben internationale Vergleiche durchgeführt und gesehen, dass die angelsächsischen Länder in gesellschaftlichen Aspekten besser aufgestellt sind", so Stefan Schaltegger, Leiter des Centre for Sustainability Management (CSM) an der Leuphana Universität Lüneburg.


Zwar gibt es hierzulande viele Anstöße, etwa den renommierten Deutschen Nachhaltigkeitspreis, Initiativen wie "Cotton made in Africa" der Otto Group oder Foren wie Econsense. Aber wie sieht es mit der Breitenwirkung aus? Nachhaltiges Wirtschaften bedeutet, dass die Unternehmen zusätzlich zu den ökonomischen auch ökologische und gesellschaftliche Aspekte berücksichtigen. "Dies ist eine klare Abkehr vom einfachen Shareholder-Value-Prinzip, also der Verpflichtung, nur seinen Anteilseignern gegenüber verantwortlich zu sein", so Expertin Katja Mayer. Man wolle hin zu einem Stakeholder- Value-Prinzip, bei dem das Unternehmen Wert für alle Anspruchsgruppen im direkten oder indirekten Umfeld schafft. Zukünftig können Unternehmen keinen Bogen mehr um das Thema machen.

So sieht das Pariser Klimaschutzabkommen als Kernziel vor, die Erderwärmung auf 1,5 bis zwei Grad Celsius zu begrenzen. Die EU will, dass bis 2030 rund 40 Prozent weniger Treibhausgase ausgestoßen werden als 1990. Auf die einzelnen Staaten heruntergerechnet, müsste Deutschland 55 Prozent weniger Treibhausgase als 1990 produzieren. Diese Forderungen gibt die Politik auch an die Wirtschaft weiter.

Die Angst vor den Kosten

Ganz unmittelbar treffen die Unternehmen zudem neue Berichtspflichten: Sie müssen laut EU-Richtlinie 2014/95/EU Auskunft über Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelange, zur Achtung der Menschenrechte und Bekämpfung von Korruption geben. Dieses Nachhaltigkeits-Reporting betrifft zwar nur mittlere und große Firmen mit einer Bilanzsumme über 20 Millionen Euro und mit mehr als 500 Beschäftigten. Doch über die Lieferkette wird es schnell auch kleinere Unternehmen treffen, die in der Nachhaltigkeitsberichterstattung unerfahren sind.

Im Mittelstand wird das Thema oft nicht in Angriff genommen - aus Angst vor den Kosten. Jürgen Mathar, der mit der Agentur Five Competences Unternehmer schult, hat festgestellt, dass die Belastungen oft überschätzt werden. "Insbesondere vor dem Hintergrund einer sich sicher weiter verschärfenden Regulierung ist gut beraten, wer sich frühzeitig mit dem Thema auseinandersetzt - abgesehen davon, dass man sein Unternehmen noch besser kennen und lenken lernt und die Zukunftsfähigkeit stärkt", so Mathar.

Unternehmen tun gut daran, das Thema ernsthaft anzugehen. Wer sich lediglich einen grünen Anstrich verpasst, läuft Gefahr, seine Reputation zu verlieren. Soziale Netzwerke und NGOs decken sogenanntes Greenwashing schnell auf. Das Medienecho ist enorm, etwa bei BP. Der britische Ölkonzern war 2010 mitverantwortlich für den Untergang der Tiefsee-Ölplattform "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko. Der Börsenkurs brach ein, das Image wurde stark geschädigt. Denn BP hatte sich zuvor mit dem Slogan "Beyond Petroleum" und einem Sonnenlogo präsentiert, aber trotz Rekordgewinnen Sicherheitsmaßnahmen vernachlässigt.

Noch im Mai 2015 lobte sich VW selbst für seinen Nachhaltigkeitsbericht 2014. "Und wir wollen unsere Gestaltungskraft zum Wohl von Mensch, Umwelt und Gesellschaft nutzen", sagte der damalige Chef Martin Winterkorn. Dann kam Dieselgate. Im Herbst 2015 flog VW aus dem wichtigsten Nachhaltigkeitsindex, dem DJ Sustainability.

Prima Klima?

Vor rund 45 Jahren veröffentlichte der Club of Rome, ein internationaler Zusammenschluss von Experten, die Studie "The Limits to Growth" ("Grenzen des Wachstums"). Dies gilt als die Geburtsstunde des Nachdenkens über Nachhaltigkeit. In der Studie - übrigens damals hauptfinanziert von der Volkswagen Stiftung - wurden mit Computersimulationen Wechselwirkungen analysiert: Bevölkerungsdichte, Energiebedarf, Industrialisierung, Nahrungsmittelressourcen, Rohstoffreserven.

Die Wissenschaftler nahmen an, dass das lokale Handeln jeder einzelnen Volkswirtschaft langfristig dramatische globale Auswirkungen habe. Die Szenarien waren holzschnittartig, die Studie wurde hierfür kritisiert. Dennoch hat sie das Bewusstsein für Nachhaltigkeit geschaffen: Die erste UN-Umweltkonferenz folgte im selben Jahr. Zehn Jahre später brachte die neue UN-Kommission WCED (World Comission on Environment and Development) neuen Schwung in die erlahmte Debatte. Ökonomische, gesellschaftliche und ökologische Entwicklung - diese drei Punkte standen dann bei der UN-Konferenz "The Earth Summit" in Rio de Janeiro 1992 im Fokus. Die 23. UN-Klimakonferenz mit rund 22.000 Teilnehmern tagte im November 2017 in Bonn unter dem Vorsitz des Inselstaats Fidschi, Nummer 24 wird dieses Jahr im polnischen Kattowitz stattfinden.














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