Euro am Sonntag-Fondsspecial

Mischfonds-Manager: Die mit dem goldenen Händchen

16.11.16 15:00 Uhr

Mischfonds-Manager: Die mit dem goldenen Händchen | finanzen.net

Erstklassige Anleihen waren einmal sichere Zinsbringer. Heute holt man sich mit ihnen unverzinstes Risiko ins Portfolio. Manager moderner und klassischer Mischfonds haben sich längst Ersatz gesucht.

von Andreas Hohenadl, Euro am Sonntag

Die Erklärung war knapp und unmissverständlich. "Uns gehen die Staatsanleihen aus, die positive Zinsen bieten", verriet Frank Breiting in einem Interview. Breiting leitet bei der Deutschen Asset Management das Geschäft mit der privaten Altersvorsorge und Versicherungen. Anfang November musste er erklären, warum die Deutsche-Bank-Tochter mehrere Garantiefonds der absatzstarken Flex-Pension-­Reihe vorzeitig schließt.



Die Anleihen sind also schuld, dass die Garantiefonds nicht mehr funktionieren. Denn die Portfolios bürgen für das eingesetzte Kapital. Anleger sollen mit ihnen aber auch von den Chancen der Aktienmärkte profitieren. Doch erst wenn sicher ist, dass die Erträge aus festverzinslichen Papieren für das Garantieniveau reichen, können sie den Rest der Anlagesumme in Aktien stecken. Zuletzt floss aber fast alles Geld der Fonds in die Garantien - sichere Staatsanleihen aus dem Euroraum. Am Aktienmarkt konnte praktisch nicht mehr investiert werden.

Die Misere mit den niedrig bis negativ verzinsten Anleihen höchster Bonität betrifft auch klassische Mischfonds. Zwar bieten diese Produkte keine Kapitalgarantie für Anleger, doch auch sie setzten in der Vergangenheit bevorzugt auf sichere Festverzinsliche, um ein Polster an regelmäßigen Erträgen zu ­haben, das Kursverluste auf der Aktienseite abfedert. Doch diese Zeiten sind vorbei. "Bei Anleihen ist das Risikoprofil mittlerweile sehr asymmetrisch. Man lädt sich mehr und mehr Risiken ein und erhält nahezu keinen Ertrag mehr", sagt Harald Braml vom Münchner Analysehaus FondsConsult. Die Gefahr: Steigt das allgemeine Zinsniveau wieder, werden aus Kursgewinnen bei Anleihen schnell Verluste. Dabei gilt: Je länger die Restlaufzeit einer Anleihe, desto heftiger die Kurs­ausschläge.


Der Fondsbranche ist dieses Problem bekannt. Ihre Lösung: eine Erweiterung des Anlageuniversums. Statt nur in Aktien und Anleihen anzulegen, sollen moderne Mischfonds auch Immobilien­investments eingehen können, auf die Entwicklung von Währungen oder auf andere Fonds setzen können. Auch Edelmetallanlagen sind erlaubt. Von dieser Möglichkeit macht etwa der FvS Multiple Opportunities Gebrauch. Der Fonds der Kölner Vermögensverwaltung Flossbach von Storch hält traditionell rund zehn Prozent des Vermögens in Edelmetallen. Derzeit sind es rund 13 Prozent. Der beliebte Mischfonds profitierte damit von der guten Preisentwicklung bei Gold in diesem Jahr.

Risiken - bewusst oder unbewusst

Flexibel in Aktien, Anleihen und bis zu 30 Prozent in andere Investmentfonds darf laut Anlagerichtlinien der Multi Opportunities III investieren. Dieses Portfolio ist trotz Namensähnlichkeit nicht mit dem Flossbach-Fonds zu verwechseln. Doch wie dieser zählt der dynamische Mischfonds der Deutschen Asset Management zu den überzeugendsten Vertretern seiner Zunft. "Der Fonds hat prinzipiell große Freiräume", sagt Gunnar Friede, der das Portfolio zusammen mit Starmanager Klaus Kaldemorgen lenkt. "Im Wesentlichen konzentriert sich der Fonds aber auf Aktien und Unternehmensanleihen. Daneben nutzt er Futures, um die Aktienquote und das Gesamtrisiko zu steuern."

Auch Friede sagt: "Im Anleihebereich haben wir derzeit oftmals Risiken, die nicht adäquat durch Zinsen entschädigt werden. So kommt es, dass Investoren zwangsläufig ins Risiko gehen - bewusst oder unbewusst." Seine Aufgabe sieht er darin, dieses Risiko zu managen, sodass es für den Anleger tragbar ist. Das gelang ihm in den vergangenen fünf Jahren ausgesprochen gut. Der Fonds zählt zu den Top-Performern in diesem Zeitraum.


Auch vor den kommenden Jahren ist Friede nicht bang. "Auch wenn das aktuelle Zinsniveau bei Staatsanleihen nicht nachhaltig ist, werden vor allem die Zentralbanken in Europa und Japan die Zinsen wohl noch für längere Zeit niedrig halten." In der Konsequenz setzt er bei europäischen und nordamerikanischen Anleihen eher auf den mittleren Laufzeitenbereich.

Generell geht Friede davon aus, dass der Anteil des Bond-Portfolios wenig auf das Gesamtportfolio durchschlagen wird. Denn zum einen sind aktuell nur zwölf Prozent in Anleihen investiert, zum anderen setzt der Fondsmanager nur auf globale Unternehmensanleihen mit vergleichsweise hohen laufenden Kupons. Die durchschnittliche Verzin­sung der Bonds bis zur Fälligkeit liegt bei sechs Prozent. Sollten die Anleihen vorzeitig gekündigt werden, liegt die Rendite bei durchschnittlich vier Prozent. "Das sollte bei steigenden Zinsen einen gewissen Puffer bieten", so Friede.

Viele Ertragsquellen nutzen

Deutlich anleihelastiger als der Multi Opportunities III ist der Kepler-Vorsorge-Mixfonds aufgestellt. Durchschnittlich 65 Prozent hält Kurt Eichhorn, der den Fonds zusammen mit Rudolf Gatt­ringer managt, im Portfolio. Mit dieser Mixtur zählt der Fonds eher zur defensiven Zunft der Mischfonds. Dennoch schaffte es das Managerduo, in den vergangenen fünf Jahren auch viele wesentlich offensiver aufgestellte Mischport­folios abzuhängen.

Wie viele andere Fondslenker hat Eichhorn das Zinsänderungsrisiko in seinem Rentenportfolio reduziert. Die durchschnittliche Duration liegt aktuell bei sechs Jahren. Noch kürzer möchte er sie nicht haben, "da die Erfolgsquoten erfahrungsgemäß nicht sehr hoch sind, wenn man in diesem Punkt zu sehr von seinem Vergleichsindex abweicht".

Bewusst richtet er den Anleiheteil mittelfristig aus und setzt nicht auf kurzfristige Veränderungen am Markt. Sein Rezept: "Das Portfolio breit aufstellen und auf möglichst viele Ertragsquellen setzen." So mischt er etwa kleinvolumige Anleihen aus weniger liquiden Märkten bei, die im Gegenzug höhere Renditen bieten. Auch osteuropäische Euroanleihen oder nachrangige Papiere von Banken finden sich in seinem Portfolio. In Summe hält er derzeit 175 Bond-Positionen, wobei der Großteil mit einem Rating von "BBB" noch im Invest­ment-Grade-Bereich angesiedelt ist.

Was moderne Mischfonds über eine Erweiterung der Anlageklassen bewerkstelligen wollen, versuchen klassische Portfolios wie der Vorsorge-Mixfonds oftmals über eine breitere Streuung des Kapitals auch in ausgefallenere Papiere. Und bisher schlagen sich klassische Misch­fondskonzepte aus Aktien und Anleihen nicht unbedingt schlechter als Portfolios, die in noch mehr Anlageklassen investiert sind. Denn bei diesen fallen häufig höhere Gebühren an, die auch erst verdient werden müssen.

Investor-Info

FvS Multiple Opportunities
Dickschiff mit Goldnote

Im zehn Milliarden Euro schweren Mischfonds des Vermögensverwalters Bert Flossbach dominieren in der Regel globale Aktien, ­aktuell sind es knapp 70 Prozent. Der Fokus liegt dabei auf Qualitätstiteln wie Nestlé oder Unilever. Die Rentenquote ist mit knapp neun Prozent aktuell relativ niedrig. Dafür hält Flossbach gut 13 Prozent der Anlagesumme in Gold. Auf Sicht von fünf Jahren steht ein Wertzuwachs von 57 Prozent.

Multi Opportunities III
Der Dynamiker

Der Fonds der Deutschen Asset Management gehört zu den dynamischen Produkten am Markt. Im Durchschnitt liegt die Aktienquote bei 75 Prozent. Bei den Anleihen favorisiert Fondsmanager Gunnar Friede Unternehmensbonds mit höherer Verzinsung. Das Durchschnittsrating der Papiere liegt bei "BBB-". Über die vergangenen fünf Jahre ­erzielte der Fonds ein Plus von 86 Prozent. Die Verwaltungsgebühren sind niedrig.

Kepler Vorsorge Mixfonds Defensiv, aber oho

Ein Drittel Aktien, zwei Drittel Anleihen - mit dieser Mixtur erzielte der Fonds der österreichischen Gesellschaft Kepler rund 66 Prozent Plus über die vergangenen fünf Jahre. Das Portfolio ist auf einen mittelfristigen Anlagehorizont ausgerichtet, gewisse Risiken werden in Kauf genommen. Bei den Anleihen bewegt sich Fondsmanager Kurt Eichhorn gern abseits der ausgetretenen Pfade. Sein Kollege Rudolf Gattringer steuert die Aktienauswahl bei, bei der er sowohl auf Titel der Industrie- als auch der Schwellenländer setzt.

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