Dividendenjäger: Das sind die Top-Fonds für Anleger!
Vor 15 Jahren kam mit dem DWS Top Dividende ein Fonds auf den Markt, der auf ausschüttungsstarke Unternehmen setzte. Die Idee fand viele Nachahmer, die heute ebenfalls Milliarden verwalten.
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von Andreas Hohenadl, Euro am Sonntag
Das Konzept war schnell auf den Punkt gebracht: ein weltweit anlegender Aktienfonds, der sich an der Dividendenrendite der Unternehmen orientiert. So ein Portfolio wollten die Produktverantwortlichen der DWS gern in ihrer Angebotspalette haben. Doch die gestandenen Fondsmanager des Hauses zeigten vor 15 Jahren offenbar wenig Interesse. Einige fanden das Thema vielleicht langweilig. Denn dividendenstarke Unternehmen zählten zur sogenannten Old Economy, und diesen Titeln wurde wenig Wachstumspotenzial zugetraut.
Eine junge, aufstrebende Fondsmanagerin aber ließ sich nicht beirren: Sonja Schemmann. Der damalige Aktienchef Klaus Kaldemorgen traute ihr den Job zu, und Schemmann übernahm im April 2003 die Leitung des Fonds. Eine glänzende Entscheidung, wie sich bald herausstellte. Denn schon Ende des Jahres zählte der DWS Top Dividende zu den Bestsellern des Frankfurter Hauses. Und zwei Jahre nach dem Start verwaltete Schemmann bereits fünf Milliarden Euro in dem Portfolio.
Heute ist der DWS Top Dividende mit mehr als 17 Milliarden Euro Anlagevolumen der größte Aktienfonds Deutschlands und zählt zu den Lieblingen der Anleger. Dass diese Erfolgsstory so weiterging, ist das Verdienst von Thomas Schüßler. Er übernahm im Herbst 2005 das Ruder. Schemmann, die heute den Nachnamen Laud trägt, war überraschend zum britischen Konkurrenten Schroders gewechselt. Ihr Nachfolger Schüßler hielt Kurs mit dem Fonds - und bewies zum Beispiel während der Finanzkrise ein gutes Händchen, als er sich frühzeitig von Bankaktien trennte.
Für die DWS, wie die Deutsche-Bank-Tochter nach einigen Umbenennungen seit diesem Jahr wieder heißt, ging das Kalkül jedenfalls auf. Sie wollte mit dem Dividendenfonds ein konservatives Angebot für Aktienanleger haben, die nach einer rasanten Talfahrt an der Börse zur Jahrtausendwende von spekulativen Titeln genug hatten.
Planbare Einnahmen zählen
An der Grundidee eines stabilen, ausschüttungsstarken Portfolios hat sich bis heute nichts geändert. So betont Marcus Poppe, der Schüßler seit 2016 als Co-Manager zur Seite steht: "Wir sind vom langfristigen Erfolg einer defensiven Anlagestrategie, vor allem über den kompletten Konjunkturzyklus hinweg, überzeugt." Die Manager setzen bewusst auf Unternehmen, die keine Wachstumswunder sind, sondern sich durch solides Wirtschaften und planbare Einnahmen auszeichnen. "Besonderen Wert legen wir auf die Nachhaltigkeit und kontinuierliche Steigerung der Ausschüttung", so Poppe.
An attraktiven Dividenden mangelt es in der Tat nicht. So sind die Gewinnausschüttungen der Unternehmen weltweit 2017 um 7,7 Prozent auf ein Rekordhoch von 1,25 Billionen US-Dollar gestiegen. Und mit einer ähnlichen Wachstumsrate soll es auch in diesem Jahr weitergehen. Ein lohnendes Ziel also für Fonds, die sich auf hohe Ausschüttungen spezialisiert haben.
Die Anlagevehikel können mit ihrer Strategie zwei Arten von Investoren bedienen. Zum einen solche, die nach regelmäßigen und stabilen Erträgen suchen. Denn die bekommen sie auf ihr Depotkonto gebucht, sofern sie die ausschüttende Anteilsklasse eines Dividendenfonds wählen. Dabei sollte man sich aber bewusst sein, dass diese Portfolios auf keinen Fall mit der Stabilität eines Sparbuchs vergleichbar sind. Denn als Aktienfonds unterliegen Dividendenportfolios Kursschwankungen, die auch mal heftiger ausfallen können. Ein entsprechend langer Anlagehorizont von fünf Jahren und mehr ist auch bei diesen Produkten sinnvoll.
Eine langfristige Investition vorausgesetzt, sind die Produkte speziell für vorsichtigere Anleger eine gute Wahl. Denn wie Untersuchungen immer wieder zeigen, schwanken Dividendenaktien weniger stark als der Gesamtmarkt und Aktien ohne Dividende. "Der Wermutstropfen: Vor allem in stark steigenden Märkten können diese Titel nicht voll mithalten. In den vergangenen beiden Jahren waren wachstumsstarke Technologieaktien sehr gefragt und haben die Börsen getrieben", sagt DWS-Manager Poppe. Viele Dividendenfonds konnten in dieser Zeit nicht glänzen. "Mittlerweile sind klassische Dividendenwerte im Schnitt äußerst günstig geworden", so Poppe. "Historisch gesehen ein guter Zeitpunkt, um einzusteigen."
Dazu kommt, dass die regelmäßigen Ausschüttungen der Unternehmen über einen längeren Zeitraum betrachtet einen erheblichen Anteil an der Gesamtrendite einer Aktie ausmachen. Besonders augenfällig wird das, wenn man den deutschen Standardwerteindex DAX betrachtet: Rechnet man die Dividenden wie üblich mit ein, entwickelte sich das Kursbarometer in den vergangenen 20 Jahren rund dreimal so gut wie der Index ohne reinvestierte Ausschüttungen. Eine Faustregel besagt, dass rund die Hälfte der Aktienerträge aus reinvestierten Dividenden stammt.
Milliardenschwere Fonds
In den zurückliegenden Jahren haben Dividendenstrategien jedenfalls viele Anhänger gefunden. Das belegt nicht nur das Volumenwachstum beim DWS Top Dividende. Auch viele entsprechende Konkurrenzprodukte verwalten mittlerweile Milliardensummen. Nach einer Auswertung des Analysehauses Morningstar für €uro am Sonntag kommen aktuell rund 20 Fonds auf ein Anlagevolumen von knapp einer Milliarde Euro und darüber.
Betrachtet wurden dabei ausschließlich die Kategorien Europe Equity Income und Global Equity Income, das heißt die Gruppen an Fonds, die sich auf dividendenstarke Aktien in Europa und weltweit konzentrieren.
Zu den 15 Fonds mit dem größten Volumen sind in der Tabelle unten wichtige Kennzahlen abgebildet. Unter anderem ist die Wertentwicklung - inklusive Dividenden - über ein Jahr sowie die durchschnittliche Wertentwicklung pro Jahr über drei und fünf Jahre gelistet. Zudem werden die Ausschüttungsrenditen der vergangenen drei Kalenderjahre angegeben (zur Berechnung siehe Investor-Info). Anleger können damit überblicken, wie stabil die Ausschüttungen des Fonds über einen längeren Zeitraum sind. Die Redaktion hat in der Tabelle ausschließlich ausschüttende Anteilsklassen gelistet. Und bis auf den Schroder ISF Global Dividend Maximiser sind nur Fonds aufgeführt, deren Basiswährung Euro ist.
In den Daten zeigen sich teils deutliche Unterschiede zwischen den Fonds. So fällt beim eben genannten Schroders-Fonds die hohe Dividendenrendite über die vergangenen drei Jahre auf. Erzielt werden die stattlichen Ausschüttungen auch mithilfe von Derivaten. Denn das Managementteam um Ian Kelly handelt mit Optionen. Dabei wird das Recht, Aktien zu einem bestimmten Preis zu kaufen oder zu verkaufen, gegen Zahlung einer Prämie veräußert. Dieses Zusatzgeschäft kann beim Schroders-Fonds neben den Dividenden bis zur Hälfte der Auszahlungen beitragen.
Auch die in Europa und weltweit anlegenden Equity-Target-Income-Fonds des französischen Anbieters Amundi arbeiten nach diesem Prinzip. Auch dort erzielen die Fondsmanager Karl Huber und Thomas Radinger Extraerträge durch das Vereinnahmen von Optionsprämien. Diese sind nötig, um den ambitionierten Zielertrag zu schaffen, den das Fondsmanagement Jahr für Jahr neu festlegt. In puncto Wertentwicklung hinkt der Amundi European Equity Target Income aber über drei und fünf Jahre der Konkurrenz hinterher. Im Gegensatz zum Schroders-Fonds, der auch in dieser Hinsicht gut abschneidet.
Fokus auf Dividendenwachstum
Wer als Anleger weniger von Ertragsmaximierung durch Optionen hält und eher einen klassischen Dividendenfonds sucht, hat auch hier die Wahl zwischen verschiedenen Strategien. So ist zum Beispiel Stuart Rhodes mit dem M & G Global Dividend bewusst "sportlicher" unterwegs als andere Manager in dem Bereich. Denn Rhodes setzt bevorzugt auf Unternehmen, die ihre Dividenden laufend erhöhen können. Das setzt natürlich ein gewisses Wachstum voraus, und so sind die Titel in seinem Portfolio meist konjunkturanfälliger und schwankungsreicher als viele klassische Dividendenaktien etwa aus der Versorger- oder Telekombranche.
In den Milliardenklub der Dividendenportfolios hat es aber auch ein ETF geschafft: der iShares Stoxx Global Select Dividend 100. Mit ihm setzen Anleger auf einen Index, der die 100 Unternehmen mit der höchsten Dividendenrendite in den USA, Europa und Asien abbildet. In den vergangenen fünf Jahren waren damit jährliche Renditen von knapp acht Prozent im Schnitt möglich.
Generell scheinen sich Anleger beim Thema Dividendenstrategien bei aktiven Fondsmanagern zurzeit noch besser aufgehoben zu fühlen - zumindest, wenn es nach dem Volumenranking der Morningstar-Rangliste geht.
Die grössten Dividendenfonds auf dem deutschen Markt (pdf)
Investor-Info
Dividende
Beteiligung am Gewinn
Aktionäre werden oft über Dividenden am Bilanzgewinn eines Unternehmens beteiligt. Sie werden persönlich zur Hauptversammlung, auf der die Dividende beschlossen wird, eingeladen. Sind sie über einen Fonds investiert, nimmt die Investmentgesellschaft daran teil.
Dividendenrendite
So errechnet sich die Zahl
Um die Dividendenrendite zu ermitteln, wird die Ausschüttung je Aktie durch den aktuellen Kurs geteilt und dann mit 100 multipliziert. Beispiel: Steht eine Aktie bei 200 Euro und werden fünf Euro je Aktie ausgeschüttet, beträgt die Dividendenrendite 2,5 Prozent. Bei Fonds errechnet sich die Zahl, indem alle Ausschüttungen eines Jahres durch den Fondskurs am Ende des betreffenden Jahres geteilt und dann mit 100 multipliziert werden.
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