Ex-Jugoslawien-Fonds Apollo Balkan: Chancen- aber auch risikoreich!

Der Westbalkan steht am Scheideweg. China, die Türkei und Russland kämpfen um Einfluss. Der EU-Beitritt verzögert sich. Dennoch gibt es erste Reform-Erfolge.
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von S. Gusbeth, Euro am Sonntag
Die Narben des Bosnien-Kriegs sind in Sarajevo noch allgegenwärtig. Einschusslöcher an den Fassaden vieler Häuser erinnern an die blutigen Kämpfe zwischen vorwiegend muslimischen Bosniaken, orthodoxen Serben und katholischen Kroaten. Noch heute, ein Vierteljahrhundert später, lähmen ethnisch-nationalistische Differenzen das Land.
Daran wird sich auch nichts ändern, nachdem die 3,5 Millionen Einwohner Bosnien und Herzegowinas (BiH) am Sonntag über die künftige Regierung abgestimmt haben. Der Vielvölkerstaat ist beispielhaft für die wieder zunehmenden Spannungen auf dem Westbalkan, sowie die wachsende geostrategische Einflussnahme von außen in der Region.
Geostrategischer Spielball
Die Türkei und Saudi-Arabien versuchen mit finanzieller Unterstützung für die muslimische Bevölkerungsgruppe ihren Einfluss auszubauen. Russland will über seinen Verbündeten Serbien die Mitgliedschaft des Landes im Militärbündnis NATO verhindern. China sichert sich mit Milliardenaufträgen im Rahmen der Seidenstraßeninitiative Zugang zu kritischer Infrastruktur. Die USA könnten mit ihrem Vorschlag zum Tausch umstrittener Gebiete im Kosovo die gesamte Region befrieden - oder die fragile Stabilität gefährden.
Nur die Europäische Union (EU) scheint derzeit zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um sich entscheidend in Südosteuropa zu engagieren. Der Austritt Großbritanniens, die Schuldenkrise Italiens und die Wahlen der Kommission 2019 sorgen dafür, dass der Westbalkan vom Radar vieler EU-Politiker verschwunden ist. Hinzu kommt eine spürbare Erweiterungsmüdigkeit in den Mitgliedsstaaten.
Dabei hat die EU-Kommission im Februar eine neue Westbalkan-Strategie verabschiedet. Sie stellt den Ländern, bei entsprechenden Reformerfolgen, die Mitgliedschaft bis 2025 in Aussicht. Grund sind die sicherheitspolitischen und wirtschaftlichen Interessen in der Region inmitten Europas. Im Juni erhielten so Albanien und Mazedonien grünes Licht für Beitrittsgespräche. Doch der Weg vom Kandidaten zum Mitglied ist lang: Montenegro verhandelt seit 2012 über den EU-Beitritt, Serbien seit 2014. Nur Kroatien ist seit 2013 EU-Mitglied.
Gemeinsames Ziel EU
Zwar dauere der Prozess länger als erwartet, doch die Länder in der Region bemühen sich um eine Aufnahme in die EU, beobachtet Fondsmanager Joachim Waltl. Er verwaltet den auf Ex-Jugoslawien spezialisierten Fonds Apollo Balkan Equity. Für ein Investment in der Region sprächen "günstig bewertete Aktien, hohe Dividenden, gute makroökonomische Daten und die Reformfortschritte", fasst er zusammen.
Allerdings sei die Liquidität nach der Griechenland-Krise noch nicht wieder zurück gekommen. Optimistisch stimmen ihn die Gespräche über eine Lösung des Konflikts im Kosovo. Sie könnten die EU-Erweiterung beschleunigen.
Denn eines zeigt sich auch bei den Wahlen in Bosnien und Herzegowina. Trotz aller Uneinigkeit verfolgen die großen ethnischen Parteien ein gemeinsames Ziel: Ihr Land soll möglichst schnell der EU beitreten.
Westbalkan-Spezialist
Fondsmanager Joachim Waltl beobachtet eine "wirtschaftliche Erholung" in den Ländern Ex-Jugoslawiens. Auch aufgrund des geringen Fondsvolumens nur für risikobereite Anleger.
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