In der Krise Chancen für die Städte der Zukunft sehen
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Jede Krise birgt potentiell Chancen, die Zukunft besser zu gestalten. So auch die Pandemie, deren Auswirkungen zeitweise gerade in den Großstädten spürbar waren. So sorgte das Virus auf der ganzen Welt für leere Innenstädte - und die Natur eroberte den urbanen Raum. Diese Entwicklung verdeutlichte, wie viel Einfluss das menschliche Handeln auf die Umwelt hat.
Aber auch, dass sie sich regenerieren kann, wenn wir nur einen schonenderen Umgang mit ihr finden. Für die Innenstädte bedeutet das: sie müssen nachhaltiger, durchmischter und smarter werden.
Innenstädte stehen seit jeher vor großen Herausforderungen: zu viel Verkehr und Versiegelung, nicht genug Grün und immer weniger Bewohner und Läden. Schuld daran ist mitunter eine verfehlte Stadtplanung. Ihre Schwächen wurden während der Pandemie noch augenscheinlicher. Die bisherige Tendenz in der Stadtplanung, Innenstädte zu reinen Eventflächen auszubauen, anstatt sie für Bewohnende zu entwickeln und ganzjährig mit echtem Leben zu füllen, war ein Trugschluss. Bei den Einwohnern sorgte das für Probleme wie Lärm, Parkplatzmangel und Zugangssperren und trieb die Entvölkerung der Innenstädte voran. Dazu veraltete Infrastrukturen und anhaltendes Verkehrschaos. Gleichzeitig steigen die innerstädtischen Grundstückpreise durch die enorme Kommerzialisierung. Die pandemiebedingte Materialknappheit trieb die Bau- und Immobilienpreise nur weiter in die Höhe.
Die Pandemie gab aber auch Grund zur Hoffnung: In die Geisterstädten zog nämlich die Natur ein und eroberte sich einen Teil des urbanen Raums zurück. Sobald die Touristenströme ausblieben und Kreuzfahrtschiffe in die Zwangs-Pause mussten, klärte sich das Wasser in Venedigs Kanälen. In Japan tauchten Hirsche in sonst überlaufenen Touristengebieten auf. Füchse wurden in deutschen Innenstädten gesichtet und über die Abnahme des Stadtlärms freuten sich auch die Singvögel. Innerhalb kürzester Zeit war eine Entlastung und Regeneration unserer Umwelt möglich. Das erinnert uns daran, dass Städte ein natürlicher Lebensraum sind, den wir durch unsere Lebensweise wie einem zu hohen Energie- und Benzinverbrauch negativ beeinflussen. Der Verkehr, Lärm und die Abfälle müssen künftig so geregelt werden, dass die Natur in unsere Innenstädte integriert werden kann. In der bisherigen Innenstadtgestaltung wurde darauf kaum wert gelegt. Die Natur und damit Umweltfreundlichkeit existieren nur am Stadtrand.
Lebenswerte Städte durch die Anpassung an den Klimawandel
Durch die derzeit klimaschädliche Gestaltung urbaner Räume sind Städte nicht widerstandsfähig gegen die echten Herausforderungen unserer Zeit, wie etwa extremer Klimabedingungen. Dazu zählen Stürme, Schnee, Hagel, Hitzewellen und vor allem Starkregen. Deutlich machten das die Hochwasser-Katastrophen im vergangenen Sommer. Zunehmende Hitzeperioden sowie ein höherer Versiegelungsgrad in Städten begünstigen zudem den sogenannten Wärmeinsel-Effekt, auch Heat Island Effekte genannt, der höhere Lufttemperaturen von bis zu zehn Grad gegenüber dem Umland erzeugt. Das alles sorgt für eine erhöhte Gefahr von Hochwasser durch Starkregen und Luftverschmutzung. Gegen diese Katastrophen müssen unsere Städte resilient werden.
Die offengelegten Schwachstellen deuten aber auch auf die Schalthebel hin, die uns zur Verfügung stehen, um eine echte Transformation anzuregen. Gegen die Folgen von Starkregen erweisen sich zum Beispiel grüne Flächen nicht nur am Boden als wirksam: Gründächer oder begrünte Fassaden wirken dem sommerlichen Hitzeinseleffekten entgegen und dienen bei Regen als eine Art Schwamm. Am Wohnprojekt Moringa in Hamburg entstehen zum Beispiel mehr begrünte Flächen am Gebäude, als das bebaute Grundstück Quadratmeter hat. Als grüne Lunge produziert der im Jahr 2025 fertiggestellte Wohnkomplex zudem Sauerstoff und reduziert Schadstoffe, das ist gut fürs Mikroklima und die Biodiversität in der Stadt. Moringa ist zudem das erste Wohngebäude hierzulande, das nach dem Cradle to Cradle-Prinzip gebaut wird. So viele Materialien wie eben möglich, sind bei dem Bauvorhaben sortenrein trennbar, rückbaubar, schadstofffrei und in hoher Qualität wiederverwertbar. Hinzu kommt, dass die Planer auf eine modulare Bauweise setzen. Denn was modular gebaut ist und ohne giftige Klebstoffe auskommt, kann auch schneller demontiert und einfacher in die Wertstoffkreisläufe zurückgeführt werden.
Städte und Gemeinden profitieren mit der Anpassung an den Klimawandel von einem insgesamt aufgewerteten Lebensraum. Eine innovative Planung verbessert den Hochwasser- und Hitzeschutz, sorgt für eine bessere Luft und Biodiversität, und schafft attraktive Aufenthaltsräume. Über die Gebäude hinaus steht besonders der Öffentliche Raum, als "Blue-Grüne Infrastruktur" im Fokus. Wenn wir die EU bis zum Jahr 2050 klimaneutral machen wollen, müssen aber auch digitale Lösungen in Kombination mit innovativen, nachhaltigen Konzepten viel stärker zum Einsatz kommen. Es gilt, notwendige Lösungen zur CO2-Reduktion, ob durch Photovoltaik-Anlagen oder den Ausbau der E-Ladeinfrastruktur, sowie Maßnahmen gegen Hochwasser und Heat Island Effekte im Stadtentwicklungsprozess zu berücksichtigen. Nur so können wir resiliente und lebenswerte Städte schaffen.
Die urbane Zukunft ist vernetzt
Eine solche digitale Lösung stellen intelligente Stromnetzte, sogenannte Smart Grids dar. Als zentrale Steuerungseinheit können sie die Energieproduktion und den Energieverbrauch vernetzter Gebäude anhand von Echtzeitdaten optimal aufeinander abstimmen. Damit Gebäude sich klimagerecht mit Energie versorgen können, müssen sie erneuerbare Energien zum Beispiel aus Wind und Sonne nutzen. Derzeit ist es nicht einfach, die Energieproduktion, die Energiespeicherung und den Energieverbrauch optimal aufeinander abzustimmen, ohne dass Stromversorgungsstrukturen an die Grenze der Leistungsfähigkeit kommen. Das liegt daran, dass erneuerbare Energien naturgemäß hohen Schwankungen unterliegen. Smart Grids haben aber auch für dieses Problem eine Lösung: Über Intelligente Stromnetze kommunizieren die Anbieter, die Erzeuger erneuerbarer Energie, die Verbraucher und eben auch Gebäude miteinander. Aus dem Smart Grid erfährt das Energiemanagement der Gebäude zum Beispiel, wann es günstig ist, Energie zu beziehen und wann es wiederum das Netz entlasten kann. So könnten in der Bundesrepublik allein durch Smart Grids 5-10% des Energiebedarfes reduziert werden!
Abbildung 1: Innenstädte müssen zukünftig nachhaltiger, durchmischter und vernetzter werden.
Damit diese intelligente Regulierung funktioniert, müssen Gebäude über entsprechende digitale Technologie und Softwareprogramme verfügen. Als Smart Buildings können Immobilien mit Stromnetzen kommunizieren und ihren Verbrauch bei Bedarf anpassen. Die einzelnen Gebäude vernetzen sich somit zu energieoptimierten Quartieren oder - perspektivisch - zu ganzen Städten. Diese Vernetzung ist entscheidend - und zwar weg von der einzelnen Betrachtung der Gebäude hin zum Quartiers- oder Campusgedanken. Nur wenn Immobilien - auch im Bestand - als Teil eines großen Netzwerks aus Gebäuden, Straßen und grünen Energiequellen funktionieren, lässt sich die Vision von einer klimapositiven Zukunft umsetzen.
Der Blue City-Ansatz von Drees & Sommer vernetzt wichtige Handlungsfelder wie den Gebäudesektor, die digitale Infrastruktur, das Energie- und Wassermanagement und die Mobilität. Das Ziel ist, das Quartier mit Hilfe digitaler und nachhaltiger Methoden resilient, grün und enkelfähig zu machen. Smarte Gebäude erkennen darin mit Hilfe integrierter Künstlicher Intelligenz ungenutzte Räumlichkeiten und fahren den Energieverbrauch selbständig herunter. Tools wie CityBIM helfen dabei, Energiekonzepte oder Nachhaltigkeitszertifizierungen im Modell zu testen. Plattformen wie der Smart City Demonstrator von Drees & Sommer vernetzt Akteure einer Smart City und bündelt ihr Wissen. Über Simulationen fürs Mikroklima oder Fußgängerbewegungen zeigen sie Lösungen für die Herausforderungen von Quartieren auf. Denn die Planung und der Betrieb einer Smart City gelingt nur in Zusammenarbeit von Entwicklern aus unterschiedlichen Sektoren.
"Die Stadt der kurzen Wege"
Bei der klimafreundlichen Quartiersentwicklung gilt es grundsätzlich, den Verkehr weitestgehend zu vermeiden. Das funktioniert in einer "Stadt der kurzen Wege", auch als 15-Minuten-Stadt bekannt: Dieses Konzept beschreibt ein durchmischtes Quartier, in dem verschiedene Bedürfnisse der Bewohner wie Wohnen, Arbeit, Freizeit und Versorgung abgedeckt sind. Alle Einrichtungen sind innerhalb einer Viertelstunde zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar - ungeachtet der ÖPNV-Anbindung. Eine solche Nutzungsmischung macht eine Stadt attraktiver, wettbewerbsfähiger und wird den hohen Anforderungen von Bewohnern und Arbeitgebern gerecht. Ein Stadtviertel hat die ideale Größe, um Synergieeffekte zu heben. Andererseits ist es klein genug, um nicht den Überblick zu verlieren.
Für die verbleibenden Wege bieten sich nachhaltige Mobilitätsformen mit innovativen technischen Lösungen wie Sharing, E-Mobilität oder urbane Seilbahnen an. Noch spiegelt sich das Leitbild einer autogerechten Stadt aus den 1960er und 1970er-Jahren in unseren Städten wider: Mehrspurige Hauptverkehrsstraßen, fehlende Fahrradspuren, mangelnde Parkplätze und viel zu schmale Fußwege führen in fast täglich zum Verkehrschaos. Corona hat einen Vorgeschmack gegeben, wie die Zukunft der Mobilität aussehen könnte: Zwar stieg die Zahl von Autohaltern insgesamt, der Pendelverkehr nahm durch das Homeoffice jedoch ab, viele stiegen auf das Rad um. Europaweit entstanden provisorische Pop-up Bikelanes und bewirkten, dass bis zu 48 Prozent mehr Menschen das Fahrrad nutzten. Man erkannte, dass viele Geschäfts- oder Fernreisen verzichtbar sind.
Die positive Effekte auf die Mobilität werden bleiben und für langfristige Veränderungen im Verhalten sorgen. So ist die "Stadt der kurzen Wege" beispielsweise im Prinz-Eugen-Park in München die Leitidee und zeigt sich nicht nur in der Mischung der Gebäudearten und -nutzungen. In der quartierseigenen Mobilitätszentrale können die Bewohnerinnen und Bewohner Fahrräder, Pedelecs, Lastenräder und Anhänger mieten. Dezentrale Carsharing-Stationen und eine Plattform für privates Carsharing und Mitfahrgelegenheiten erleichtern den Verzicht auf den eigenen PKW. An E-Ladestationen lassen sich Zwei- und Vierräder laden. Und ein digitales Parkraummanagement steuert die individuelle Belegung der Tiefgaragen.
Den Menschen und das Klima in den Fokus rücken
Vieles wird nicht mehr so sein wie vor dem Virus. Veränderungen machen Angst, aber sie eröffnen uns die Chance, einen echten Wandel zu bewirken. Während die Stadtplanung bisher auf Baurecht und Verkehrsplanung ausgelegt war, zeigte die Pandemie, dass der Mensch und das Klima in den Fokus rücken müssen. Die Stadt der Zukunft ist eine, die durchmische Nutzungen bietet, sich selbst mit Energie versorgt und in der alle Gebäude miteinander vernetzt sind. Die Handlungsfelder werden durch diverse Maßnahmen verknüpft - und die Städte dadurch resilient. Denn nur dann können sie den Folgen von Klimawandel, digitaler Transformation und ökonomische Einschnitte wie der Corona-Pandemie standhalten. Eine gezielte Digitalisierung und der Weg zur Smart City sind bei einem derart komplexen Großprojekt wie einer Stadt die einzig zeitgemäßen und wirkungsvollen Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit. Nur so leben wir in Zukunft mit statt gegen die Natur.
Über den Autor:
Gregor Grassl studierte Architektur in München und ist seit 2007 bei Drees & Sommer für zahlreiche Projekte im In- und Ausland verantwortlich. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit liegt im Bereich der nachhaltigen Stadt- und Quartiersentwicklung. Er leitet Projekte vom strategischen Beraten über Entwicklung von Klimaschutzkonzepten bis hin zur Infrastruktursystemplanung internationaler Großprojekte mit City BIM. 2009 rief Gregor Grassl in der DGNB die Arbeitsgruppen "Stadtquartiere" und später auch "Gewerbe und Industriestandorte" ins Leben und leitete diese. 2013 wurde er von der Zukunftsinitiative der Bundesregierung in die "Nationale Plattform Zukunfts-stadt" berufen. Sein Wissen gibt er als und in seinem Buch ‚Nachhaltige Stadtplanung‘ weiter. Drees & Sommer: Innovativer Partner für Beraten, Planen, Bauen und Betreiben. Als führendes europäisches Beratungs-, Planungs- und Projektmanagementunternehmen begleitet Drees & Sommer private und öffentliche Bauherren sowie Investoren seit über 50 Jahren in allen Fragen rund um Immobilien und Infrastruktur - analog und digital. Durch zukunftsweisende Beratung bietet das Unternehmen Lösungen für erfolgreiche Gebäude, renditestarke Portfolios, leistungsfähige Infrastruktur und lebenswerte Städte an. In interdisziplinären Teams unterstützen die über 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an weltweit 46 Standorten Auftraggeber unterschiedlichster Branchen. Alle Leistungen erbringt das partnergeführte Unternehmen unter der Prämisse, Ökonomie und Ökologie zu vereinen. Diese ganzheitliche Herangehensweise heißt bei Drees & Sommer "the blue way".
Drees & Sommer: Innovativer Partner für Beraten, Planen, Bauen und Betreiben.
Als führendes europäisches Beratungs-, Planungs- und Projektmanagementunternehmen begleitet Drees & Sommer private und öffentliche Bauherren sowie Investoren seit 50 Jahren in allen Fragen rund um Immobilien und Infrastruktur – analog und digital. Durch zukunftsweisende Beratung bietet das Unternehmen Lösungen für erfolgreiche Gebäude, renditestarke Portfolios, leistungsfähige Infrastruktur und lebenswerte Städte an. In interdisziplinären Teams unterstützen die rund 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an weltweit 46 Standorten Auftraggeber unterschiedlichster Branchen. Alle Leistungen erbringt das partnergeführte Unternehmen unter der Prämisse, Ökonomie und Ökologie zu vereinen. Diese ganzheitliche Herangehensweise heißt bei Drees & Sommer „the blue way“.
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Bildquellen: Drees&Sommer, Drees&Sommer