Die Lieblingsfonds der Manager
Ein aktueller Branchenreport zeigt, welche Fonds bei europäischen Dachfondsmanagern am beliebtesten sind. Worauf die Anlageprofis setzen, was ihre Fondsfavoriten taugen.
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von Andreas Hohenadl, Euro am Sonntag
Mehr als 9.000 Publikumsfonds buhlen allein in Deutschland um die Gunst der Anleger. Als Privatinvestor kann man hier leicht den Überblick verlieren. Doch auch eine andere Anlegergruppe muss sich regelmäßig neu im Dschungel der Produkte zurechtfinden: die Manager von Dachfonds.
Sie investieren die von Anlegern eingebrachten Gelder nicht direkt in bestimmte Wertpapiere, Immobilien oder andere Wertgegenstände. Stattdessen erwerben sie ihrerseits Anteile an anderen Investmentfonds, den sogenannten Zielfonds. Dass die Manager dieser Portfolios bei der Auswahl ihrer Fonds strikt auf Qualität achten, liegt in ihrem eigenen Interesse. Das bedeutet freilich nicht automatisch eine gute Kursentwicklung ihrer Produkte. Denn entscheidend ist auch, die einzelnen Fonds im Portfolio richtig zu gewichten. Viel Kapital im besten China-Fonds bringt nichts, wenn die Aktienmärkte dort nicht laufen.
Doch auf welche Fonds setzen die europäischen Dachfondsmanager derzeit? Dieser Frage ging das Analysehaus Lipper in einer kürzlich veröffentlichten Studie nach. Dabei untersuchten die Experten mehr als 2.100 Dachfonds in Europa mit einem Anlagevermögen von über 175 Milliarden Euro. Insgesamt repräsentiert diese Gruppe rund 60 Prozent des europäischen Dachfonds-Universums.
Interessant ist das Ergebnis bei den Einzelfonds. Betrachtet man die Liste der Produkte, die von den Dachfonds am stärksten nachgefragt werden, ist eines offensichtlich: Bei den ersten zehn handelt es sich fast durchweg um herausragende Fonds (siehe Tabelle unten). Neun von ihnen werden von €uro am Sonntag und dem Analysehaus FondsConsult mit den Top-FondsNoten 1 und 2 bewertet. Einzig der von Starfondsmanager Mark Mobius gemanagte Templeton Asian Growth trägt die Durchschnittsnote 3. Als etablierter Fonds im Markt und einer der wenigen, die strikt auf unterbewertete Unternehmen in Asien setzen, genießt er trotzdem das Vertrauen vieler Dachfondsmanager.
Auffallend ist, dass in der Liste der Fondsfavoriten gleich drei europäische Aktienfonds auftauchen. Zwei von ihnen werden von deutschen Anbietern gemanagt: der Allianz Europe Equity Growth und der MainFirst Top European Ideas. Beide tragen die Bestnote 1. Hierzulande relativ unbekannt ist der Dritte im Bunde, der Alken European Opportunities (siehe Investor-Info).
Beim deutschen Dachfondspionier Sauren schätzt man diesen Fonds sehr. Das kommt gewissermaßen einem Ritterschlag gleich. Denn die Kölner haben in der Vergangenheit ein gutes Händchen bei der Fondsauswahl bewiesen. Von 14 angebotenen Sauren-Dachfonds sind neun mit den Top-FondsNoten 1 und 2 bewertet. Der Alken-Fonds spielt in den Portfolios des Hauses jedenfalls eine größere Rolle. „Der Manager Nicolas Walewski verfolgt einen pragmatischen Anlagestil und ist ein exzellenter Stock-Picker“, lobt Sauren-Vorstand Hermann-Josef Hall.
Gefragter Allwetter-Rentenfonds
Der beliebteste Zielfonds bei Dachfondsmanagern ist der M & G Optimal Income. Für Fondsanalyst Detlef Glow, Co-Autor der Lipper-Studie, ist der Spitzenplatz dieses „Allwetter-Rentenfonds“ wenig überraschend. Tatsächlich leistete Fondsmanager Richard Woolnough in den vergangenen Jahren ausgezeichnete Arbeit. Mittlerweile ist das Volumen beim Optimal Income auf 18 Milliarden Euro angeschwollen.
Auch bei Sauren hält man große Stücke auf Woolnough. Kritisch sieht Hermann-Josef Hall allerdings die mittlerweile erreichte Größe des Fonds. Denn bei einem starken Volumenzuwachs könne der Fondsmanager möglicherweise gute Anlageideen in kleineren Marktsegmenten nicht mehr umsetzen. So ist man bei Sauren zwar in den Fonds investiert, er gehört allerdings nicht zu den Top-Positionen. Nicht investiert sind die Kölner in das Rentenfonds-Dickschiff Templeton Global Bond Fund. Von der Arbeit des Fondsmanagers Michael Hasenstab sei man aber trotz des von ihm insgesamt zu verwaltenden hohen Volumens überzeugt, so Hall. „Wir investieren selektiv in den Templeton Global Total Return Fund, der ebenfalls von Hasenstab gemanagt wird.“
In den Sauren-Portfolios ebenfalls nicht vertreten ist der globale Schwellenländerfonds von Aberdeen. Doch dies hat vor allem mit der Philosophie des Hauses zu tun, der zufolge man in Fondsmanager, nicht in Fonds investiere. „Da der Aberdeen-Fonds aber im Team gemanagt wird, tun wir uns mit einer genauen Analyse schwer, da mehrere Personen und Erfolgsfaktoren schwieriger zu beurteilen sind“, so Hall. Dabei ist Aberdeens Teamarbeit langfristig ausgesprochen erfolgreich. Auf Sicht von zehn Jahren erwirtschaftete der Fonds ein Plus von knapp 400 Prozent. So einen Wertzuwachs schaffen nur wenige.
In den vergangenen zwei Jahren allerdings war es schwierig, den starken Schwankungen bei Schwellenländeranlagen zu entgehen. Der Fonds hielt sich trotzdem wacker — was die gute FondsNote belegt. Analyst Glow jedenfalls bekennt sich persönlich als Fan des Aberdeen-Fonds. Ebenso überzeugt ist er vom First State Asia Pacific Leaders. Es ist also durchaus Qualität, was die Dachfondsmanager in der Mehrzahl einkaufen. Ob sie die Fonds dann richtig gewichten, steht wie erwähnt auf einem anderen Blatt.
Investor-Info
M & G Optimal Income
Der Beliebte
Wer attraktive Erträge bei geringer Volatilität sucht, ist mit dem rentenlastigen Mischfonds von Richard Woolnough gut bedient. In den Portfolios der Dachfonds ist dieser Fonds am häufigsten vertreten. Woolnough investiert in alle Arten von Anleihen und kann zudem einen kleinen Teil Aktien beimischen.
First State Asia Pac. Leaders
Der Schwellenländerprimus
Fondsmanager Angus Tulloch zählt zu den erfahrensten Schwellenländerinvestoren weltweit. Ihm und seinem Team gelingt es in nahezu allen Marktphasen, besser als die Konkurrenz abzuschneiden. Der Fonds investiert in großkapitalisierte Unternehmen der asiatisch-pazifischen Region und zeigt sich besonders in Abschwüngen stark.
Alken European Opportun.
Der Unbekannte
Bei den Profis beliebt, bei Privatanlegern noch weitgehend unbekannt ist dieser Aktienfonds. Nicolas Walewski investiert zu mindestens 75 Prozent in europäische Titel, mischt derzeit aber auch US-Technologieaktien bei. Kein reinrassiger Europa-Fonds also, aber der Erfolg seiner pragmatischen Strategie in den vergangenen Jahren gibt Walewski recht.
Morgan Stanley US Advant.
Die Marke macht’s
Von der Stärke des US-Aktienmarkts lässt sich mit dem Morgan-Stanley-Fonds sehr gut profitieren. Er legt seinen Fokus auf Firmen, die ihren Geschäftserfolg auf immaterielle Werte wie Markennamen oder Urheberrechte gründen. Aktueller Schwerpunkt: Technologiefirmen wie Google und Amazon.