Serbien und Slowenien: Nur Privatisierungen helfen
In Serbien und Slowenien sollen viele Staatsunternehmen verkauft werden. Das sorgt für Kursfantasie, ist Balkan-Experte Joachim Wallt überzeugt.
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von Jörg Billina, Euro am Sonntag
Die jüngste Balkan-Konferenz in Berlin rückt die Länder Ex-Jugoslawiens wieder in den Blick. Joachim Waltl, der einen der wenigen Balkan-Aktienfonds managt, gibt eine aktuelle Einschätzung der Lage.
€uro am Sonntag: Herr Waltl, Serbiens Leitindex hat in diesem Jahr 14 Prozent zugelegt, Sloweniens SBI-Top-Index 26 Prozent. Was ist der Grund für die starke Entwicklung?
Joachim Waltl: Der aktuellen Kurserholung ging eine dramatische Talfahrt voraus. In den vergangenen Jahren litten die Konjunktur auf dem Balkan und die Notierungen unter der Finanzkrise, dem Schuldenschnitt für Griechenland und der Pleite der Hypo Alpe Adria. Die Aktienquote lokaler Investoren, die die Mehrheit an den Balkan-Börsen stellen, betrug zwischenzeitlich nur noch ein Prozent. Negativ auf die Kurse wirkte sich auch die hohe Verschuldung serbischer und slowenischer Staatsunternehmen aus.
Die Regierung in Belgrad beispielsweise war zwischenzeitlich nicht mehr in der Lage, die Rechnungen der Unternehmen zu bezahlen ...
Richtig. Hinzu kommt, dass ein Großteil der Banken auf dem Balkan österreichischen, italienischen oder griechischen Instituten gehörten, die selbst mit großen Problemen zu kämpfen hatten und keine Kredite mehr vergaben. Den Unternehmen fehlte es so an Investitionskapital. Nach dem extremen Kursrutsch reagierten die Börsen aber immer weniger auf schlechte Nachrichten. Die Beinahepleite Zyperns vor einem Jahr spielte schon keine Rolle mehr. Auch der aktuelle Ukraine-Konflikt beeinflusst die Börsen kaum.
Die wirtschaftlichen und finanziellen Probleme der beiden Länder sind aber weiterhin gravierend.
Ja, die Neuverschuldung Serbiens beträgt acht Prozent des Bruttoinlandsprodukts - das ist einer der höchsten Werte in Europa. Die Gesamtverschuldung liegt bei 73 Prozent. Die Defizite sind unter anderem Folge der jahrelangen Subventionierung unrentabler Staatsfirmen. Das Stahlwerk in Smederevo etwa muss mit über sechs Millionen Euro im Monat unterstützt werden.
Wie sieht es in Slowenien aus?
Das Land ist ebenfalls mit über 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verschuldet. Die hohe Quote resultiert aber auch aus der Auslagerung fauler Kredite seitens der Banken
an die staatliche Abwicklungsgesellschaft DUTB, die als Bad Bank fungiert. Trotzdem hellen sich die Perspektiven auf. Das Balkan-Sentiment hat sich nicht nur bei inländischen, sondern auch bei ausländischen Investoren wesentlich verbessert.
Was sind die Gründe?
Unter anderem muss Slowenien nicht, wie Investoren noch vor einem Jahr angenommen hatten, die Hilfe des EU-Rettungsschirms in Anspruch nehmen. Auch haben sich durch die Auslagerung fauler Kredite die Banken stabilisiert. Zudem haben die Regierungen erkannt, dass sie nur durch ein umfangreiches Privatisierungsprogramm die Defizite reduzieren können. In Serbien stehen weit über 500 staatliche Firmen zum Verkauf, darunter das Pharmaunternehmen Galenika, die Kupfermine Bor und Telekom Srbija.
Sloweniens neuer Ministerpräsident Miro Cerar will jedoch das
Privatisierungstempo drosseln ...
Inzwischen hat er seine Meinung wieder geändert. Auch weil die EU die Auszahlung von Hilfsgeldern von der Durchführung des Privatisierungsprogramms abhängig macht. Zum Verkauf stehen unter anderem Telekom Slovenija und der Flughafen in Ljubljana. Durch die Privatisierungen erhöht sich nicht nur die Produktivität der Unternehmen. Auch steigt dadurch die Liquidität der Balkan-Börsen. In der geringen Marktkapitalisierung sahen ausländische Investoren bislang ein Risiko.
Auf Druck der EU und der Weltbank bekämpft Serbiens Ministerpräsident auch die Korruption in seinem Land. Wie erfolgreich ist er?
Es wurden über 100 Wirtschaftskriminelle von Staatsunternehmen verhaftet. Andere flüchteten ins Ausland. Die Kampagne zeigt Erfolge.
Wie werden die frei werdenden Stellen besetzt?
Unter anderem durch die Investmentgesellschaften. Auch wir sind engagiert. Wir nehmen unsere Stimmrechte wahr und können so das Unternehmensmanagement unter anderem zu Aktienrückkäufen anhalten oder dazu, eine aktionärsfreundliche Dividendenpolitik zu betreiben. Zwar sind nicht immer alle Unternehmen mit unseren Vorschlägen einverstanden, doch meist ist unser Engagement willkommen.
Serbien will einerseits bis 2020 in die EU, andererseits möchte man die guten Beziehungen zu Russland nicht gefährden. Moskau hat nun Belgrad gewarnt, sich den westlichen Sanktionen anzuschließen. Wie löst die Regierung den Konflikt?
Sie hat zum einen die territoriale Integrität der Ukraine anerkannt. Zudem hat sie Unternehmen, die Waren nach Russland liefern, die Exportförderung gekürzt. Allerdings hat sie den Firmen nicht den Export direkt untersagt, diese würden sonst nicht überleben. Das weiß auch Brüssel. Die EU hat daher keine Einwände. Serbien hat so aber gute Chancen, mittelfristig zu einem Profiteur der Spannungen des Westens mit der Ukraine zu werden.
Investor-Info
Qimco Balkan Equity
Fokus auf Ex-Jugoslawien
Der Fonds, der von Joachim Waltl und Alfred Kober gemanagt wird, investiert in den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien. Gut ein Drittel des Kapitals ist in serbischen Unternehmen angelegt, gefolgt von Firmen aus Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Montenegro. Nach drastischen Kursverlusten seit 2008 erholen sich die Börsen der Region gegenwärtig. Dennoch nur für risikofreudige Anleger, zumal auch das Volumen des Fonds mit gut neun Millionen Euro sehr klein ist.
Danske Trans-Balkan A
Breitere Anlageregion
Im Unterschied zum Balkan Equity hat der Trans-Balkan eine größere Anlageregion gewählt. Er investiert auch in Rumänien und Bulgarien, darüber hinaus in der Türkei, in Griechenland und Österreich. Aufgrund der breiteren Streuung lief das Portfolio über die vergangenen fünf Jahre besser als der Qimco-Fonds und hat sich in diesem Jahr an die Spitze der Osteuropa-Fonds gesetzt. Der Nachteil allerdings auch hier: Mit nicht einmal neun Millionen Euro Volumen ist der Fonds sehr klein, sodass immer die Gefahr einer Schließung droht.
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
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