Ein guter Mischfonds - und alles ist gut?

Zahnarzttermin wahrnehmen, Geschirrspüler ausräumen, Steuererklärung ausfüllen - die Liste der unliebsamen Tätigkeiten ist lang.
Von Mathias Kramer, Geschäftsführer valorvest Vermögensverwaltung in Stuttgart
Für die meisten gehören auch die Fragen einer langfristigen Finanzplanung und Anlagestrategie in diese Kategorie. Nichts liegt näher als die lästige Thematik an Fachleute zu delegieren.
Durch den Kauf eines Aktien-, Anleihen- oder Rohstofffonds überlässt man die Auswahl der erfolgversprechendsten Investments einem Profi und braucht sich selbst nicht mehr zu kümmern. Noch bequemer ist der Kauf eines Mischfonds. Hier übernimmt der Fondsmanager nicht nur die Auswahl der Einzelwerte innerhalb einer bestimmten Anlageklasse, wie Aktien oder Anleihen, sondern er entscheidet aufgrund seiner Markterwartungen sogar, wie die Anlageklassen zueinander gewichtet werden.
Diese Form der Vermögensanlage hat in den letzten Monaten einen extremen Zulauf erfahren. Dies dürfte nicht allein an der Nachfrage sondern auch am zunehmenden Angebot dieser meist mit relativ hohen fondsinternen Kosten verbundenen Produkte, liegen. In Zeiten rückläufiger Provisionserträge ist der Vertrieb margenstarker Produkte, wie Mischfonds, bei Beratern besonders beliebt.
Es handelt sich hierbei sicherlich um die bequemste Form der Vermögensanlage; aber ist das überhaupt sinnvoll? Nachdem im Rahmen einer langfristigen Finanz- und Liquiditätsplanung der für die langfristige Anlage zur Verfügung stehende Geldbetrag ermittelt ist, sollte ein mehrstufiger Prozess zum Portfolio des Anlegers führen.
Zuerst sind die im Rahmen der Vermögensanlage zu berücksichtigenden Anlageklassen zu bestimmen. Meist sind dies Anleihen und Aktien. Aber auch in andere - wie Rohstoffe oder Immobilien - können Teile des Vermögens entweder direkt oder in Form von Wertpapierprodukten investiert werden.
Sind die Anlageklassen festgelegt, ist die für den langfristigen Anlageerfolg wichtigste Frage zu beantworten: welche Vermögensanteile sollen in welche Anlageklasse investiert werden? Diese Entscheidung hängt von objektiven aber auch sehr subjektiven Kriterien ab. So spielt hier insbesondere die Fähigkeit und Bereitschaft, Verlustperioden nicht nur finanziell, sondern auch mental durchzustehen, eine zentrale Rolle. Die beste Strategie ist nichts wert, wenn hierbei zwischenzeitlich derartige Verluste auftreten können, dass Panik statt Vernunft das weitere Handeln bestimmt.
Zudem ist es unabdingbar, diese Aufteilung immer wieder zu hinterfragen und gegebenenfalls an veränderte Lebensumstände anzupassen. Dies kann ein Mischfondsmanager, der den Anleger überhaupt nicht kennt, naturgemäß nicht leisten.
Darüber hinaus beeinflusst er durch seine Verschiebungen der Gewichtsanteile zwischen den verschiedenen Anlageklassen wesentlich die Chancen und Risiken der Anlage. Daher erachten wir es als fatal, gerade diese, einerseits für den Anlageerfolg wichtigste und andererseits stark an den eigenen individuellen Bedürfnissen auszurichtende Entscheidung, aus der Hand zu geben. Es ist geradezu erschreckend, dass in Europa verstärkt Mischfonds bevorzugt werden, die den Aktienanteil situativ von null bis 100 Prozent verändern können. Dies beinhaltet ein extrem hohes Risiko zum falschen Zeitpunkt in den falschen Anlageklassen und jenseits der individuellen Lebenssituation und Risikomentalität investiert zu sein.
Nach Festlegung der Vermögensaufteilung auf die Anlageklassen sind in weiteren Stufen die geeigneten Produkte, wie Fonds oder Einzelwerte, zu selektieren. Dies erfolgt beispielsweise nach Kriterien wie Laufzeit, Bonität und Währung bei Anleihen sowie regionalen oder branchenspezifischen Aspekten bei Aktien. Es ist sicherlich sinnvoll, dies einem Fachmann zu überlassen. Dieser kann in Einzelfällen auch Mischfonds wählen, muss aber hierbei deren konkrete Zusammensetzung stets im Blick behalten, um das Risikoprofil der Anlage und des Anlegers im Einklang zu halten.
Fazit: So unliebsam die Thematik auch sein mag: Setzen Sie sich mit der Fragestellung wie die Vermögensaufteilung auf die verschiedenen Anlageklassen erfolgen soll auseinander und entwickeln Sie Ihre individuelle Anlagestrategie.
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