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SJB FondsEcho. JPM Russia. MiFID-Risikoklasse nach MFX 5

31.03.11 16:16 Uhr

SJB FondsEcho. JPM Russia. MiFID-Risikoklasse nach MFX 5 | finanzen.net

Bärenstärke. Kalkuliert.

Bärenstark und selbstbewusst. So präsentieren sich Russlands Politik und Wirtschaft am liebsten. Auch Oleg Biryulyov hat dazu guten Grund. Zusammen mit seiner Kollegin Sonal Pandit ist der FondsManager für den 3,0 Milliarden US-Dollar schweren JPM Russia (LU0225506756) verantwortlich. Viel mehr Investorengelder werden derzeit nicht dazukommen, denn der Fonds befindet sich nach Informationen von J.P. Morgan Asset Management gegenüber der SJB aktuell im „Soft Close“. In diesem Status nimmt das FondsManagement nur noch Gelder von Investoren an, die bereits in dem Fonds Kapital platziert haben. Ist das FondsKonzept einfach zu überzeugend? Seit 17. November 2005 ist der Aktienfonds am Markt. Seitdem hat er per 29. März 2011 eine Rendite auf Eurobasis von +7,34 Prozent p.a. erzielt. Russland ist groß und wird noch größer. „Russische Aktien haben positives Kurspotenzial“, so Biryulyov. „Sie sind niedrig bewertet und werden durch den hohen Ölpreis gestützt.“ Wie weit kann die Reise für den Markt noch gehen? Im Vergleich zum historischen Allzeithoch in Euro per 31. Dezember 2007 weist der MSCI Russia ein Aufwärtspotenzial von 31,91 Prozent auf. An diesem Potenzial können der Fonds und seine Investoren überproportional partizipieren, denn seit FondsAuflage hat der MSCI Russia +16,23 Prozent an Wert zugelegt. Sehr bullish für einen Bären. Wie will das FondsManagement seine Stärke demonstrieren?

FondsStrategie. Manager. Federführend.

Der JPM Russia gehört zur Riege der Schwellenlandfonds bei J.P. Morgan Asset Management. Insgesamt verwaltet das 20-köpfige Portfolio Management Team mehr als 8,3 Milliarden US-Dollar. Der Managementansatz ist eine Mischung aus lokaler Marktkenntnis und globaler Perspektive. Konkret werden für die Aktienauswahl fundamentale Unternehmensanalyse und makroökonomische Daten stringent in Relation gesetzt. Von seinem Standort Moskau aus hat der FondsManager einen direkten Einblick, was den russischen Markt bewegt. „Die Börsenstimmung schwankt zwischen Optimismus und Vorsicht“, berichtet der 37-jährige. „Die fiskale Situation ist stärker geworden, was die Kapitalkosten für das Land reduziert.“ Positiv sei auch, dass Russland von einer expandierenden Leistungsbilanz profitiere. Die stärkere Diversifikation der russischen Wirtschaft bietet für den FondsManager mehr Möglichkeiten. „Die Einzeltitelauswahl wird der Treiber für die Wertentwicklung des Fonds werden“, ist Biryulyov überzeugt. Dabei muss eine Aktie in vier Kriterien überzeugen. Zum einen bei den unternehmensabhängigen Aspekten Ertragswachstum und Dividende. Zum anderen bei den marktabhängigen Punkten Kursbewertung und Währungsstabilität. Um die Unternehmen nachhaltig zu beurteilen, wird ein Entwicklungszeitraum von fünf Jahren analysiert.

FondsPortfolio. Auswahl. Ausgedehnt.

Aus Sicht des lokalen Marktbeobachters Biryulyov hat die verbesserte Situation der russischen Staatsfinanzen stark dazu beigetragen, Russlands Marktattraktivität für internationale Investoren zu steigern. Der FondsManager weiß genau wovon er spricht. Schließlich sind seinem JPM Russia innerhalb von zwei Jahren seit April 2009 rund 2,7 Milliarden US-Dollar an Mitteln zugeflossen. Das derzeitige FondsKapital von rund 3,0 Milliarden US-Dollar per 29. März ist zu einem Anteil von 94,5 Prozent in ein konzentriertes Portfolio investiert. Zwischen 35 und 50 Titel sind Bestandteil des Portfolios bei einer Umschlagshäufigkeit zwischen 50,0 bis 70,0 Prozent pro Jahr. Im Durchschnitt gehört eine Aktie zwischen zwei und drei Jahren zum Fonds. Von den „ganz großen“ russischen Namen gehören Sberbank und Lukoil zu den Top-Zehn der Einzeltitel. Dazu kommen Kapitalgesellschaften wie das Einzelhandelsunternehmen Magnit, der Telekommunikationsdienstleister Mobile Telesystems oder der Industriekonzern Mostotrest. „Wir sind davon überzeugt, dass wir mit unserer Auswahl an Unternehmen mit hoher Qualität besser vorbereitet sind, um uns einer unsichereren Marktumgebung zu stellen“, kommentiert Biryulyov seine Portfoliokonstruktion. Die Rohstofflastigkeit des russischen Marktes ist für das FondsPortfolio immer noch maßgeblich. Energie und Rohstoffe haben zusammen einen Anteil von 42,6 Prozent in der Branchenallokation. Allerdings sind die Positionen gegenüber dem FondsVergleichsindex rund 23,7 Prozentpunkte untergewichtet. Die Analyse bestätigt den Wunsch des FondsManagements nach stärkerer Diversifikation. So sind nicht-zyklische Konsumgüter mit einem Anteil von 16,3 Prozent mehr als 10,0 Prozentpunkte übergewichtet, Telekommunikation immerhin 6,5 Prozentpunkte. Diese größere Streuung ist messbar.

FondsVergleichsindex. Diversifikation. Messbar.

Die Korrelation des JPM Russia gegenüber seiner Benchmark MSCI Russia liegt über drei Jahre bei 0,92. Über ein Jahr ist sie auf 0,81 zurückgegangen. Das FondsManagement hat die strukturelle Abhängigkeit des Fonds vom Index demnach reduziert. Das bestätigt auch die Kennzahl R². Über drei Jahre liegt ihr Wert bei 0,85. Über ein Jahr ist sie deutlich auf 0,65 gesunken. Demnach ist der Anteil aktiven FondsManagements an der FondsEntwicklung kurzfristig um 20,0 Prozentpunkte auf 35,0 Prozentpunkte gestiegen. Biryulyovs Aussage über die Einzeltitelauswahl als Treiber findet hier analytische Bestätigung.

FondsRisiko. Markt. Maßgeblich.

Den Grundstein für den kurzfristig stärkeren Einfluss des aktiven FondsManagements hat Biryulyov frühzeitig gelegt. Über drei Jahre liegt die Spurabweichung (Tracking Error) als Aktivitätsindikator des JPM Russia bei 16,92 Prozent. Über ein Jahr ist sie auf 6,67 Prozent zurückgegangen. Als lokaler Manager kennt Biryulyov die Tücken seines Markts und weiß darauf zu reagieren. „Russland bleibt ein Markt mit hohen Risiken und hohen Renditen“, berichtet der FondsManager. „Deshalb reagiert er weiterhin sensibel auf Änderungen des Risikoappetits der Investoren.“ Und diese Ausschläge können gewaltig sein. Über drei Jahre liegt die FondsVolatilität bei 46,55 Prozent. Das sind 6,07 Prozentpunkte mehr als der FondsVergleichsindex MSCI Russia. Über diesen Zeitraum entspricht das einem Beta von 1,09. Seit Januar 2010 ist das FondsManagement deutlich auf die Risikobremse getreten. Im rollierenden 12-Monatsvergleich fiel das Beta schrittweise von 0,99 auf 0,79 per 29. März 2011. Derzeit liegt die FondsVolatilität bei 12,88 Prozent im Vergleich zu 14,36 Prozent beim Index. Haben die eigenen Erfolge den FondsManager schwindlig gemacht?

FondsRendite. Bremse. Spürbar.

Der JPM Russia gehört zu den Fonds bei J.P. Morgan, die einen managerorientierten Investmentprozess haben. 2009 war dieser als Treiber besonders ausgeprägt. Der Fonds legte über das Kalenderjahr +155,80 Prozent an Wert zu. Damit folgte Biryulyov einer einfachen Regel. „Wer 50,0 Prozent verliert, muss plus 100,0 Prozent erwirtschaften um wieder den gleichen Wert zu erreichen.“ Tatsächlich hatte der Fonds 2008 einen Wertverlust von -76,75 Prozent erlitten. 2010 konnte der Fonds +34,77 Prozent zulegen. Das erste Quartal 2011 brachte bisher +1,00 Prozent. Insgesamt summiert sich die Wertentwicklung über drei Jahre auf -9,64 Prozent. Gegenüber der FondsBenchmark MSCI Russia ist das ein positives Alpha von 0,16. Die korrespondierende Information Ratio (IR) rangiert mit -0,06 schwach im negativen Bereich. Im kurzfristigen Analysezeitraum konnte der FondsManager in 27 von 36 rollierenden Jahresvergleichen ein positives Alpha erzielen. Die stärksten Indikatoren für Mehrrendite lieferte der Fonds 2010 mit positiven Alpha-Werten zwischen 0,89 und 3,44. Aktuell liegt die FondsWertentwicklung über ein Jahr bei +15,60 Prozent. Der MSCI Russia kommt im gleichen Zeitraum auf +24,08 Prozent.

SJB Fazit.

Der JPM Russia ist ein Investment, das sehr kalkuliert geführt wird. Eine angenehme Eigenschaft in den vielfach euphorisch gezeichneten BRIC-Märkten. Diese Kalkulation hat den Fonds nach mittelfristigem Wertverlust wieder an die Gewinnzone herangeführt. Jetzt hat das aktive Management die Chance, das Aufwärtspotenzial des Markts für seine Investoren noch stärker zu heben. Loslegen.


Erläuterungen

Alpha

Ist die Kennziffer für die Renditechancen. Sie misst die Mehrrendite, die über der zu erwartenden Rendite des Marktes liegt. Das Alpha beziffert jenen Teil der Rendite, der nicht mit der allgemeinen Marktentwicklung oder höherer Risikobereitschaft zu erklären ist, sondern auf aktiver Titelauswahl und Beispiel: Ein Alpha von 5 zeigt an, dass der Fonds bei einer Nullentwicklung des Index 5 Prozent Mehrrendite erzielt hat, ohne dafür ein höheres Risiko einzugehen.

Beta

Ist die Kennziffer für die Risiken. Sie ist das Resultat eines Risikovergleichs zwischen Fonds und Index. Das Kriterium ist deren Schwankungsintensität (Volatilität). Beim Beta wird dem Index der feste Wert „1“ zugesprochen. Weicht die Volatilität des Fonds um 15 Prozent nach unten ab, ist sein Beta 0,85, weicht er 15 Prozent nach oben ab, ist es 1,15. Ein Wert über 1 spricht gegen den Fonds, ein Wert unter 1 für ihn. Das Beta eines Fonds ist negativ, wenn sich Fonds und Index abwärts bewegen.

Dividendenrendite

Diese Kennzahl misst die Dividende einer Aktie im Verhältnis zum Aktienkurs zum Zeitpunkt der Ausschüttung. Sie wird in Prozent gemessen. Je höher der Wert, desto mehr Erträge in Form der Dividende bekommen die Anteilseigner aus der Unternehmensleistung heraus. Diese Erträge sind unabhängig von der Kursentwicklung an der Börse. Im Gegensatz zum Kurs-Gewinn-Verhältnis KGV werden hier die Erträge als Maßstab für die Rendite genommen, die tatsächlich den Anteilseignern zugute kommen. Ist der Wert hoch, deutet das auch auf eine Unterbewertung des Unternehmens an der Börse hin, denn wie eine hohe Dividende zeigt, ist die Ertragskraft größer, als der Aktienkurs ausdrückt.

Information Ratio

Um die Qualität des Managements eines bestimmten Fonds besser einschätzen zu können, ist die Information Ratio eine zentrale Kennzahl. Errechnet wird die Information Ratio, indem man die FondsRendite durch das FondsRisiko teilt. Die Rendite wird hierbei mit Alpha gemessen. Das FondsRisiko anhand des Tracking Errors. Je höher dieser Wert ist, desto besser das Management des zu untersuchenden Fonds.

Korrelation

Ist die Kennziffer für die wechselseitige Abhängigkeit zweier Investments. Angegeben wird, wie wahrscheinlich sich die Kursverläufe gegenläufig (Korrelation -1), unabhängig (Korrelation 0) oder gleichläufig (Korrelation +1) verhalten.

Kurs-Buch-Verhältnis (KBV)

Das KBV ist eine Kennzahl für den Substanzwert eines Unternehmens. Es wird errechnet, in dem man den Aktienkurs durch den Buchwert je Aktie teilt. Der Buchwert der Aktiengesellschaft ergibt sich durch den Abzug der Verbindlichkeiten von der Summe der Aktiva. Der Buchwert der Aktie ist das Ergebnis der Teilung des Unternehmensbuchwerts durch die Anzahl der Aktien. Je niedriger der Wert ist, desto preiswerter ist die Aktie. Der Kurs entspricht der Substanz des Buchwerts. Dann hat die Aktie einen „fairen“ Wert.

Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV)

Das KCV ist eine Kennzahl der Liquidität eines Unternehmens. Man erhält es, in dem man den Aktienkurs durch den Cashflow je Aktie teilt. Der Cashflow eines Unternehmens bildet die wirklichen Zahlungsflüsse in einer bestimmten Zeitperiode ab. Sein Wert gibt das Volumen der im Unternehmen für Investitionen und Verbindlichkeiten vorhandenen liquiden Mittel aHmm, Männer oder n. Mit dem KCV kann die Entwicklung der Ertragskraft einer Aktiengesellschaft bewertet werden. Dabei gilt eine Aktie als umso preiswerter, je niedriger ihr KCV ist.

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)

Das KGV ist die Kennzahl der Ertragskraft eines Unternehmens. Es wird errechnet, in dem man den Aktienkurs durch den Gewinn je Aktie teilt. Hier gilt: Je niedriger die Kennzahl, desto preiswerter ist die Aktie. Ein niedriges KGV bedeutet an der Börse ein Einstiegssignal in die Aktie. Sie gilt als unterbewertet und hat Aufstiegspotenzial. Liegt ihr KGV über dem Marktdurchschnitt, ist das ein Ausstiegssignal. Sie gilt als überbewertet. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Kurs fällt ist hoch.

Diese Kennzahl drückt den Prozentsatz der Bewegungen eines Fonds aus, die durch Bewegungen in seinem Referenzindex erklärt werden können. R² ist das Quadrat der Korrelation. Das heißt, dass maximale R² liegt bei 1. Dies bedeutet, dass 100,0 Prozent der Entwicklung des Fonds durch den Referenzindex bestimmt wird. Ein R² von 0,5 bedeutet, dass 50,0 Prozent der Entwicklung des Fonds das Ergebnis der Entwicklung des Referenzindex ist. Je deutlicher diese Zahl unterhalb von 1 liegt, umso unabhängiger ist der Ertrag des Fonds vom Referenzindex. R² wird genutzt, um die Aussagekraft von Beta zu bestimmen. Je höher das R², desto signifikanter das Beta, weil klar wird, wie sehr eine erhöhte und niedrige Risikokennziffer auf aktivem FondsManagement oder Marktentwicklung basiert.

Sharpe Ratio

Ist die Kennziffer für einen Rendite-Risiko-Vergleich zwischen unterschiedlichen Geldanlagen. Die nach dem Nobelpreisträger William Sharpe benannte Kennziffer misst die durchschnittliche Rendite in Bezug auf das eingegangene Risiko. Dabei wird der Fonds mit dem risikolosen Geldmarkt konfrontiert. Angenommen, die Sharpe Ratio liegt beim Fonds bei 0,40 und beim Index bei 0,30. Dann erwirtschaftet der Fonds mit jedem Risikoschritt ein Drittel mehr Rendite als der im Index dargestellte Markt. Eine negative Zahl bedeutet: Der Fonds ist schlechter als der Geldmarkt.

Tracking Error

Ist die Kennziffer für die Spurabweichung des Fonds vom Index. Sie misst, wie stark die Positionen und ihre Gewichtung im Portfolio des Fonds prozentual von denen des Index abweichen. Je niedriger der Tracking Error, desto stärker orientiert sich der FondsManager am Vergleichsindex. Je höher der Wert ist, desto unabhängiger bewegt sich der FondsManager in seinem Markt.

Value-at-risk (VAR)

Der Begriff bezeichnet ein Risikomaß für die Wahrscheinlichkeit und den Umfang von Verlusten einer bestimmten Risikoposition (z. B. eines Portfolios von Wertpapieren) in einem gegebenen Zeithorizont. Ein VAR von 10 Mio. Euro bei einer Haltedauer von 1 Tag und einer als Konfidenzniveau bezeichneten Eintrittssicherheit von 97,5 Prozent bedeutet, dass der potenzielle Verlust der betrachteten Risikoposition von einem Tag auf den nächsten mit einer Wahrscheinlichkeit von 97,5 Prozent den Betrag von 10 Mio. Euro nicht überschreiten wird. VAR wurde von J.P. Morgan entwickelt und ist heute ein Standardrisikomaß im Finanzsektor.

Autor: SJB FondsSkyline OHG 1989 für Unternehmer und Führungskräfte

Gerd Bennewirtz ist als geschäftsführender Gründungsgesellschafter der SJB FondsSkyline OHG 1989 Herausgeber speziell auf Privatinvestoren zugeschnittener Newsletter. Die täglich, wöchentlich und monatlich erscheinenden Publikationen können gratis angefordert werden unter FondsEcho@sjb.de oder www.sjb.de.

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