Euro am Sonntag-Serie

Die besten Vermögensverwalter: Fonds nach dem Rennfahrerprinzip

22.09.09 13:00 Uhr

Leo Willert von Arts AM aus Wien verwaltet Fonds so, wie er Autorennen fährt: Nicht die beste Rundenzeit zählt, sondern das Durchschnittstempo.

von Carsten Lootze, Euro am Sonntag

Leo Willert (45) kann es nicht lassen. Im vergangenen Jahr raste er auf dem Formel-1-Gelände Autodrome Nazionale im italienischen Monza mit 130 Kilometern pro Stunde in die Leitplanke. In diesem Jahr knallte er mit 140 Kilometern pro Stunde in den Reifenstapel am Rande des Hungarorings in Budapest. Trotzdem war er mit seinem Aston Martin Vantage N24 vor drei Wochen wieder auf dem Hockenheimring unterwegs.

"Ich weiß, dass ich diese Risikoseite in mir habe", sagt Willert. "Die Autorennen sind mein Ventil, um das auszuleben." Anschließend könne er sich umso sachlicher wieder seinem Beruf zuwenden: Willert ist Gründer und Geschäftsführer des Vermögensverwalters Arts Asset Management aus Wien. Dabei ist er für das Management der 14 Fonds des Unternehmens verantwortlich.

Selbst wenn Willert den blau-weißen feuerfesten Rennanzug gegen einen feinen, dunkelgrauen Anzug tauscht, zieht er Parallelen zum Rennsport: "Langzeitrennen kommen dem Fondsmanagement gleich", sagt er. "Wichtig ist es, die optimale Durchschnittsgeschwindigkeit zu finden, nicht ein paar Mal die beste Rundenzeit hinzulegen." Auf Sicht fahren, statt Vollgas zu geben, lautet Willerts Devise. Denn die Arts-Fondspalette umfasst vor allem Produkte mit Total-Return-Konzepten. "Das bedeutet, dass diese Fonds in keinem Vierjahreszeitraum einen Wertverlust ausweisen sollen", sagt Willert. "Zudem sollen die Anteilswerte langfristig weniger schwanken als bei reinen Aktienfonds."

Um das zu erreichen, investieren Willert und seine Kollegen Jürgen Kultscher (30) und Markus Letschka (30) mit fast allen Produkten in Zielfonds statt in einzelne Aktien, Anleihen oder Geldmarktpapiere. Je nach Dachfonds und dessen Risikoprofil dürfen diese Anlageklassen null bis 100 Prozent ausmachen.

Ein Computermodell entscheidet, wie die Portfolios aussehen. Dazu untersucht es etwa 11000 Zielfonds. Zunächst legt es die Aktienquote fest. Dazu vergleicht das Modell historische Kursmuster des globalen Aktienindex' MSCI World mit den aktuellen Kursbildern - das heißt, es verfolgt bereits existierende Markttrends. Anschließend füllen Willert, Kultscher und Letschka den Aktien-, Anleihe- und Geldmarktanteil über die Fonds aus ihrer Datenbank auf. Ins Portfolio kommen jene Produkte, die eine relative Stärke gegenüber ihrer Vergleichsgruppe besitzen - die sich in den Vorwochen im Vergleich zur Konkurrenz also besonders gut entwickelt haben.

Willert: "Je nach Risikoprofil eines Dachfonds bekommen die unterschiedlichen Performancekennzahlen dabei unterschiedliche Gewichte." So spielen die durchschnittliche Schwankungsbreite (Volatilität) und der maximale Verlust beim ausgewogenen Mischfonds C-Quadrat Arts Total Return Balanced eine größere Rolle als beim aktienlastigen C-Quadrat Arts Total Return Dynamic. Bei dem kommt es eher auf den Wertzuwachs und den marktunabhängigen Mehrertrag (Alpha) an.

Damit Willert einen Fonds in die Datenbank aufnimmt, muss die dahinter stehende Gesellschaft bestimmte Unternehmensrichtlinien und -kodizes erfüllen. Zudem muss das Produkt seit mindestens einem Jahr auf dem Markt sein. Die Manager hinter den Zielfonds spielen für Arts keine Rolle - anders als beim deutschen Dachfondspionier Eckhard Sauren, der vor allem auf die Köpfe schaut. Auch bei einem Fondsmanagerwechsel oder Strategieänderungen verbleibt ein Fonds im Anlageuniversum. "Dabei spielen börsennotierte Indexfonds ohne aktive Manager, sprich ETFs, eine immer größere Rolle", sagt Willert. Er schätzt den durchschnittlichen Anteil dieser Produkte bei seinen Dachfonds auf zehn bis 20 Prozent.

Insgesamt dürfen einzelne Fonds theoretisch 25 Prozent eines Portfolios ausmachen, in der Praxis sind es zehn Prozent. Das heißt: Die einzelnen Dachfonds sind in 15 bis 25 Zielfonds investiert. Auf einzelne Länder und Branchen dürfen etwa zehn Prozent entfallen. Dabei ist das Modell sehr aktiv: Im Schnitt bleibt ein Zielfonds nur drei Monate im Portfolio. Willert: "Nur etwa 60 Prozent unserer Käufe und Verkäufe führen zu Gewinnen. Dafür ist der Gewinn im Schnitt aber drei Mal so groß wie der durchschnittliche Verlust."

Der große bisherige Erfolg gibt dem Anlagekonzept recht: Alle sieben Arts-Fonds, die in Deutschland auf dem Markt sind, gehören auf Sicht von einem, drei und fünf Jahren zu den besten 20 Prozent ihrer jeweiligen Vergleichsgruppe. In den vergangenen vier Jahren erzielte der C-Quadrat Arts Total Return Dynamic rund 29 Prozent Wertzuwachs, beim C-Quadrat Arts Total Return Global - AMI waren es 34 Prozent. Gleichzeitig verlor der Aktienindex MSCI World im selben Zeitraum auf Eurobasis 17 Prozent.

Warum gerade Dachfonds? "Weil die zugrunde liegende Fondsdatenbank schon existierte, als wir Arts 2003 gegründet haben", sagt Willert. Er hat sie zusammen mit Letschka und Kultscher im Jahr 2000 entwickelt - für die Fondsgesellschaft C-Quadrat, die heute mit 45 Prozent an Arts Asset Management beteiligt ist und den Vertrieb der Arts-Fonds verantwortet. Das heutige Arts-Modell war ursprünglich Willerts Abschlussarbeit eines Lehrgangs bei Trading-Guru Van Tharp in den USA, den er 1998 begonnen hatte.

Dass Willert Fondsmanager werden würde, war damals noch nicht abzusehen. Begonnen hat er seine Karriere nämlich in der PR, unter anderem für die Möbelhauskette Ikea und das Kreditkartenunternehmen Diners Club. Für das Trading interessierte er sich lediglich privat. Die Verbindung zur Fondsbranche kam zustande, als Willert um die Jahrtausendwende Geschäftsführer einer Wiener PR-Agentur war, die C-Quadrat als Kunden betreut. C-Quadrat war damals eine der ersten österreichischen Dachfondsgesellschaften, und Willert musste für das Unternehmen unter anderem die monatlichen Produkt-Factsheets erstellen. "Das war jedes Mal eine Herausforderung, weil immer irgendwelche Zahlen falsch in die Factsheets übernommen wurden", erinnert sich Willert.

Daher kam ihm die Idee, eine Datenbank zu entwickeln, die alle Zielfonds von C-Quadrat enthielt, und deren Daten direkt in Factsheets und Produktpräsentationen übertragen werden konnten. In verfeinerter Form, kombiniert mit Willerts Abschlussarbeit bei Van Tharp, ist diese Datenbank bis heute bei Arts im Einsatz.

Apropos Einsatz: Willert plant bereits sein nächstes Rennen. Mitte Oktober will er im Automotodrom im tschechischen Brünn an den Start gehen und einen vorderen Platz erreichen - so, wie es ihm mit seinen Fonds bereits gelungen ist.

Leo Willert
Arts Asset Management

Leo Willert hat den Wiener Vermögensverwalter Arts Asset Management 2003 gegründet. In seiner Freizeit tauscht Willert das Business-Outfit häufig gegen einen feuerfesten Rennoverall. Dann dreht er auf den bekannten Autorennstrecken Europas wie dem Hockenheimring seine Runden. Willerts blauweißer Aston Martin Vantage N24 lässt die Herzen von Sportwagenfans höher schlagen: 420 PS, 4,3 Liter Hubraum, 8 Zylinder, Höchstgeschwindigkeit 290 Kilometer pro Stunde. "Die Autorennen sind mein Ventil, um die Risikoneigung in mir auszuleben", sagt Willert. Das Fondsmanagement geht er danach umso sachlicher an - und das mit herausragendem Erfolg, wie ein Blick auf die Wertentwicklung zeigt.

Investor-Info:

C-Quadrat Arts Best Momentum
Der Offensive

Der C-Quadrat Arts Best Momentum ist stets voll in Aktienfonds investiert. Das macht ihn zum offensivsten Produkt der Arts-Palette. Momentan entält das Portfolio 24 Fonds, vor allem Schwellenländerprodukte. Die drei größten Positionen sind der Aberdeen Global - Asian Smaller Companies Fund, CAAM Funds - Emerging Markets und First State Invest. - Global Emerging Markets Leaders Fund. Auf Fünfjahressicht 46 Prozent Wertzuwachs, beim MSCI World zwei Prozent.

C-Qua. Arts Total Return Dynamic
Der Aktienlastige

Der C-Quadrat Arts Total Return Dynamic ist ein flexibler Mischfonds. Das heißt: Der Anteil von Aktien-, Anleihe- und Geldmarktfonds kann jeweils zwischen null und 100 Prozent variieren. Aktuell beträgt die Aktienquote 87 Prozent, wobei die Mehrheit der 24 Fonds Schwellenländerprodukte sind. Zudem mischt Arts über sein Computermodell Einzelaktien bei, momentan 45 Werte. Im Krisenjahr 2008 lag die Aktienquote im Schnitt bei nur 20 Prozent. Auf Fünfjahressicht 53 Prozent Plus.

C-Quad. Arts Total Ret. Balanced
Der Ausgewogene

Auch der C-Quadrat Arts Total Return Balanced ist ein flexibler Mischfonds. Allerdings darf der Aktienfondsanteil bei diesem Produkt höchstens 50 Prozent betragen. Anleihe- beziehungsweise Geldmarktfonds dürfen bis zu 100 Prozent ausmachen. Derzeit besteht das Portfolio zu rund 42 Prozent aus Aktienfonds. Im Anleiheteil überwiegen Unternehmenspapiere. In den vergangenen fünf Jahren erzielte der Fonds 43 Prozent Wertzuwachs.

C-Quad. Arts Total Return Bond
Der Defensive

Das Anlageuniversum des C-Quadrat Arts Total Return Bond umfasst Anleihe- und Geldmarktfonds. Der Anteil kann jeweils zwischen null und 100 Prozent liegen. Bei den Anleihen kommen Staats- und Unternehmensanleihen aus aller Welt infrage. Aktuell sind zehn Fonds im Portfolio, wobei der Schwerpunkt auf Unternehmens- und Schwellenländeranleihen liegt. Auf Fünfjahressicht beträgt der Wertzuwachs 18 Prozent.