Japan: Nicht in Kauflaune
Dem Leitindex Nikkei ist es in diesem Jahr besonders schlecht ergangen. Mutige Anleger setzen auf weitere Eingriffe der Notenbank - und nutzen die Kurse zum Einstieg.
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von Christoph Platt, Euro am Sonntag
Am deutschen Aktienmarkt investiert zu sein machte in den vergangenen Wochen wahrlich keine Freude. Doch anderswo lief es noch schlechter: in Japan. Der Nikkei 225, Leitindex der Börse in Tokio, verlor seit Jahresanfang rund 15 Prozent und ist damit eines der schwächsten Börsenbarometer aller Industrieländer. Vor allem Aktien von Banken, Versicherungen, Schiffsbauern und Stahlherstellern haben extrem gelitten. Besonders übel war die Laune der Anleger in der Woche vom 8. bis 12. Februar. Da verbuchte der Nikkei mit minus 11,1 Prozent den höchsten Wochenverlust seit Oktober 2008.
Dass Anleger japanischen Aktien den Rücken kehren, hat mehrere Gründe. Zum einen treffen die Sorgen um eine Abschwächung der chinesischen Wirtschaft Japan besonders hart. Denn China ist der wichtigste Handelspartner.
Zum anderen leidet das Land unter dem Wiedererstarken des Yen. Die japanische Währung gilt vielen Investoren als sicherer Hafen - und die jüngsten Zuflüsse infolge der Börsenturbulenzen haben sie gestärkt. Das ist schlecht für die japanische Wirtschaft, weil ihre exportierten Waren im Ausland teurer werden und damit weniger konkurrenzfähig sind.
Zudem kommt die Wirtschaft Japans nicht in Schwung. So schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal annualisiert um 1,4 Prozent, wie die Regierung am Montag mitteilte. Verantwortlich für das Minus war vor allem der schwache Konsum. Das ist besonders heikel, weil die Binnennachfrage in Japan für 60 Prozent der Wirtschaftsleistung steht.
Es ist deshalb möglich, dass die Bank of Japan bald weitere geldpolitische Lockerungen auf den Weg bringt. Erst vor drei Wochen hatte sie einen Strafzins von minus 0,1 Prozent auf bestimmte Einlagen von Geschäftsbanken eingeführt. Weitere Lockerungen sollen den Yen schwächen, die Banken zu stärkerer Kreditvergabe bewegen und den Konsum ankurbeln.
Währung federt etwas ab
Die 131 Fonds für japanische Standardwerte, die hierzulande verfügbar sind, verloren seit Jahresanfang zwischen 7,7 und 24,5 Prozent an Wert. Aus Sicht deutscher Anleger liefen Fonds mit Währungsabsicherung besonders schlecht. Denn sie konnten die jüngsten Wechselkursgewinne des Yen gegenüber dem Euro nicht als kleinen Ausgleich für die Kursverluste nutzen. Vergleichsweise gut über die Runden kamen Fonds, die Finanzwerte mieden. Dazu zählt der Comgest Growth Japan (siehe Investor-Info unten).Nach dem Kursrutsch in den ersten sechs Wochen des Jahres kam es in der vergangenen Woche zu einer gewissen Gegenbewegung. Mittel- bis langfristig orientierte Anleger sollten den Kursverfall in Japan zum Einstieg nutzen. Denn das in der Vergangenheit gezeigte relativ kompromisslose Vorgehen der Notenbank dürfte die Aktienmärkte wieder neu antreiben. Das Risiko bleibt aber wegen der engen Handelsbeziehung zu China und der gebremsten Konsumlaune hoch.
Investor-Info
Comgest Growth Japan
Spitze in Hausse und Baisse
Nicht nur bei steigenden Kursen agiert der Comgest Growth Japan hervorragend, sondern auch bei fallenden. So gehörte der Aktienfonds 2015 mit 33 Prozent Plus zu den besten Japan-Portfolios. Auch 2016 zählt er bisher zu den Top-Produkten, da er die Verluste im Vergleich zum breiten Markt eindämmen konnte. Der für Comgest-Fonds typische Verzicht auf Banken ist dafür mitverantwortlich. Manager Richard Kaye setzt auf Qualitätsunternehmen mit stabilem Wachstum.
Source JPX-Nikkei 400
Aktionärsfreundliche Firmen
Der JPX-Nikkei 400 ist das neue Maß der Dinge für Japan-Anleger. Der Index gibt die Entwicklung von 400 japanischen Aktien wider, die nicht nur durch ihre Größe, sondern auch aufgrund verschiedener Firmenkennzahlen auffallen. Im Fokus stehen Unternehmen, die als besonders aktionärsfreundlich gelten. Japanische Pensionskassen sind dazu angehalten, derartige Konzerne bei ihrer Geldanlage zu bevorzugen - ein zusätzlicher Kurstreiber für diese Aktien.Weitere News
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