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Rendite-Star ETF - So investieren Sie richtig!

07.12.17 03:00 Uhr

Rendite-Star ETF - So investieren Sie richtig! | finanzen.net

Auch 2017 wird wieder ein Rekordjahr für die passiven Produkte. ­Welche Trends die ETF-Welt bewegen und wie der Einstieg für Anleger gelingt.

Werte in diesem Artikel
Indizes

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von C. Platt und A. Hohenadl, €uro am Sonntag

Möchten Sie gerne in die US-amerikanische Biotechnologiebranche investieren? Oder vielleicht in Unternehmen, denen die Gleichstellung von Mann und Frau besonders am Herzen liegt? Sollen eventuell dividendenstarke Aktien aus Japan ihr Depot bereichern?



Die genannten Anlagethemen mögen exotisch klingen, doch sie sind für jedermann zugänglich und nur wenige Mausklicks oder einen Anruf entfernt: In ETFs ist ebenso schnell wie bequem investiert. Die drei Themen sind Beispiele für Produkte, die in den vergangenen Wochen frisch auf den Markt kamen.

Die Abkürzung ETFs steht für Ex­change Traded Funds, was sich mit "börsengehandelte Indexfonds" übersetzen lässt. Die Produkte folgen einem Börsenindex und entwickeln sich exakt wie dieser. Sie vereinen den Pluspunkt normaler aktiv gemanagter Fonds - ­Diversifikation über Dutzende oder gar Hunderte Titel in einem Produkt - mit ihrem ganz eigenen Vorteil: niedrigen jährlichen Verwaltungsgebühren. Hier können ETFs knausern, weil kosten­intensives aktives Management entfällt. Die niedrigen Gebühren wiederum wirken sich langfristig positiv auf die Wert­entwicklung der Produkte aus (siehe ETF-Basiswissen unten).


Längst gibt es so gut wie keine weißen Flecken mehr auf der Investmentlandkarte. Die passiven Produkte bieten einen Zugang zu gängigen Indizes wie dem DAX, dem Euro Stoxx 50 oder dem S & P 500 ebenso wie zu exotischen Anlagesegmenten. Fast 1.200 sind allein an der Börse in Frankfurt verfügbar.

Das Geld, das in ETFs steckt, vermehrt sich schnell. Im April überstieg das weltweite Vermögen erstmals die Grenze von vier Billionen US-Dollar. Das Gros davon wird in den USA verwaltet, wo die passiven Produkte schon viel ­länger auf dem Markt sind als in Europa. Ende 2020 soll ein Volumen von ­ 7,6 Billionen Dollar erreicht sein, pro­gnostiziert die Wirtschaftsprüfungs­gesellschaft Ernst & Young.

Dominanter Branchenprimus

Zwar buhlen rund 5.200 ETFs weltweit um die Gunst der Anleger, doch deren Zuspruch ist sehr unterschiedlich verteilt. Gut 37 Prozent des globalen ETF-Vermögens stecken in Produkten der Gesellschaft iShares, die zum weltgrößten Vermögensverwalter BlackRock gehört. Blickt man allein auf ­Europa, ist die Dominanz noch größer: 47 Prozent des in ETFs investierten Gelds, also beinahe jeder zweite Euro, wird hier von iShares verwaltet.

Die Konkurrenz in Europa ist kaum mehr als ein Sparringpartner. Die Nummer 2, die Deutsche-Bank-Tochter X-trackers, und die Nummer 3, der französische Anbieter Lyxor, kommen jeweils auf einen Marktanteil von gut zehn Prozent. Weltweit bieten die US-Konkurrenten Vanguard und State Street mit der ETF-Marke SPDR dem Platzhirsch immerhin etwas mehr Paroli mit Marktanteilen von 19 und 14 Prozent.

Andere Gesellschaften haben es schwer, gegen die Giganten zu bestehen. Der Handel mit ETFs ist ein Massen­geschäft - weil die Gebühren so niedrig sind, lässt sich Marge einzig und allein über das Volumen machen. Trotzdem gehen immer wieder neue Anbieter an den Start, auch wenn gerade der Anfang steinig ist. "Wenn sie mit neuen Produkten auf den Markt kommen, sind diese nicht sofort milliardenschwer", sagt Detlef Glow, Europa-Chef des Analysehauses Thomson Reuters Lipper. Viele ETFs seien zu Beginn ihres Daseins ein Verlustgeschäft. "Wenn man allerdings ETFs als Zukunftsmarkt auserkoren hat, darf man sich vor Investitionen nicht scheuen."

Viele der hinzukommenden Anbieter sind keine wirklich neuen Spieler. Oft sind es Gesellschaften, die seit Jahren aktiv gemanagte Fonds vertreiben. Sie erweitern lediglich ihre Produktpalette um ETFs. Prominente Vertreter dieses Trends sind etwa die US-Gesellschaften Franklin Templeton und Fidelity, die 2017 mit ausgewählten ETFs auf den deutschen Markt gekommen sind.

Zudem erfährt die europäische Branche Zuwachs durch reine ETF-Anbieter aus den USA, die den Schritt über den großen Teich wagen. Zuletzt großes Aufsehen erregte der Deutschland-Start von Vanguard vor einem Monat. Andere US-Gesellschaften könnten folgen, um ein Stück vom Kuchen abzubekommen.

Branche in Bewegung

Trotz des starken Wachstums des verwalteten Vermögens ist das ETF-Geschäft kein Selbstläufer. Der Konkurrenzdruck ist hoch. Zunehmend sind daher Zusammenschlüsse oder Verkäufe zu beobachten. Der markanteste Deal dieses Jahres ist die Fusion von ­Invesco PowerShares und Source. ­Invesco festigt so seine Position als viertgrößter Anbieter von Indexfonds weltweit. Zudem gab ETF Securities vor Kurzem bekannt, sich von seinem Europa-Geschäft trennen zu wollen. Der Anbieter verkauft seine ETF-Sparte an die britische Legal & General und seine übrigen börsengehandelten Produkte an den US-Konzern Wisdom Tree.

Von einer Konsolidierung der ETF- Branche zu sprechen, wäre allerdings verfrüht. Sie hat vielmehr ein Volumen und eine Bedeutung erreicht, bei der es zwangsläufig zu größeren Unternehmensübergängen kommt. Nicht erkennbar ist hingegen ein Rückgang der Produktzahlen oder ein großes Anbieter­sterben. "Auch 2017 sehen wir wieder mehr ETF-Anbieter, mehr Produkte und eine Zunahme beim verwalteten Vermögen - eine Konsolidierung sieht anders aus", sagt Glow.

Beim inhaltlichen Blick auf die ETF-Welt zeigen sich vor allem zwei große Trends, welche die Branche in den vergangenen Jahren geprägt haben: das Wachstum von Smart-Beta-ETFs und die Zunahme von Anleihefonds.

Smart-Beta-ETFs sind Produkte, die auf spezielle Indizes setzen und der Geldanlage damit eine besondere Richtung geben. Während traditionelle ETFs auf herkömmliche Indizes setzen, die ihre Bestandteile nach Börsenwert ­gewichten, sortieren die Smart-Beta-­Pendants diese Bestandteile neu. Sie ­folgen etwa Indizes, die nur besonders dividendenstarke oder schwankungsarme Aktien enthalten.

Die Produkte haben in den vergangenen Jahren viel Aufmerksamkeit erfahren - vor allem weil sie eine besondere Geschichte erzählen und sich bestimmte Neigungen bei der Geldanlage mit ihnen umsetzen lassen. Mit Zuflüssen von rund neun Milliarden Euro zählen Smart-Beta-Produkte im laufenden Jahr in Europa zu den beliebtesten ETF-­Kategorien. "Dieser Trend steht erst am Anfang", meint Hermann Pfeifer, Deutschland-Chef der ETF-Sparte der Fondsgesellschaft Amundi.

Der zweite große strukturelle Trend ist das Wachstum bei Anleihe-ETFs. Immer mehr Produkte für festverzinsliche Wertpapiere kommen auf den Markt, und der Anteil am ETF-Gesamtvermögen steigt. "Künftig werden sich ETFs auch im Bereich Anleihen immer mehr Segmente erobern", sagt Pfeifer voraus.

Ein großes Thema für die Branche gerade in Europa ist das Geschäft mit privaten Anlegern. Noch ist das Vermögen ungleich verteilt: Kleinanleger machen nur rund zehn Prozent des ETF-Geschäfts aus, institutionelle Anleger wie Pensionskassen oder Versicherungen 90 Prozent. In den USA hält sich das Indexfondsvermögen der beiden Investorengruppen ungefähr die Waage.

Experten wie Pfeifer sehen deshalb gerade in der Alten Welt viel Potenzial. "Wenn sich das Geschäft mit Privatan­legern beschleunigt, werden wir in Europa ganz andere Größen sehen", sagt Pfeifer. Insbesondere durch die Zunahme von Robo-Advisors, automatisierten Anlageberatungen, die fast ausschließlich ETFs einsetzen, sieht er neue Märkte entstehen.

Die Anleger kann es freuen, dass die Branche in Bewegung ist. Dank des hart umkämpften Markts bleiben die Kosten niedrig und die Auswahl hoch. Egal, ob gängige Investmentthemen oder exotische - das passende Produkt ist meist schon da. Auf der folgenden Doppelseite lesen Sie, wie der Einstieg in die Welt der ETFs gelingt.

Investor-Info

Rendite-Bausteine
fürs Depot

Börsengehandelte Indexfonds werden zu Recht immer beliebter. Denn mit ihrer Hilfe lässt sich kostengünstig ein gut diversifiziertes und renditestarkes Depot bauen. In der Tabelle rechts präsentiert die Redaktion eine Auswahl an ETFs, mit denen sich wichtige Regionen und Länder abdecken lassen, und ETFs, die das Anlagespektrum in Richtung Anleihen, Rohstoffe, Smart Beta und Mischportfolio erweitern.

Ein Basisinvestment für den Aktienteil eines Portfolios ist ganz klar der ETF auf den MSCI World. Damit investieren Anleger in rund 1.600 Unternehmen von Industriestaaten weltweit. Wer von der Wachstumsstärke der aufstrebenden Schwellenländer profitieren will, findet im Indexfonds auf den MSCI Emerging Markets das passende Investment. Aber auch die Chancen, die Europa und die USA bieten, lassen sich mit ETFs ins Depot holen. Mit einem DAX-ETF profitiert man von der Stärke der heimischen Wirtschaft.

Breit gestreut in den Anleihemärkten unterwegs ist man mit dem Global-Aggregate-­Bond-ETF. Er verteilt das Kapital auf rund 21.000 Papiere mit Investment-Grade-Rating weltweit. Zur Portfoliostreuung eignet sich dazu der Commodity-ETF von Comstage. Er spiegelt die Wertentwicklung von zwölf Rohstoffen in den Bereichen Energie, Edel- und ­Industriemetalle wider. Weltweit in Unternehmen mit hoher und nachhaltiger Dividendenrendite investiert der SPDR-ETF. Der Minimum- Volatility-Indexfonds wiederum konzentriert sich auf globale Aktien, die relativ wenig schwanken. Mit dem Portfolio-ETF schließlich bekommen Anleger eine vermögensverwaltende Lösung, die global in Aktien und Anleihen investiert.

Im Überblick: (PDF)

ETF-Basiswissen

Kosten:
Günstig und renditestark

Passive Anlagevehikel auf gängige Indizes wie den S & P 500 oder den Euro Stoxx 50 sind bereits für 0,05 bis 0,2 Prozent Verwaltungsgebühr pro Jahr erhältlich. Aktiv gemanagte Aktienfonds verlangen selten weniger als 1,5 Prozent. Zudem fallen bei ETFs keine Ausgabeaufschläge an. Das kann sich langfristig auszahlen: Legt man 10.000 Euro für zehn Jahre an, bei einer Wertentwicklung von sechs Prozent pro Jahr, erhält man bei einem Fonds (1,5 Prozent Kosten und fünf Prozent Ausgabeaufschlag) am Ende rund 14.920 Euro. Bei einem ETF wären es - bei gleicher Wertentwicklung, aber 0,2 Prozent Gebühren und null Agio - 17.835 Euro.

Kauf:
Denkbar einfach

Um einen ETF zu kaufen, benötigen Anleger lediglich ein Wertpapierdepot. ETFs werden an der Börse gehandelt und können dort wie andere Wertpapiere ge- und verkauft werden. Dazu erteilen Anleger über ihre Filial- oder Direktbank eine Order. Ausgabe- oder Rücknahmeaufschläge entfallen. Zu bezahlen sind allerdings die Ordergebühren, die sowohl von der Depotbank als auch von der Börse für ihre Dienstleistung erhoben werden. Zudem ist der Unterschied zwischen Kauf- und Verkaufskurs (Spread) auf der Kostenseite zu berücksichtigen. Je liquider der Handel mit dem entsprechenden ETF, desto niedriger der Spread.

Sicherheit:
Gut geschützt

ETFs sind günstig. Sind sie im Fall des Falles aber auch sicher? Ja. Denn das dort versammelte Vermögen ist vor einer Insolvenz des Anbieters geschützt. In diesem Punkt unterscheiden sich börsennotierte Indexfonds in keiner Weise von traditionellen Investmentfonds. Geht die Verwaltungs­gesellschaft bankrott, gilt das Kapital der ETFs als Sondervermögen, das vom Vermögen des insolventen Anbieters getrennt bleibt. Bei Zertifikaten, mit denen Anleger ebenfalls auf Indizes setzen können, ist das nicht der Fall. Denn diese sind rechtlich eine Schuldverschreibung und damit quasi ein ­Kredit, den der Anleger dem Emittenten gewährt.

Unterschiede:
Zwei Arten

Börsennotierte Indexfonds unterscheiden sich in ihrer Bauart: Es gibt die Gruppe der physisch replizierenden und die der synthetischen ETFs. Erstere erwerben sämtliche Titel eines Index und halten sie in ihrem Portfolio. Synthetische ETFs dagegen nutzen sogenannte Swaps, um die Indexentwicklung darzustellen. Dabei vereinbart der ETF-Anbieter mit einem Vertragspartner - meist einer Bank -, dass dieser die Wertentwicklung eines Index "liefert". Im Gegenzug profitiert der Vertragspartner von der Performance der Wertpapiere im Portfolio des ETF, das ganz anders zusammengestellt sein kann als der eigentlich abzubildende Index.

Risiken:
Kein Fangnetz

Da ETFs nicht aktiv von Fondsmanagern gesteuert werden, können sie mit günstigen Gebühren punkten. Doch sorgt bei rückläufigen Märkten auch kein Anlageprofi dafür, dass Sektoren oder Unternehmen, die in Ungnade gefallen sind, untergewichtet werden. Der Anleger ist stets eins zu eins dem Marktrisiko ausgesetzt. Dessen sollte er sich bewusst sein. Eine weitere Gefahr im Fall von Swap-ETFs besteht, wenn ein Vertragspartner des ETF-Anbieters ausfällt. Doch wird dieses Risiko heute in der Regel durch Hinterlegung von Sicherheiten abgesichert, sodass es in der Praxis nicht zu Problemen kommen dürfte.

Steuern:
Bald simpler

Mit Inkrafttreten des Investmentsteuerreformgesetzes Anfang 2018 gibt es für ETF-Anleger einige Vereinfachungen. Ziel des Gesetzgebers ist es, künftig alle Investmentfonds und ETFs steuerlich gleich zu behandeln. So wird es aus Sicht von Anlegern keine steuerlichen Unterschiede mehr zwischen physisch replizierenden und synthetischen ETFs geben (letztere profitierten bisher von einer Steuerstundung). Auch der Dokumentationsaufwand für Besitzer von ausländischen thesaurierenden ETFs - Stichwort Doppelbesteuerung - fällt weg. Denn künftig werden die Depotbanken den größten Teil des Steueraufwands erledigen.

Bildquellen: saknakorn / Shutterstock.com, ollyy / Shutterstock.com

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