Euro am Sonntag-Titel

ETF-Gewinne: So einfach geht’s!

01.03.18 11:00 Uhr

ETF-Gewinne: So einfach geht’s! | finanzen.net

ETFs sind hervorragende Helfer für einen breit gestreuten Vermögensaufbau. Drei Musterdepots, von offensiv bis ausgewogen, geben Ideen für den Einstieg.

von Andreas Hohenadl und Christoph Platt, €uro am Sonntag

Die Geschmäcker sind verschieden. Der eine bevorzugt bodenständige Kost, für den anderen darf es gern ein scharfes Gericht sein, und der Dritte ist immer auf der Suche nach dem neuesten Trend-Food. Letztlich muss jeder die Speisen finden, die zu ihm passen.

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Bei der Geldanlage verhält es sich ähnlich. Jeder hat andere finanzielle Ziele, die er in einem bestimmten Zeitraum erreichen will. Und was der eine an Risiko einzugehen bereit ist, würde dem anderen nur schlaflose Nächte bereiten. Eines jedoch verbindet die Welt der Gaumenfreuden und der Kapitalanlage: Ohne gutes Rezept wird aus den besten Zutaten kein wohlschmeckendes Mahl und kein erfolgreiches Portfolio.

Das beste Rezept in puncto Vermögensbildung ist ganz klar die breite Streuung des eingesetzten Geldes. "Nicht alle Eier in einen Korb legen" - diese alte Börsenweisheit ist so aktuell wie eh und je. Denn beim Blick auf die nächsten Jahre offenbaren sich viele potenzielle Risiken: Die entscheidende Frage für die Märkte wird sein, wie gut die Notenbanken den Ausstieg aus ihrer ultra­lockeren Geldpolitik hinbekommen.
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Die Märkte werden schwieriger

Denn allmählich wächst - vor allem in den USA - die Inflationsgefahr. Eine deutlich anziehende Teuerungsrate könnte die Währungshüter veranlassen, die Leitzinsen zügiger und stärker anzuheben als bisher angenommen. Das würde die gesamtwirtschaftliche Dynamik und damit auch die Entwicklung der Aktienmärkte bremsen.

Der heftige Kurssturz an den Börsen Anfang Februar ist größtenteils auf solche Befürchtungen zurückzuführen. "Das fundamentale Umfeld hat sich geändert", sagt Martin Lück, Kapitalmarktstratege bei BlackRock. "Zum ersten Mal seit Jahren sehen sich Anleger mit einem Umfeld steigender Zinsen konfrontiert." Für Lück bedeutet das: "Ereignisse, die in der alten Risikowelt, also jener vor dem 5. Februar, von Marktteilnehmern vermutlich als Non-Event durchgewinkt worden wären, haben nun durchaus das Zeug zu Störenfrieden." Als Beispiel nennt er die Parlamentswahl in Italien mit ihrem offenen Ausgang.

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Wollen Anleger von einem negativen Ereignis nicht auf dem falschen Fuß erwischt werden, sollten sie ihr Depot breit diversifizieren. Das gelingt durch eine Mischung verschiedener Anlageklassen, Regionen, Sektoren, Emittenten und Währungen. So ist man nicht von wenigen Einzelinvestments abhängig und sichert sich langfristig eine beständigere Wertentwicklung.

Als Mittel der Wahl für diversifiziertes Anlegen empfehlen sich Fonds, die das Vermögen über Dutzende oder gar Hunderte Wertpapiere streuen. Besonders günstig sind börsengehandelte Fonds (Exchange Traded Funds), kurz ETFs genannt. Denn sie verzichten auf einen aktiven Manager und folgen einem Kursbarometer eins zu eins. Anleger zahlen für sie keinen Ausgabeaufschlag, da der Kauf über die Börse erfolgt. Bei klassischen Invest­mentfonds dagegen werden - zumindest beim Erwerb in der Bankfiliale - häufig bis zu fünf Prozent Gebühr fällig.

Außerdem sind die jährlichen Verwaltungskosten niedrig. ETFs auf beliebte Indizes wie den Euro Stoxx 50 oder S & P 500 verlangen häufig weniger als 0,2 Prozent Gebühr pro Jahr. Bei aktiv gemanagten Aktienfonds werden oft mehr als 1,5 Prozent pro Jahr fällig. Diese höheren Kosten schlagen sich nicht zwingend in einer besseren Wert­entwicklung nieder. Im Gegenteil: Viele aktiv gemanagte Fonds hinken langfristig ihren Vergleichsindizes hinterher. Immer mehr Investoren, zunehmend auch Privatanleger, entscheiden sich deshalb für die günstigen Indexfonds.

Der Finanzen Verlag, in dem €uro am Sonntag erscheint, hat dem großen Interesse an ETFs bereits vor zwei Jahren Rechnung getragen und drei Musterdepots konzipiert. Sie richten sich an unterschiedliche Anlegertypen. Die Entwicklung dieser Depots können Leser im wöchentlichen Newsletter €uro am Sonntag EXPRESS verfolgen.

Daneben berichtet die Redaktion auch im gedruckten Heft regelmäßig über ETF-Themen und gibt Investmenttipps.

Das Ergebnis ist für alle Musterdepots sehr erfreulich: Die jeweiligen Vergleichsindizes wurden klar geschlagen. Das offensive Depot mit seinem hohen Aktienanteil misst sich am MSCI All Country World Index (ACWI), der die Entwicklung von Industrie- und Schwellenländeraktien abbildet. Das ausgewogene und das innovative Depot treten gegen eine Benchmark an, die je zur Hälfte aus dem MSCI ACWI und einem globalen Staatsanleiheindex besteht.

Als Basis für die Vermögensaufstellung eignen sich vor allem die ETFs aus dem ausgewogenen und dem innovativen Depot. Im offensiven Depot finden Anleger weitere Indexfonds mit speziellerer Ausrichtung, die dabei helfen können, die Renditechancen zu steigern.

Offensives Depot:
Investments mit scharfer Note

Risiken in Kauf zu nehmen, zahlt sich aus - aber nur, wenn man die nötige Streuung nicht vernachlässigt.

Das offensive Musterdepot richtet sich an Anleger, die hohe Renditen einfahren wollen und dafür auch größere Risiken eingehen. Man muss akzeptieren können, dass nicht jede Anlageidee zu jeder Zeit aufgeht. Umso wichtiger ist hier eine gute Streuung, die helfen kann, Verluste zu kompensieren. Solche gibt es beispielsweise beim Xtrackers MSCI Pakistan. Der ETF wurde Anfang 2017 aufgenommen, als klar war, dass Pakistan in den viel ­beachteten Schwellenlandindex MSCI Emerging Markets aufsteigen würde. Das geschah auch, doch innenpolitische Querelen setzten der Börse stark zu. Mittlerweile zählen pakistanische Aktien zu den günstigsten Schwellenlandtiteln. Am ETF-Engagement wird vorerst festgehalten - um von einer möglichen Gegenbewegung zu profitieren.

Trotz des Pakistan-Flops konnte das offensive Depot um 32 Prozent in gut zwei Jahren zulegen. Denn der La­tein­amerika-ETF von Lyxor brachte 73 Prozent Plus. Fast ebenso hoch war der Wertzuwachs bei dem Indexfonds, der auf den Megatrend Robotik und Automatisierung setzt. Neu im Depot seit diesem Jahr ist der iShares MSCI Russia. Er ist eine Wette auf steigende Ölpreise und ein Investment in eine der am günstigsten bewerteten Börsen der Welt.

Weiteres Potenzial traut die Redaktion auch dem ETF zu, der auf den Index FTSE China A-H 50 und damit die 50 größten Unternehmen des Landes setzt. Von einem Anstieg des Goldpreises und der Notierungen von Goldminenbetreibern profitiert dagegen der ComStage Arca Gold Bugs. Und in die skandinavischen Märkte mit ihren so­liden Volkswirtschaften investiert der Amundi MSCI Nordic.

Neu hinzugekommen ist 2018 der SPDR Barclays Emerging Markets Local Bond. Mit dem ETF für Schwellenländer- Staatsanleihen, die in Lokalwährung begeben sind, setzen Anleger auf die Konjunkturerholung in diesen Staaten.
Das offensive Depot (pdf)

Ausgewogenes Depot:
Gute Grundlage

Anleger finden in diesem Korb Basisinvestments für die wichtigsten Märkte weltweit.

Hausmannskost hat nicht gerade den allerbesten Ruf. Dabei liefert sie ganz ohne Firlefanz wichtige Nährstoffe und bietet eine gute Grundlage.

Für eine solide Basis sorgt auch das ausgewogene Musterdepot. Es nutzt simple, dafür aber besonders kostengünstige ETFs und deckt die wichtigsten globalen Märkte ab. Fünf der acht Depotbausteine investieren in Aktien, zwei in festverzinsliche Wertpapiere. Ein ETC folgt dem Goldpreis.

Das ausgewogene Depot enthält keine Spezialwetten und versteht sich als Basisinvestment, das sich für fast jeden Anleger eignet. Nur sehr sicherheitsorientierte Sparer dürften von der relativ hohen Aktienquote abgeschreckt werden.

Ein Allrounder ist der SPDR MSCI ACWI. Er folgt dem MSCI All Country World Index, einem der breitesten Aktienindizes überhaupt. Papiere aus Industrie- und Schwellenländern weltweit stecken in dem ETF. Speziell in Aktien aus auf­strebenden Volkswirtschaften investiert der Amundi MSCI Emerging Markets. Für die drei wichtigsten entwickelten Regionen - die USA, Europa und Japan - gibt es jeweils ein weiteres Produkt.

Die Anleiheseite wird abgedeckt mit dem Xtrackers Global Government Bond und dem iShares JP Morgan $ Emerging Markets Bond. Der Xtrackers-ETF kauft weltweit Anleihen von Staaten, die als verlässliche Schuldner gelten. Das ­iShares-Produkt setzt auf festverzinsliche Papiere, die von Schwellenländern begeben werden und in US-Dollar notieren.

Xetra-Gold fällt als ETC etwas aus der Reihe. Das Wertpapier folgt dem Goldpreis und verbrieft einen Anspruch auf Auslieferung des Edelmetalls. Im ausgewogenen Depot dient es zur Absicherung gegen Extremrisiken.
Das ausgewogene Depot (pdf)

Innovatives Depot:
Offen für Neues

Mit den ETFs in diesem Portfolio setzt man auf Indizes, die anders als üblich gewichtet sind.

In den vergangenen Jahren sind sogenannte Smart-Beta-ETFs immer beliebter geworden. Sie setzen auf Indizes, die Titel nicht nach Börsenwert, sondern nach anderen Kennzahlen gewichten. So soll eine höhere Rendite und/oder geringere Volatilität erzielt werden.

Vier ETFs im Depot setzen auf die Aktienmärkte. Der iShares MSCI Emerging Markets Minimum Volatility konzentriert sich dabei auf Aktien der Schwellenländer, die in der Vergangenheit besonders geringe Wertschwankungen aufwiesen. Einen Korb der 200 billigsten Aktien aus den Industriestaaten bildet dagegen der Lyxor SG Global Value ab. Rund die Hälfte der Titel stammt aktuell aus Japan. An dividenden­starken Unternehmen aus der Region Asien/Pazifik beteiligen sich Anleger mit dem SPDR S & P Pan Asia Dividend Aristocrats. Um in den Index aufgenommen zu werden, müssen Unternehmen in mindestens sieben aufeinanderfolgenden Jahren ihre Dividende gesteigert haben. Neu dabei ist seit heuer der Power­Shares FTSE RAFI Europe Mid-Small. Er setzt auf europäische Nebenwerte, die mit starken Fundamentaldaten aufwarten.

Auf der Anleiheseite kommt der Xtrackers Eurozone Government Bond Quality Weighted zum Einsatz. Er gewichtet Papiere von Ländern, die fundamental solide Rahmendaten aufweisen, besonders hoch. Von den Chancen des globalen Wandelanleihemarkts profitiert der SPDR TR Global Convertible Bond. Und auf Anleihen von Schwellenländern in lokaler Währung, die an die Entwicklung der Inflationsrate gekoppelt sind, setzt der SPDR Barclays EM Inflation Linked Local Bond. Der Ossiam Risk Weighted Enhanced Commodities ex Grains schließlich legt in die schwankungsärmsten Rohstoffe mit Ausnahme von Agrargütern an.
Das innovative Depot (pdf)

Die Vielfalt passiver Produkte:

Die Welt der börsengehandelten Produkte, die einem Index oder Basiswert folgen, kennt viele Abkürzungen. Als Oberbegriff dient das Kürzel ETP. Es steht für Exchange Traded Product und fasst damit sämtliche ETFs, ETCs und ETNs zusammen.

ETFs (Exchange Traded Funds) bilden einen Aktien-, Renten- oder Rohstoffindex möglichst exakt ab. Sie sind Investmentfonds und erfüllen damit ein Mindestmaß an Diversifikation. ETFs gelten als Sondervermögen und sind bei einer Insolvenz des Anbieters geschützt. ETCs (Exchange Traded Commodities) folgen dem Preis eines Rohstoffs - eins zu eins oder mit Hebel. Sie sind keine Fonds, sondern Schuldverschreibungen, die allerdings mit Vermögenswerten unterlegt und dadurch gesichert sind.

Auch ETNs (Exchange Traded Notes) bilden einen Index oder Basiswert ab. Sie sind Schuld­verschreibungen, die nicht besichert sein müssen. Beim jüngsten Flash-Crash bekamen einige ETNs, mit denen Anleger auf (niedrige) Volatilität setzen können, in Probleme. Da die Schwankungen explodierten, stürzten die Kurse ab. Viele Papiere wurden gekündigt und mit hohen Verlusten zurückbezahlt.

Gut zu wissen:

ETFs sind bequem zu handeln, ihre Kursentwicklung ist leicht nachvollziehbar und sie sind sehr günstig. €uro am Sonntag ­erklärt, wie die Indexfonds kons­truiert sind und woran ein guter ETF zu erkennen ist.

Replikationsmethoden
ETFs entwickeln sich parallel zu einem Börsenindex. Um diesen Gleichlauf sicherzustellen, gibt es verschiedene Methoden. Bei der vollständigen physischen Replikation kauft der ETF sämtliche Wertpapiere des Index. Beim Sampling werden nur die wichtigsten Titel erworben. Diese Methode macht sich zunutze, dass kleine Titel nur einen geringen Einfluss auf die Entwicklung eines Kursbarometers haben. Die dritte Möglichkeit: die synthetische Replikation. ETFs, die dieses Konzept nutzen, vereinbaren mit einem Vertragspartner, dass dieser die exakte Entwicklung des Index sicherstellt. In ihrem Portfolio stecken ähnliche Titel wie im abgebildeten Index, aber nicht unbedingt die gleichen.

Auswahlkriterien Für die gängigsten Indizes gibt es mehrere Produkte verschiedener Anbieter. Bei der Entscheidung, welcher ETF am besten geeignet ist, hilft zum einen der Blick auf die laufenden Kosten. Günstige Produkte sollten bevorzugt werden. Zweites Kriterium ist das Volumen. Hier sollte man sich für große ETFs entscheiden. Denn je mehr Vermögen ein Indexfonds verwaltet, desto geringer fällt der Anteil der Fixkosten aus. Zudem besteht bei sehr kleinen ETFs (unter 20 Millionen Euro) die Gefahr, dass sie wegen Unwirtschaftlichkeit geschlossen werden. Ihr Geld erhalten die Anleger dann zwar zurück, doch die Neuanlage macht Umstände. Darüber hinaus sind große ETFs meist leichter und kostengünstiger handelbar - besonders wichtig für aktive Anleger.


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