Grüne Unternehmens-Anleihen: Gutes tun & Geld verdienen
Großinvestoren berücksichtigen längst das Thema Klimaschutz bei ihren Anlagen, Privatanleger können auf grüne Aktien setzen - und nun auch auf Renten.
von Heike Fürpaß-Peter, Gastautorin von Euro am Sonntag
Die Bekämpfung des Klimawandels und der Umweltschutz erfordern weltweit erhebliche Investitionen. Die Internationale Energieagentur schätzt, dass allein für die Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf zwei Grad bis zum Jahr 2035 weltweit 53 Billionen US-Dollar in eine nachhaltige Energieinfrastruktur investiert werden müssen. Staatliche Gelder allein werden nicht ausreichen, um diesen enormen Finanzierungsbedarf zu decken. Vielmehr muss nach unserer Meinung privates Kapital in erheblichem Umfang mobilisiert werden.
Das noch recht junge Anleihesegment der sogenannten Green Bonds hat das Potenzial, hier einen wichtigen Beitrag zu leisten. Green Bonds sind variabel oder festverzinsliche Wertpapiere, bei denen sich der Emittent verpflichtet, die kompletten Emissionserlöse zur Finanzierung von Umwelt und Klimaschutzprojekten zu verwenden.
Der erste Green Bond wurde 2007 von der Europäischen Investitionsbank emittiert. Seitdem ist der Markt stark gewachsen. Heute beträgt das Volumen der ausstehenden Emissionen 170 Milliarden Dollar, was einer Steigerung von 1.000 Prozent seit 2013 entspricht. Dennoch machen Green Bonds erst weniger als 0,2 Prozent des weltweiten Anleihemarkts aus. Wir erwarten jedoch, dass allein in diesem Jahr neue Anleihen mit einem Volumen von bis zu 120 Milliarden Dollar auf den Markt kommen - Tendenz weiter steigend.
Denn immer mehr Unternehmen erkennen, dass sie mit dem Zertifikat der Climate Bonds Initiative (CBI) - einer investorenorientierten Non-Profit-Organisation, die Anforderungen für solche Projekte vorgibt - eine besondere Investorenschicht ansprechen. Großanleger schließen sich nämlich in wachsender Zahl freiwillig Initiativen wie dem Carbon Disclosure Project oder den UN Principles for Responsible Investment an und lenken ihre Investitionen dementsprechend um.
So kommt es, dass auch Autohersteller, Energieversorger und andere große Konzerne mit dem Geld dieser Anleger "grüne" Projekte finanzieren. Apple zum Beispiel hat im letzten Jahr mit einem Green Bond 1,5 Milliarden Dollar eingesammelt, um damit die Umstellung des Unternehmens auf erneuerbare Energien durch energieeffiziente Heiz- und Kühlsysteme und die stärkere Nutzung von biologisch abbaubaren Materialien zu finanzieren.
Für den Privatanleger gab es jedoch bislang kaum Möglichkeiten, sich in Reinform an solchen Projekten zu beteiligen. Denn die Mindestzeichnungssummen sind hoch, und in Fonds, die nach nachhaltigen Kriterien gemanagt werden, spielen die Green Bonds nur eine Nebenrolle.
Das ändert sich mit dem ersten börsengehandelten Indexfonds (ETF), den Lyxor vor Kurzem aufgelegt hat. Er bildet einen Index des Spezialisten Solactive ab, der auf Basis der Kriterien der Climate Bond Initiative entwickelt wurde.
Weniger Risiko im ETF mit
grünen Unternehmensanleihen
Der ETF ermöglicht einen kostengünstigen Zugang zu einem Portfolio von 116 Anleihen mit einer Restlaufzeit von mindestens zwölf Monaten sowie einem Marktvolumen von mindestens 300 Millionen Euro.
Höchstgrenzen je Emittent gewährleisten die Streuung über möglichst viele Länder und Branchen und sollen Klumpenrisiken verhindern. Zusätzlich müssen sie ein Rating im Investment Grade haben; nur etwa zur Hälfte werden Währungsrisiken in Dollar eingegangen. Der Index wird monatlich überprüft; so kommen Anleihen mit höheren Kupons in den ETF, wenn das Zinsniveau steigt.
Weil Green Bonds in Hinblick auf Laufzeit und Kupons genauso ausgestattet sind wie entsprechende normale Anleihen, können Privatanleger auch im risikoärmeren Rentenbereich ohne Renditeeinbußen ihre Geldanlage nachhaltig ausrichten. Im vergangenen Jahr wurden von den 81 Milliarden Dollar, die eingesammelt wurden, 38 Prozent verwendet für die Ökologisierung der Energieerzeugung, 18 Prozent für die Energieeffizienz von Gebäuden und Industrie sowie jeweils 16 Prozent für umweltfreundlichen Transport und die Versorgung mit Wasser.
Kurzvita
Heike Fürpaß-Peter
Leiter ETF-Geschäft bei Lyxor
Fürpaß-Peter ist bei Lyxor verantwortlich
für den Vertrieb von ETF an Privatkunden in Deutschland und Österreich. Während ihrer Tätigkeit bei Merrill Lynch betreute sie schon die ersten ETF-Emissionen an der Deutschen Börse
im Jahr 2000.
Lyxor Asset Management ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft und Vermögensverwalterin der Société Générale, die ein Vermögen von 116,4 Milliarden Euro verwaltet.
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