Vorwurf der Veruntreuung

Wird Binance zum zweiten FTX? Weltgrößte Kryptobörse soll Sicherheitseinlagen missbraucht haben

08.03.23 22:42 Uhr

Wird Binance zum zweiten FTX? Weltgrößte Kryptobörse soll Sicherheitseinlagen missbraucht haben | finanzen.net

Die nach Handelsvolumen weltgrößte Kryptobörse Binance sieht sich mit neuen Vorwürfen konfrontiert. Angeblich soll der Krypto-Handelsplatz in einem undurchsichtigen Manöver Kundengelder verschoben haben, die eigentlich zur Absicherung bestimmter Stablecoin-Einlagen dienen sollten. Das Vorgehen ähnele dabei "auf unheimliche Weise den Manövern von FTX", schreibt das Wirtschaftsmagazin "Forbes".

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• "Forbes" analysierte On-Chain-Daten von Binance
• Kryptobörse hat aus Wallet, das eigentlich Sicherheiten enthält, 1,8 Milliarden US-Dollar an Hedgefonds übertragen
• Changpeng Zhao weist Vorwürfe zurück

Nachdem Ende vergangenen Jahres die zweifelhaften Geschäftspraktiken von FTX ans Licht kamen und letztlich zum Zusammenbruch der Kryptobörse und ihrer Schwesterfirma Alameda Research führten, zeigten sich Changpeng Zhao (CZ) und seine Kryptobörse Binance proaktiv: Der Binance-CEO kündigte einen milliardenschweren Hilfsfonds für strauchelnde Kryptofirmen an und führte ein öffentliches Proof-of-Reserves-System ein, mit dem ein Nachweis über gehaltene Kundengelder erbracht werden soll. Doch mit den Geldern seiner Kunden geht Binance womöglich nicht so sorgsam um, wie es den Anschein hat. Das hat eine Analyse des Wirtschaftsmagazins "Forbes" ergeben.

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Veruntreute Binance Kundengelder?

"Forbes" hat On-Chain-Daten von Binance aus dem Zeitraum vom 17. August bis Anfang Dezember 2022 analysiert. In diesem Zeitraum habe die weltgrößte Kryptobörse in einem "Hinterzimmermanöver [...] 1,8 Milliarden US-Dollar an Stablecoin-Sicherheiten an Hedgefonds, darunter Alameda und Cumberland/DRW, übertragen und dadurch seine anderen Investoren gefährdet", so das Magazin. Konkret sei es bei den fraglichen Geldern um Sicherheiten für B-Peg-USDC-Token gegangen. Dabei handelt es sich um digitale Kopien des Stablecoins USDC, die auf einer Blockchain existieren - in diesem Fall der von Binance - die eigentlich von der Kryptowährung nicht unterstützt wird. Binance zieht dafür USDC-Token ein und gibt 1:1 die eigenen B-Token aus, deren Wertentwicklung an die der ursprünglichen Kryptowährung gekoppelt ist. Um dies zu gewährleisten, sind die B-Token laut Binance zu 100 Prozent mit der ursprünglichen Kryptowährung besichert. Für 50 B-Peg-USDC-Token hält die Kryptobörse daher als Absicherung 50 USDC-Token - zumindest in der Theorie.

Wie "Forbes" bei der Analyse herausfand, überwies Binance im August 2022 1,78 Milliarden US-Dollar aus der Peg-Wallet, die eigentlich ausschließlich die oben genannten Sicherheiten enthalten sollte, zunächst an eine Cold Wallet, dann weiter an eine Hot Wallet und von dort aus an verschiedene Hedgefonds wie Tron, Amber Group und Alameda Research. Der größte Anteil mit 1,1 Milliarden US-Dollar ging laut "Forbes" jedoch an die Hochfrequenz-Tradingfirma Cumberland/DRW. Das Geld sei dabei heimlich und ohne Information an die Kunden verschoben worden. "Inhaber von mehr als einer Milliarde US-Dollar an Krypto, bekannt als B-Peg-USDC-Token, hatten keine Sicherheiten für Instrumente, von denen Binance behauptete, dass sie zu 100 Prozent durch den Token abgesichert wären, an den sie gebunden waren", so das Wirtschaftsmagazin. Dieses "Asset-Shuffling" ähnele "auf unheimliche Weise den Manövern von FTX". Die mittlerweile insolvente Kryptobörse von Sam Bankman-Fried hatte heimlich mehrere Milliarden US-Dollar an Kundengeldern an die Schwesterfirma Alameda Research verschoben.

Binance weist Vorwürfe zurück

Changpeng Zhao, der CEO von Binance, wies die Vorwürfe kurz nach Erscheinen des "Forbes"-Artikels jedoch auf Twitter öffentlich zurück. "Forbes hat einen weiteren FUD-Artikel geschrieben mit vielen anklagenden Fragen, mit negativen Drehungen und absichtlich falsch ausgelegten Fakten", kritisierte CZ das Wirtschaftsblatt, an dem Binance laut "BTC-ECHO" seit 2022 mit 200 Millionen US-Dollar beteiligt ist. "FUD" steht dabei für "Fear, Uncertainty, Doubt" - also Furcht, Unsicherheit und Zweifel - und bezeichnet in der Regel eine Kommunikationsstrategie, die den Gegenüber absichtlich diskreditieren soll. Laut Changpeng Zhao würden sich die analysierten Daten auf alte Transaktionen beziehen, die von den Binance-Kunden selbst vorgenommen worden seien. "Sie scheinen die grundlegenden Funktionsweisen einer Börse nicht zu verstehen. Unsere Benutzer können ihr Vermögen jederzeit abheben. Ihre Abhebungen werden in 'erhalten Hunderte von Millionen verschobener Sicherheiten' umgewandelt", ätzte der Binance-CEO auf Twitter weiter. Daneben betonte CZ auch noch einmal, dass Binance anders sei als FTX und Kundengelder immer im Verhältnis 1:1 halte.

Auch andere Sprecher der Kryptobörse widersprachen dem Bericht. So sagte etwa ein Binance-Sprecher gegenüber "Coindesk", dass Binance "zu keinem Zeitpunkt Vermögenswerte von Kunden ohne deren Zustimmung investiert oder anderweitig eingesetzt" habe und Kundengelder immer auf getrennten Konten gelagert würden. Gegenüber "Forbes" erklärte zudem Patrick Hillmann, der Chief Strategy Officer von Binance, die Bewegungen in dem Peg-Wallet seien Teil der normalen Geschäftstätigkeiten. Die Sicherheiten der Kunden seien zu keinem Zeitpunkt mit anderen Geldern vermischt worden.

Redaktion finanzen.net

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