Fed als Richtungsgeber: Wie die US-Notenbank den Kryptomarkt beeinflusst
Die Kryptomärkte haben einen beeindruckend schlechten Jahresstart erwischt. Das Blutbad am Markt hat durch die Bank weg zwischenzeitlich knapp zwei Billionen US-Dollar an Marktwert vernichtet. Die US-Notenbank könnte den weiteren Takt vorgeben.
Werte in diesem Artikel
• Kryptomarkt weit von Höchstständen entfernt
• Geldpolitik der Fed als Belastungsfaktor
• Digitaler Dollar als Widerspruch?
Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie will die US-Notenbank Federal Reserve den US-Leitzins wieder anheben. Der erste Zinsschritt könne bereits im März erfolgen, die wirtschaftlichen Bedingungen sprächen weiter dafür, erklärte Fed-Chef Jerome Powell kürzlich. Damit reagieren die Währungshüter auf die Inflationsentwicklung: In den USA ist die Inflation auf dem höchsten Stand seit 40 Jahren - Preisstabilität, deren Gewährleistung eine der Kernaufgaben der US-Notenbank ist, ist schon seit geraumer Zeit nicht mehr gegeben.
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Fed hat den Kryptomarkt befeuert
Die Zufuhr billigen Geldes soll also - wenn nicht komplett abgestellt -, so doch deutlich verringert werden. Ebendieses billige Geld war allerdings einer der Garanten für die starke Entwicklung des Kryptomarktes während der COVID-19-Pandemie. Viel Geld floss während dieser Zeit in digitale Anlagen, hinzu kam staatliche Unterstützung, die viele Regierungen für ihre Bürger beschlossen - auch ein Teil dieser Einnahmen wurde am Kryptomarkt investiert.
Dabei nährte sich der Markt von der Attraktivität riskanterer Anlagen, zu denen auch Bitcoin & Co. gehören, in Niedrigzinszeiten. Hinzu befeuerten Krypto-Befürworter immer wieder den Inflationsschutzaspekt digitaler Anlagen, was zusätzlich zu einem teilweisen Umschichten von Gold- in Kryptoanlagen führte.
Was passiert nach der Zinswende?
Wie abhängig der Kryptomarkt auch von den Notenbanken ist, zeigte sich in den vergangenen Wochen, als die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed eine Zinswende einläuten wird, kontinuierlich stieg. Kryptoanlagen wie Bitcoin, Ethereum & Co. zeigten sich nicht nur im Einklang mit dem Aktienmarkt deutlich volatiler als zuletzt, die Aussicht auf eine baldige Leitzinsanhebung angesichts hoher Inflation führte auch zu einem enormen Abverkauf am Kryptomarkt. Von ihren Höchstständen aus dem November 2021 sind Kryptowährungen nur wenige Wochen später meilenweit entfernt.
Denn nicht nur kappt die Fed mit ihrer bevorstehenden Entscheidung den stetigen Zustrom an Geld für den Kryptomarkt, ein höherer Leitzins macht auch zeitgleich Anlagen in festverzinsliche Assets attraktiver - zu Lasten von risikoreicheren Investments, zu denen Digitalwährungen zählen. Dass der deutliche Kursrutsch von Bitcoin & Co. in Zeiten starker Inflation stattfindet, nährt zudem die Zweifel vieler Anleger, dass Kryptoanlagen vor Geldentwertung schützen - ein weiterer Grund für Investoren, ihr Geld aus dem Kryptomarkt abzuziehen.
Die Folgen der Zinswende werden unterdessen nicht nur bei Kryptoinvestments spürbar werden, auch der Aktienmarkt reagiert im Sog der Notenbankentscheidung. Dies dürften insbesondere gehypte Techtitel zu spüren bekommen, die in Niedrigzinszeiten profitiert haben. Investoren werden künftig genauer auf die Bilanzen schauen und Geschäftsmodelle stärker kritisch unter die Lupe nehmen: Wachstumswerte ohne Aussicht auf baldige Profitabilität werden vor diesem Hintergrund wohl weniger Geldzuflüsse zu erwarten haben - sowohl von Anleger- als auch von Investorenseite. Eine Börsenkrise dürfte der US-Notenbank allerdings nicht gelegen kommen, so dass viele Beobachter mit einer moderaten Zinsanpassung rechnen. Das wiederum könnte auch die Panik am Kryptomarkt dämpfen.
Feds Krypto-Ambitionen als Widerspruch?
Doch die US-Notenbank könnte auf andere Weise den Gegenwind für Bitcoin & Co. verstärken: Aktuell arbeitet sie an einem Regulierungsrahmen für Kryptowährungen. Auch wenn ein Verbot von Kryptos zumindest in den USA nicht im Raum steht, könnte eine zunehmende Regulierung aber zu einer der größten Gefahren für den digitalen Markt werden.
Zeitgleich verfolgt die Fed aber eigene Krypto-Ambitionen und hatte zumindest die Möglichkeit, einen digitalen Dollar aufzulegen, ausgelotet. In einer jüngst veröffentlichten Studie mit dem Titel "Geld und Zahlungen: Der U.S. Dollar im Zeitalter der digitalen Transformation" nahmen die Währungshüter digitales Zentralbankgeld unter die Lupe und formulierten auch eine Reihe von Vorteilen, die so genannte CBDCs (Central Bank Digital Currencies) mit sich bringen würden. Die Fed nannte unter anderem die Möglichkeiten finanzieller Dienstleistungen für Menschen ohne Bankkonto, bei gleichzeitig höherer Sicherheit und Liquidität. Zudem bringe digitales Notenbankgeld die Vorteile von Kryptowährungen - so etwa schnellere und günstigere Transaktionen - mit sich. "Eine CBDC wäre das sicherste digitale Asset, das für die generelle Öffentlichkeit verfügbar wäre, ohne ein damit verbundenes Kredit- oder Liquiditätsrisiko", heißt es im Rahmen der Studie. Auch wenn die Fed keine konkreten Schritte in Richtung eines digitalen Dollars eingeleitet hat, das Arbeitspapier liefert für eine mögliche CBDC eine Diskussionsgrundlage.
Doch dem Bericht der Fed ist nicht nur Positives zu entnehmen, denn die Währungshüter nehmen einen möglichen digitalen Dollar auch kritisch unter die Lupe und nennen in diesem Zusammenhang konkret eine Gefahr für die Rolle der Banken und damit auch indirekt für geldpolitische Steuerungsmechanismen der US-Notenbank selbst.
Wie sich mögliche Bestrebungen von Notenbanken wie der Fed, CBDCs zu etablieren, auf den Kryptomarkt auswirken werden, bleibt abzuwarten. Folgenlos dürfte ein solcher Schritt aber nicht bleiben.
Redaktion finanzen.net
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