Bitkom: Drei von vier Unternehmen wollen den digitalen Euro - EZB startet Projekt für digitalen Euro
Drei von vier Unternehmen sind für die Einführung eines digitalen Euros, ergab eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom.
Für einen digitalen Euro spricht aus Sicht der Unternehmen vor allem, dass sonst andere staatliche oder private Digitalwährungen zum Einsatz kommen, die europäische Werte untergraben könnten.
Die Europäische Zentralbank will am heutigen Mittwoch über ihre Pläne für einen digitalen Euro informieren. Die repräsentative Umfrage unter 652 Unternehmen aller Branchen ab 50 Beschäftige im Auftrag des Digitalverbands Bitkom ergab, dass 78 Prozent der Befragten solch einen digitalen Euro wollen. Nur jedes Fünfte hält nichts von solchen Plänen.
"Andere Nationen sind bei digitalem Zentralbankgeld schon weiter und haben bereits Pilotprojekte gestartet. Wir müssen unser Tempo erhöhen, um diesen Vorsprung aufzuholen", sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. "Europa sollte bei digitalem Zentralbankgeld eine weltweit führende Rolle anstreben. Der digitale Euro ist ein ganz zentrales Element einer digital souveränen EU."
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Gut zwei Drittel der Unternehmen plädieren für den digitalen Euro, damit auf dem künftigen Kapitalmarkt mit tokenisierten Wertpapieren nahtlose Zahlungs- und Abwicklungsprozesse möglich werden. Ähnlich viele sehen einen Vorteil darin, dass auch bei abnehmender Bedeutung von Bargeld im digitalen Zeitalter den Bürgern der direkte Zugang zur Zentralbank erhalten bleibt. Sechs von zehn Unternehmen erwarten, dass ein digitaler Euro es der EZB in Krisenzeiten ermöglicht, neue geldpolitische Instrumente wie etwa Negativzinsen effektiver umzusetzen.
Allerdings gebe es auch Sorgen rund um die Einführung eines digitalen Euros. So sehen zwei Drittel Datenschutzrisiken, wenn die Zentralbank tiefere Einblicke in die Zahlungsprozesse erhält. Jedes zweite Unternehmen sieht die Finanzstabilität gefährdet, weil durch den digitalen Euro der Einfluss der Banken in Krisenzeiten sinkt, erklärte Bitkom.
Nur jedes zehnte Unternehmen sieht schlicht keinen Bedarf für einen digitalen Euro und 8 Prozent meinen, die Wirtschaft solle selbst Lösungen für den Zahlungsverkehr der Zukunft entwickeln. Lediglich 13 Prozent geben an, es spreche nichts gegen einen digitalen Euro.
EZB startet Projekt für digitalen Euro
Die Europäische Zentralbank (EZB) beginnt mit Untersuchungen zur Schaffung eines digitalen Euro. Die in einer Vorprüfungsphase durchgeführten Analysen und Experimente sowie Meinungen von Fachleuten hätten den EZB-Rat veranlasst "einen Gang höher zu schalten und das Projekt eines digitalen Euro zu starten", heißt es in einer Erklärung von EZB-Präsidentin Christine Lagarde. "Mit unserer Arbeit wollen wir sicherstellen, dass Bürger und Unternehmen auch im digitalen Zeitalter Zugang zur sichersten Form des Geldes, dem Zentralbankgeld, haben", fügte sie hinzu.
Die Untersuchungsphase wird laut EZB 24 Monate dauern und zielt darauf ab, Schlüsselfragen der Gestaltung und Verteilung zu klären. Ein digitaler Euro müsse in der Lage sein, die Bedürfnisse der Europäer zu erfüllen und gleichzeitig dazu beitragen, illegale Aktivitäten zu verhindern und unerwünschte Auswirkungen für die Finanzstabilität und die Geldpolitik zu vermeiden, heißt es in der Mitteilung weiter.
Bargeld soll auf jeden Fall erhalten bleiben
Zugleich stellte die EZB klar: "Dies greift einer künftigen Entscheidung über die mögliche Ausgabe eines digitalen Euro nicht vor, die erst später erfolgen wird. In jedem Fall würde ein digitaler Euro das Bargeld ergänzen, nicht ersetzen."
Während der Untersuchungsphase wird sich das Eurosystem auf das mögliche funktionale Design eines digitalen Euro konzentrieren, das sich an den Bedürfnissen der Nutzer orientieren soll. Es sollen die Anwendungsfälle untersucht werden, die ein digitaler Euro vorrangig bieten sollte, um seine Ziele zu erreichen: eine risikolose, zugängliche und effiziente Form von digitalem Zentralbankgeld.
Geprüft werden soll zudem, welche Änderungen des EU-Rechtsrahmens erforderlich sein könnten, die mit den europäischen Mitgesetzgebern diskutiert und von diesen beschlossen werden müssten. Die EZB will während der Untersuchungsphase mit dem Europäischen Parlament und anderen europäischen Entscheidungsträgern zusammenarbeiten. Auch die technische Arbeit am digitalen Euro mit der Europäischen Kommission soll intensiviert werden.
EZB will Auswirkungen digitalen Euros für Nutzer und Banken prüfen
Schließlich werden in der Untersuchungsphase die möglichen Auswirkungen eines digitalen Euro für den Markt bewertet, und die Gestaltungsoptionen zur Gewährleistung des Datenschutzes und zur Vermeidung von Risiken für die Bürger des Euroraums, für Intermediäre und die Gesamtwirtschaft werden identifiziert. Zudem soll ein Geschäftsmodell für Intermediäre innerhalb des digitalen Euro-Ökosystems definiert werden.
Eine Beratergruppe soll während der Untersuchungsphase dafür sorgen, dass die Ansichten der potenziellen Nutzer und Händler zu einem digitalen Euro berücksichtigt werden. Diese Ansichten sollen auch im Euro-Retail Payments Board diskutiert werden.
Die EZB weist auf Experimente hin, die sie in den vergangenen neun Monaten durchgeführt hat und die Nutzung der Distributed Ledger Technology, den Schutz der Privatsphäre, die Verhinderung von Geldwäsche, den Zugang für Endnutzer ohne Internetverbindung, sowie die Begrenzung des Umlaufs digitaler Euros betrafen.
Deutsche Kreditwirtschaft fordert tokenisierten digitalen Euro
Die Deutsche Kreditwirtschaft hat die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) begrüßt, ein Projekt zur Vorbereitung eines digitalen Euros zu starten. Zugleich bezeichnete sie die Pläne der EZB aber als unzureichend. "Es braucht zusätzlich sowohl tokenisiertes Giralgeld als auch tokenisiertes Zentralbankguthaben, um unsere Volkswirtschaft sicher in die Zukunft zu begleiten", heißt es in einer Stellungnahme. Die EZB müsse alle drei heutigen Geldarten in das Projekt einbeziehen.
Ein digitaler Euro sollte nach Ansicht der Kreditwirtschaft für Verbraucher wie eine digitale Banknote funktionieren. Wie Bargeld sollte er weder verzinst noch programmierbar sein. Auch sollte ein digitaler Euro ohne Verbindung zum Internet funktionieren. Der digitale Euro sollte den Europäern nach Vorstellung des Verbands durch Kreditinstitute über elektronische Portemonnaies, sogenannte "CBDC-Wallets", zur Verfügung gestellt werden.
Dabei sollte die Menge an digitalen Euro durch eine Obergrenze pro Wallet limitiert werden, die sich beispielsweise am typischen Zahlungsbedarf orientieren könnte. Nicht zuletzt muss die EZB in ihrem Projekt die Anonymität des digitalen Euro betrachten, die Verbraucher am Bargeld sehr schätzen", fordert die Kreditwirtschaft.
BERLIN (Dow Jones)
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