Was, wenn "König Dollar" stürzt? Wer davon profitiert
Mit dem Rückzug der USA aus der weltpolitischen Verantwortung und den von Präsident Donald Trump angezettelten Handelskriegen droht der US-Dollar seine Funktion als Leitwährung zu verlieren.
Werte in diesem Artikel
von Karl Happe, Gastautor in €uro am Sonntag
Welche Folgen hätte es, wenn der US-Dollar seinen Status als Weltleitwährung verlöre? Diese Frage ist nicht nur akademischer Natur. Vielmehr gibt es zunehmend Anzeichen dafür, dass der Greenback nach Jahrzehnten der Dominanz seine Eigenschaft als globale Haupt-Reservewährung verlieren könnte. Während eine Übergabe des Staffelstabs für die USA schmerzhaft wäre, würde ein ausgewogeneres Reservesystem - das sich stärker auf den Euro, den chinesischen Renminbi und/oder den japanischen Yen stützt - der Weltwirtschaft am Ende vermutlich helfen.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Zunächst ein kurzer Blick zurück. Seit es internationalen Warenaustausch gibt, haben Händler und Banker aus unterschiedlichen Ländern die Währung eines Landes als Standardwährung verwendet. Beispiele in den letzten 2000 Jahren waren der römische Denar, der venezianische Dukat oder der holländische Gulden. Von Mitte des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts nahm das britische Pfund die Rolle als Leitwährung ein, bis es vom US-Dollar abgelöst wurde, da die Vereinigten Staaten seit Ende des Zweiten Weltkriegs die internationale Politik dominieren.
Alle wichtigen Rohstoffe werden in US-Dollar gehandelt
Der Dollar als Leitwährung brachte den USA enorme wirtschaftliche Vorteile, aber auch gravierende strukturelle Nachteile. Auf der Haben-Seite konnte das Land verbuchen, dass der US-Dollar jahrzehntelang relativ fest gegenüber anderen Währungen blieb, da der Wert der Währung infolge der permanenten Nachfrage stieg. Darüber hinaus war
es für die USA recht einfach, grenzüberschreitende Geschäfte zu tätigen, da quasi alle wichtigen Rohstoffe weltweit in Dollar gehandelt und abgerechnet werden.
Diesen Vorteilen steht aber gegenüber, dass die USA zum Erhalt des Status der Weltleitwährung gezwungen sind, ein permanentes Leistungsbilanzdefizit aufrechtzuerhalten. Das Minus vor allem in der US-Handelsbilanz wurde durch den Verkauf von Staatsanleihen im Ausland finanziert. Dieses Handelsdefizit hat den US-Bürgern zwar ermöglicht, mehr zu konsumieren als sie produzieren. Gleichzeitig - und das ist der zweite gravierende Nachteil -
hat es aber auch Druck auf die Löhne in den Vereinigten Staaten ausgeübt, vor allem in den Branchen, die handelbare Güter produzieren.
Doch nun könnte der Status des Dollar als Haupt-Reservewährung infrage gestellt werden. Bereits bei Einführung des Euro zur Jahrtausendwende gab es Diskussionen darüber, ob und inwieweit die europäische Gemeinschaftswährung den Greenback herausfordern könne. Die Finanzkrise und die europäische Staatsschuldenkrise haben jedoch den Appetit der Investoren auf den Euro als sicheren Hafen gezügelt. Jüngere politische Ereignisse - exemplarisch seien das Brexit-Votum und die Wahl von US-Präsident Donald Trump genannt - haben das Thema nun allerdings wieder in den Fokus gerückt. Viele Nichtamerikaner merken, wie sehr sie der protektionistischen Politik der Vereinigten Staaten ausgesetzt sind.
Gleichwohl begann die Absetzbewegung vom US-Dollar bereits vor der Wahl von Präsident Trump. Bereits seit mehr als zehn Jahren sinkt der Anteil des Greenback an den weltweiten Währungsreserven. Und die sogenannten SWIFT-Daten (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication) zeigen, dass der Anteil des US-Dollar an den internationalen Zahlungen seit 2015 zurückgeht.
Somit stellt sich die Frage, ob ein Sturz von "König Dollar" vorteilhaft für die Weltwirtschaft wäre. Viele Marktbeobachter sind von den Vorzügen eines multipolaren Reservewährungssystems überzeugt. Der Weg dahin wäre jedoch holprig und hätte erhebliche Auswirkungen auf die Wechselkurse und die Kapitalkosten der betroffenen Länder.
Abwertung wäre gut für die Handelsbilanz der USA
Den USA und ihrer Währung Dollar würde der Verzicht auf den Status als Leitwährung helfen, die Handelsbilanz auszugleichen. Dies würde voraussichtlich den Wert des Dollar schwächen, mit der Folge von Inflationsdruck auf die Preise von Konsumgütern. Es ist jedoch fraglich, inwieweit dies auch auf die Löhne überspränge. Vielmehr spricht vieles dafür, dass ärmere Leute in den USA mehr Kaufkraftverlust durch Inflation erleiden würden als sie durch Lohnerhöhungen gewinnen könnten.
Die Währungen anderer Länder und Regionen - vermutlich der Eurozone, Chinas oder Japans - würden dagegen aufwerten, wenn ihre Bedeutung als Reservewährung steigt. Dies würde deren Kaufkraft für Rohstoffe und handelbare Güter erhöhen und die Kapitalkosten für die heimischen Industrien senken. Doch auch hier ergäbe sich vermutlich sozialpolitisches Konfliktpotenzial in Form zunehmender Einkommensunterschiede, da festere Währungen unqualifizierte Arbeit weniger wettbewerbsfähig machen.
Auch für Anleger gibt es Implikationen: Das Land, das den Status der Weltleitwährung besitzt, wird im Allgemeinen mehr profitieren als Nachteile empfinden. Sollte es zum Sturz von "König Dollar" kommen, müssten Dollaranleger mit Währungsverlusten, tendenziell steigenden US-Zinsen und einer potenziellen Underperformance von Aktien und festverzinslichen Wertpapieren der USA rechnen.
Anleger sollten die Entwicklung genau verfolgen
Anleger in der oder den Währungen, die den US-Dollar ersetzen, könnten dagegen die Vorteile genießen, die niedrigere Kapitalkosten und eine höhere Kaufkraft mit sich bringen. Sei es nun die Eurozone, China, Japan oder alle drei zugleich: Eine größere Bedeutung als Reservewährung würde dem jeweiligen Währungsgebiet einen Wachstumsschub verleihen mit entsprechenden Auswirkungen auf die Finanzmärkte.
Die Zeit wird zeigen, ob und wann der Dollar das Schicksal von Denar, Dukaten, Gulden und Pfund erleiden wird, und ob sich ein oder mehrere Emporkömmlinge erheben, um an seine Stelle zu treten. Aus Anlegersicht bleiben daher die - ob zu Recht oder zu Unrecht als eher trocken verschrienen - Statistiken zu den Währungsreserven und zur internationalen Zahlungsabwicklung hochspannend.
Kurzvita
Karl Happe
Chef-Anlagestratege für Versicherungsportfolios bei Allianz
Global Investors
Happe ist seit 2013 Chef-Anlagestratege für Versicherungsportfolios bei Allianz Global Investors. Das von ihm geleitete Team managt mehr als 135 Milliarden Euro an Aktien- und Rentenanlagen für die Allianz und andere Versicherer.
AllianzGI, eine Tochter der Allianz SE, verwaltet mehr als 510 Milliarden Dollar an Vermögenswerten für Privatkunden, Familien und Institutionen aus aller Welt.
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Bildquellen: Allianz Global Investors GmbH, Denis Vrublevski / Shutterstock.com
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