Devisen-Trader-Kolumne Detlef Rettinger

Brasilien: Geht die Erfolgsgeschichte weiter?

13.10.09 08:30 Uhr

Brasilien: Geht die Erfolgsgeschichte weiter? | finanzen.net

In Brasilien findet nicht nur 2014 die Fußball WM statt, Rio de Janeiro erhielt auch den Zuschlag für Olympia 2016.

Das dürfte der Wirtschaft des Landes langfristig weiteren Auftrieb geben. Bereits jetzt hat sich Brasilien erstaunlich schnell von der Krise erholt und einige Experten rechnen nach einem leichten Minus in diesem Jahr schon 2010 wieder mit einem Wachstum von vier bis fünf Prozent. Doch das scheint zu optimistisch. Die beiden aktuellen Wachstumstreiber, die sehr expansive Fiskal- und Geldpolitik sowie der Anstieg der Rohstoffpreise, dürften 2010 an Schubkraft verlieren. Die Einmaleffekte von Steuersenkungen und Ausgabenprogrammen können nicht so einfach wiederholt werden und die Rohstoffpreise könnten wieder fallen oder werden zumindest nicht weiter steigen, wenn die Nachfrage aus China nachlässt. Es gibt deutliche Anzeichen dafür, dass China die niedrigen Rohstoffpreise in der ersten Hälfte 2009 zu einem Aufstocken seiner Lagerbestände nutzte. Das wiederum aber lässt den Schluss zu, dass die Rohstoffnachfrage zumindest kurzfristig nicht auf diesem hohen Niveau bleiben wird.

Hohes Zinsniveau macht den Real attraktiv

Der Aufwertungsdruck auf den Real hat sich zuletzt zwar abgeschwächt, bleibt aber nach wie vor bestehen. Für Anleger ist die brasilianische Währung trotz der starken Aufwertung seit Dezember 2008 aufgrund des im internationalen Vergleich hohen Zinsniveaus von 8,75 Prozent weiterhin attraktiv. Zumal die Geldpolitik trotz der massiven Zinssenkung um 500 Basispunkte seit Anfang 2009 nicht so expansiv ist wie in manchen anderen Ländern. Während der Realzins z.B. in Südafrika oder in Russland negativ ist, liegt er in Brasilien bei mehr als vier Prozent. Dennoch wird der nächste Zinsschritt eine Anhebung sein und die kommt vielleicht früher als von den meisten erwartet. Zwar liegt die Inflationsrate derzeit mitten im Zielkorridor der Notenbank und auch 2010 dürfte es keine Zunahme des Preisauftriebs geben, dennoch könnte aber eine Zinsanhebung nötig werden, noch bevor sich die Inflationsrate beschleunigt. Denn: Eine zu lockere Geldpolitik kann auch zu anderen Verwerfungen führen, wie z.B. einer Blase am Aktien- und Immobilienmarkt sowie einer übermäßigen Verschuldung der privaten Haushalte.

Real kurzfristig unter Druck?

Das bringt mittelfristig weiteren Aufwertungsdruck mit sich und macht den Real für Anleger noch interessanter. Allerdings kann ein zu starker Real für die brasilianische Exportwirtschaft auch zu einem Problem werden. Kurzfristig könnte der Real nach dem Höhenflug der letzten Monate unter Verkaufsdruck geraten, vor allem wenn es zu einer Korrektur bei den Rohstoffpreisen kommt.

Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.