Warnzeichen: Ist der Bitcoin-Hype ein schlechtes Omen für die Wirtschaft?
Bitcoin ist derzeit die wohl populärste Kryptowährung am Markt. Zahlreichen Experten zufolge weist die Entwicklung inzwischen jedoch immer mehr Anzeichen einer drohenden Blase auf.
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Die Geschichte lehrt es uns
Bereits im 17. und 18. Jahrhundert trat dieses Phänomen auf: Im Rahmen der Tulpenmanie wurden damals Tulpenzwiebeln zum Spekulationsobjekt.
Im März 2000 war es die Dotcom-Blase - eine geplatzte Spekulationsblase, die insbesondere die sogenannten Dotcom-Unternehmen der New Economy betraf. Sie führte vor allem bei Kleinanlegern in Industrieländern zu enormen Vermögensverlusten.
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Darauf folgte die Immobilienblase, die letztlich in einer Finanzkrise endete. Diese entstand als Folge eines spekulativ aufgeblähten Immobilienmarktes in den USA.
Und auch der Bitcoin hat eine rasante Rally hinter sich. Die digitale Währung erfreut sich noch immer großer Beliebtheit, dabei ist sie sehr umstritten. Der Bitcoin strotzt vor Volatilität - am 1. Januar dieses Jahres verzeichnete er ein Kurshoch von 13.965,22 Indexpunkten, am 6. Januar wuchs der Kurs auf 17.242,87 Zähler an, bevor er am Dienstag wieder unter die 12.000 Dollar-Marke rutschte.
Was genau ist überhaupt eine Blase?
Eine Spekulations- oder auch Finanzblase beschreibt eine Marktsituation, in der die Preise verschiedener Handelsgüter oder Vermögensgegenstände bei hohen Umsätzen über ihrem eigentlichen Wert liegen, also ein schneller Anstieg der Marktkapitalisierung. Es zeigt sich stets ein wiederkehrendes Muster: Stark steigende Preise bei hohen Umsätzen, darauf folgen einbrechende Preise bis hin zum Crash.
Der Krypto-Boom ist ein deutliches Warnsignal
Fast wöchentlich kommen neue digitale Währungen auf den Markt - vor kurzem kündigte sogar Kodak eine eigene Kryptowährung, den KodakCoin, an. Inzwischen kursieren über 1.400 solcher Währungen mit einer Gesamtmarktkapitalisierung von etwa 580 Milliarden US-Dollar laut "coinmarketcap".
Der Hype um den Bitcoin überforderte kürzlich sogar die Plattform "Coinbase". Die Handelsplattform war auf den Ansturm nicht vorbereitet und brach zwischenzeitlich zusammen. Zurzeit kann jedoch niemand sicher sagen, ob der Bitcoin sich auch langfristig durchsetzen kann oder ob die jetzige Nummer eins bald ersetzt wird.
US-Ökonom Jeffrey Sachs sieht in der Kryptowährung "[…] nichts anderes als eine Blase, die letzten Endes in sich zusammenfallen wird." Auch die US-Börsenaufsicht SEC warnt vor Betrug und Manipulationen. Zahlreiche Regierungen denken derweil über die Regulierung der digitalen Währungen nach. Das FBI warnte kürzlich davor, dass Bitcoin im großen Stil für Geldwäsche genutzt werde.
Und auch zahlreiche weitere Experten stehen dem Hype kritisch gegenüber: Rudi von Abele von der Anlagefirma Guild Investment Management äußerte sich diesbezüglich: "Fear of missing out - die Angst, etwas zu verpassen, ist sicher die Motivation vieler Anleger." Er sieht Bitcoins weniger als wirkliches Zahlungsmittel, sondern vielmehr als virtuelle Alternative zu Gold. Laut Analyst Ronnie Moas, einem der bekanntesten Bitcoin-Anhänger, sei Bitcoin sogar sicherer als Gold, denn hier sei wenigstens die Obergrenze bekannt. Man wisse, es gebe 21 Millionen Bitcoins auf der Welt, mehr könne es nie geben. Gleichzeitig räumt er ein, dass sicher nicht alle Kryptowährungen überleben werden.
Finanzexperte Vivek Wadhwa bezeichnete die Entwicklungen rund um den Bitcoin kürzlich als "reine Spekulationsblase", die in jedem Fall platzen wird. Ihm zufolge sei dies der "größte Betrug der Menschheitsgeschichte". Und auch Starinvestor Jeremy Grantham zufolge seien alle Anzeichen einer Spekulationsblase gegeben. Er prophezeite bereits andere Blasen, die kurz darauf tatsächlich platzten.
Was passiert, wenn die Blase platzt?
Bisher übt die digitale Währung einen eher geringen Einfluss auf die Wirtschaft, die auf staatlich legitimierten Geld beruht, aus. Laut Dorothea Schäfer vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung sei der Wert der Bitcoins eine "zu vernachlässigende Größe" im Markt. Auch Carl-Ludwig Thiele, Vorstand der Bundesbank, beschreibt sie als "quantitativ unbedeutend". Da es meist eher kleine Teams in Unternehmen oder kleine Firmen seien, die sich mit Bitcoins beschäftigen, dürfte die Arbeitslosigkeit durch einen Crash nicht merklich steigen.
Banken hingegen sehen immer mehr eine Gefahr in dem kontinuierlichen Aufstieg der Kryptowährungen. Denn wer braucht noch ein Bankkonto, wenn man digitale Währungen quasi selber am eigenen Rechner erstellen und seinen Transaktionspartnern schicken kann?
Die Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft dürften insgesamt um einiges geringer ausfallen als bei bisherigen Blasen wie die Tulpenmanie, die Dotcom-Blase oder der Immobiliencrash, schreibt das bayrische Nachrichtenportals "Merkur.de"
Lediglich für Investoren dürften massive Verluste drohen.
Das Platzen der Blase müsse jedoch keinesfalls das Ende der Blockchain-Technologie bedeuten, schreibt die ZEIT. Die Geschichte lehrt uns - das Internet hat die Welt revolutioniert, auch nach dem Platzen der Dotcom-Blase.
Redaktion finanzen.net
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