Yen unter Abwertungsdruck: Nur Japan lockert die Geldpolitik weiter
Unter den zehn wichtigsten Währungen der Industrieländer zeigte der Yen in den letzten Monaten die schwächste Performance.
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Gegenüber dem US-Dollar und auch gegenüber dem Euro wertete der Yen kräftig ab; allerdings hatten die Wechselkurse USD/JPY und EUR/JPY zu Jahresbeginn auch historische Tiefststände erreicht. Warum der Stimmungswechsel? Noch vor wenigen Monaten galt der Yen als sicherer Anlagehafen in unsicheren Euro-Krisenzeiten und nun die Kehrtwende?
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Bank of Japan mit Richtungswechsel
Der Hauptgrund dafür liegt in der neuen Geldpolitik der Bank of Japan. Jahrzehntelang für ihr Zögern und Zaudern bekannt haben die Notenbanker ihre zaghafte Geldpolitik aufgegeben und sind entschlossen, eine weitere Aufwertung des Yens zu verhindern. Gelingen soll dies durch eine quantitative Geldpolitik, sprich den Kauf von Anleihen nach dem Muster der US-Notenbank. Vor allem aber: Anfang Februar wurde das Ziel einer Inflationsrate von deutlich über null Prozent verkündet. Das war neu. Derzeit herrscht in Japan eher Deflation, die Preise fallen. Ebenfalls neu ist die Entschlossenheit, mit der die Bank of Japan diese Politik verfolgt. Weit mehr als ein Nebeneffekt ist es dabei, dass der Aufwertungsdruck auf den Yen nicht nur gestoppt, sondern umgekehrt wurde. Denn die Yen-Stärke drohte die gesamte Wirtschaft in eine Rezession zu stürzen.
Strukturprobleme in Japan
Seit Jahrzehnten, im Grunde seit den goldenen 1980er Jahren hat Japan ohnehin mit immensen Strukturproblemen zu kämpfen. Die Wirtschaft ist wenig dynamisch und viele Unternehmen wie z.B. Sony, die einst Weltmarktführer in ihren Bereichen waren, haben international den Anschluss verloren. Zudem ist die Politik erstarrt und häufig handlungsunfähig. Zu allem Überfluss hat Japan noch ein größeres Problem der Überalterung als z.B. Deutschland und der Schuldenstand kann einem mit 230 Prozent in Relation zum BIP den Angstschweiß auf die Stirn treiben.
Bank of Japan lockert die Geldpolitik weiter
Doch das sind Probleme, die langfristig zum Tragen kommen und den Yen belasten könnten. Wie sieht es kurzfristig aus? Da ist die Bank of Japan die einzige unter den Notenbanken der Industrieländer, die derzeit die Geldpolitik weiter lockert. Die US-Notenbank und die EZB sind zwar ebenso wie die Bank of England noch weit davon entfernt, eine geldpolitische Wende einzuleiten, einer weiteren Lockerung haben aber alle drei angesichts der wieder stabileren Konjunkturlage eine Absage erteilt. Auch die australische Notenbank ist ebenso wie die neuseeländische mit ihrer Geldpolitik „on hold“. Und die Bank of Canada hat jüngst sogar angedeutet, den – mit 1,00 Prozent allerdings sehr niedrigen – Leitzins bald anzuheben.
USD/JPY und EUR/JY drehen wieder nach oben
Die anhaltende Lockerung der Geldpolitik sowie die eher schwache Konjunktur in Japan werden dafür sorgen, dass der Yen unter Verkaufsdruck bleibt. Der Kursanstieg von USD/JPY und EUR/JPY wird zwar nicht mehr so stark und schnell erfolgen wie im Februar und März, aber tendenziell wird es weiter nach oben gehen. Beide Wechselkurse haben während der Korrektur der letzten Wochen zudem wichtige Unterstützungen bestätigt. Bei USD/JPY war dies die Marke von 80,50 JPY und EUR/JPY hat am Support bei 105,00 JPY wieder nach oben gedreht. Für Forex-Trader durchaus interessant könnte auch eine Long-Position im Wechselkurs CAD/JPY sein. Die zu erwartende Zinserhöhung in Kanada und die anhaltende Lockerung der Geldpolitik in Japan dürfte dem Wechselkurs Auftrieb geben.
Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.