Investments - made in Japan: Kuroda hält Kurs
Die expansive Geldpolitik hat ihre Ziele noch nicht erreicht. Doch der Optimismus der Unternehmer wächst - und der Nikkei nimmt neue Rekorde ins Visier.
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von Jörg Billina, Euro am Sonntag
Seine Geldpolitik ist extrem locker, Haruhiko Kuroda ist es nicht. Japans Notenbankchef wollte innerhalb von zwei Jahren die Inflationsrate auf zwei Prozent hochtreiben. Die Aussicht auf steigende Preise sollte Japans Verbraucher motivieren, die Konsumausgaben zu erhöhen. Das hätte die Konjunktur angekurbelt. Rund 60 Prozent des japanischen Bruttoinlandsprodukts hängen von der Binnennachfrage ab.
Doch Japans Bürger halten sich weiterhin zurück, Waren und Dienstleistungen werden kaum teurer. Das Wachstumstempo bleibt daher moderat, obwohl die Bank of Japan der Wirtschaft massiv Liquidität bereitstellt. Mittlerweile erwirbt sie pro Jahr für umgerechnet 624 Milliarden Euro Staatsanleihen, aber auch Unternehmensanleihen und Aktien in Form von börsengehandelten Indexfonds. Keine Zentralbank fährt einen expansiveren Kurs. Bleibt es bei dieser Linie, wird die Bank of Japan nach Angaben des Mizuho Research Institute bis 2020 rund 80 Prozent aller japanischen Staatsanleihen besitzen.
Hartnäckig wie die Erdanziehung
Die Entwicklung gefällt nicht jedem, kritische Stimmen werden laut. Takahide Kiuchi, selbst Mitglied des Notenbankausschusses, warnt vor möglichen Verwerfungen. Seiner Meinung nach droht der Aktienmarkt zu überhitzen. Der Leitindex Nikkei 225 ist seit Beginn der geldpolitischen Maßnahmen stark gestiegen und erreichte mit dem zeitweisen Sprung über die Marke von 20.000 Punkten zuletzt ein neues 15-Jahreshoch. Auch fürchtet Kiuchi einen plötzlichen Vertrauensverlust der Anleger in den Bondmarkt, was die Zinsen massiv in die Höhe treiben würde. Die Chance auf einen nachhaltigen Aufschwung wäre dann endgültig vertan.Kuroda verteidigt seinen Kurs. Um die Schwere der Aufgabe zu verdeutlichen, bemüht er die Physik und vergleicht die Hartnäckigkeit der Deflation mit der Erdanziehung. Um solche Beharrungskräfte zu überwinden, bedürfe es eines enormen Anschubs, sagt Kuroda. Gut möglich, dass er im Lauf des Jahres die Geldschleusen noch weiter öffnet - und das Anleihekaufprogramm noch mal aufstockt. "Die Bank of Japan wird vor allem dann reagieren, wenn die US-Notenbank entgegen den Erwartungen die Zinsen im Laufe des Jahres doch nicht erhöht und der Dollar dadurch wieder leichter tendieren sollte", glaubt Peter Dreide, Chef der Investmentboutique TBF Asset Management.
Ein im Vergleich zum Greenback und zum Euro schwacher Yen ist essenziell. Nur so kann es nach Ansicht der japanischen Notenbank und der Regierung von Ministerpräsident Shinzō Abe gelingen, die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt aus ihrer über 20 Jahre währenden ökonomischen Lethargie zu reißen.
Erste Erfolge dieser nach dem Ministerpräsidenten benannten Abenomics-Politik sind nicht zu übersehen. Der niedrige Außenwert der Währung erhöht die Wettbewerbsfähigkeit der exportorientierten japanischen Unternehmen.
So hat Toyota den operativen Gewinn in den USA in den ersten Monaten des Geschäftsjahres 2014/15 dank des Währungsvorteils um 80 Prozent gesteigert. Auch Kawasaki Heavy nutzt diesen Vorteil. Der Industriekonzern, der unter anderem den US-Flugzeugbauer Boeing beliefert, dürfte das Rekordergebnis des vergangenen Geschäftsjahres noch einmal übertroffen haben.
Zudem veranlasst der niedrige Yen-Kurs Unternehmen wie die beiden Mischkonzerne Panasonic oder Sharp, Produktionsstätten im Ausland zu schließen und sie zurück nach Japan zu verlagern. So werden neue Jobs geschaffen. Der Arbeitsmarkt brummt. Auf eine leere Stelle kommen mittlerweile 1,1 Bewerber - viel mehr als früher. Davon profitiert unter anderem World Intec. Das Unternehmen vermittelt nicht nur Arbeitskräfte, sondern bietet auch Qualifizierungsmaßnahmen an.
Hochmotivierte Manager
"Der zu Beginn der Maßnahmen von Notenbank und Regierung vorherrschende Pessimismus japanischer Unternehmenschefs ist einem deutlich spürbaren Optimismus gewichen", konstatiert Japan-Experte Dreide. Einer Umfrage der Investmentgesellschaft Fidelity unter Analysten zufolge hat das Vertrauen in die Geschäftsentwicklung bei japanischen Unternehmern weltweit sogar am stärksten zugenommen. Die Manager sind hoch motiviert. "Seit langer Zeit achten sie wieder auf die operativen Margen und streben Steigerungen auf fünf bis acht Prozent an", sagt Dreide. Und sie schmieden Übernahmepläne, auch das gab es lange nicht mehr. Kazuhiro Tsuga, Chef von Panasonic, will in den kommenden Jahren rund 70 Milliarden Euro für Zukäufe ausgeben.Zur guten Stimmung der Unternehmer trägt auch die Fiskalpolitik von Abe bei. Die Körperschaftsteuer wurde von 35 auf 30 Prozent gesenkt. Dafür fordert der Premier aber eine Gegenleistung: Die Firmen sollen die Löhne erhöhen. Zumindest die großen Unternehmen sind dazu bereit. Seit dem 1. April erhalten die Mitarbeiter von Toyota im Schnitt 3,2 Prozent mehr. Der Autobauer verzichtet außerdem darauf, seinen Zulieferern Preisnachlässe abzuringen. So können auch sie die Gehälter anheben.
Höhere Einkommen wiederum sind Voraussetzung dafür, dass der angestoßene Aufschwung in eine nachhaltige Erholung übergeht. Allerdings drohen Gefahren: 2017 wird die Mehrwertsteuer erneut erhöht. Die Einnahmen sind zwingend notwendig, um die auf 240 Prozent der Wirtschaftsleistung angestiegene Verschuldung abzubauen.
Die erste Anhebung der Mehrwertsteuer im vorigen Jahr hatte die Kauflust der Bürger stark gedämpft. Ziehen die Löhne an, können die Verbraucher die erhöhte Mehrwertsteuer besser verkraften.
Auch wenn die Regierung und die Notenbank ihre geld- und makroökonomischen Ziele nicht so schnell erreichen wie ursprünglich geplant: Die Kursfantasie für japanische Werte leidet darunter nicht. Für einen Einstieg ist es nicht zu spät. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt mit 17 immer noch unter dem historischen Schnitt. Auch sei die Rally fundamental begründet und damit deutlich weniger korrekturanfällig als der Börsenaufschwung in Europa, meint Dreide. Er traut Japans Leitindex bis 2020 - in dem Jahr finden in Tokio die Olympischen Sommerspiele statt - eine Verdoppelung zu. Der Nikkei 225 hätte dann auch sein Allzeithoch aus dem Jahr 1989 von 38.957 Punkten übertroffen.
An der Rekordjagd werden sich japanische Pensionsfonds ebenfalls aktiv beteiligen. Mit Anleihen verdienen sie kaum Geld. Nur mit Investments am Aktienmarkt lassen sich die langfristigen Renditeversprechen erfüllen. Denn die Beitragszahler werden immer weniger. Gegen das Schrumpfen der Bevölkerung haben Abe und Kuorda bislang noch kein Mittel gefunden.
Investor-Info
TBF Japan Fund
Large Caps bevorzugt
Das Fondsmanagement investiert in japanische Unternehmen, die besonders vom schwachen Yen profitieren. Dazu zählen unter anderem der Roboterhersteller Fanuc, der Elektronikkonzern Hitachi und der Autobauer Toyota. Anleger gehen jedoch keine Yen-Risiken ein. Der Fonds ist in Euro aufgelegt und währungsgesichert. Seit Jahresanfang erzielte der TBF Japan Fund rund 27 Prozent.
Aberdeen Japan Smaller Comp.
Nebenwerte im Fokus
Im Portfolio finden sich 30 bis 40 Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung. Dazu zählen der Konsumwert Mandorn und der Sportartikelhersteller Asics. Auch bei der Zeitarbeitsfirma World Intec sieht das Management aufgrund der steigenden Nachfrage nach Arbeitskräften Chancen. Auf Sicht von drei Jahren legte der währungsgesicherte Fonds 144 Prozent zu, seit Jahresanfang 18 Prozent.
Contracts for Difference
Gehebelt auf Japan setzen
Mit CFDs, auch Differenzkontrakte genannt, können Anleger gehebelt auf den Nikkei 225 oder auf Nippons Währung Yen setzen. Auch auf einige bekannte Bluechips aus dem Land der aufgehenden Sonne sind Wetten möglich. Es kann sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse spekuliert werden. Fast alle CFD-Anbieter offerieren Nikkei, Yen und Einzelaktien. Anleger sollten nur geringe Hebel wählen und Stoppkurse setzen, da CFDs hohe Verlustrisiken bergen und sogar eine Nachschusspflicht eintreten kann. Ausgewählte Hebelprodukte auf Asics
Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf Asics
Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
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Bildquellen: Jim Barber / Shutterstock.com, Rawpixel / Shutterstock.com
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