Vermögensverwalter-Kolumne

Südländer mit Foulspiel gegen Deutschland

16.07.12 11:34 Uhr

Südländer mit Foulspiel gegen Deutschland | finanzen.net

Die Italiener haben uns Teutonen mit 2:1 aus der Fußball-EM gekickt.

Von Michael Reuss, geschäftsführender Gesellschafter der Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung

Vielleicht hätten wir mit taktischen Fouls zur rechten Zeit die Sache in unserem Sinne biegen können - ganz so wie in der Politik, wo Fouls ein probates Mittel zu sein scheinen. Jüngstes Beispiel: die Zugeständnisse beim Einsatz des Euro-Rettungsfonds, die Italien und Spanien in Brüssel erpresst haben.

Nun dürfen sich Problemländer ohne störende Sparauflagen Hoffnungen auf neue Finanzspritzen machen. Doch während es beim Sport in aller Regel darum geht, der Beste zu sein, liegt die Antriebskraft der Südeuropäer darin, am besten durchzukommen und andere dafür zahlen zu lassen.

Direkt- statt Querpässe

Durch die Brüsseler Beschlüsse ist es möglich, dass der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) Geld an die Banken nicht mehr über die Staaten, sondern direkt an die Institute vergibt. Und der ESM-Rat kann die Beschlüsse zur Geldeingabe mit einfacher Mehrheit und somit ohne das nervige Deutschland treffen. Die Ratsmitglieder aus Griechenland, Spanien und Italien werden sich sicherlich freuen, deutsche Steuergelder direkt an ihre Banken leiten zu können, ohne dass ihre Krisen-Staaten unmittelbar dafür haften müssen. Denn die Zusagen werden nicht auf die Staatsschulden des Problemlandes angerechnet, sondern dem Konto des ESM in Rechnung gestellt. Und wie üblich ist Deutschland auch beim ESM der hauptsächliche Financier.

Druckmittel

Man hört, dass Italien und Spanien sich weigerten, den „Pakt für Wachstum und Beschäftigung“ zu unterschreiben und damit drohten, Europa und den Euro gegen die Wand fahren zu lassen. Frau Merkel hätte vermutlich gut daran getan, vorher einen Bluff-Lehrgang bei Pokerspielern zu absolvieren. Nun hat die Kanzlerin ihren Wachstumspakt, den sie selbst gar nicht wollte, aber brauchte, damit der Bundestag dem Rettungsschirm zustimmte.

Jeder will unser Bestes: unser Geld

Länder wie Italien und Spanien, aber auch Frankreich, sind nun auf dem besten Wege, ohne Auflagen an das Geld der Europäer, speziell an das der Deutschen, zu kommen. Zwar hat Merkel die Einführung von Eurobonds (vorerst) verhindert, aber sie hat dem Ausbau des ESM zur Euro-Bad-Bank zugestimmt. Da die Schar der Nehmerländer gegenüber der Zahl der Geber immer weiter anwächst, wird die Aufstockung des Bailout-Fonds politisch leichtfallen. Laut Italiens Ministerpräsident Mario Monti, früher übrigens Berater bei Goldman Sachs, hat die Eurozone den Weg für gemeinschaftliche Anleihen (Eurobonds) geebnet.

Liquidität als Treibsatz für die Börsen

Schon Börsenaltmeister Kostolany wusste üppige Liquidität als Treibsatz für die Märkte zu schätzen. Die Möglichkeit des ESM, direkt Staatsanleihen zu kaufen, dürfte Druck von den Zinsmärkten in den Krisenländern nehmen. Deutschland wird aufgrund seiner Haftungs-Position wohl an Bonität einbüßen, was eine Zinswende nach oben zur Folge haben dürfte. Für Kreditnehmer wäre das ein klares Signal, sich die im langjährigen Vergleich immer noch extrem niedrigen Zinsen jetzt möglichst lange zu sichern. Anleger indes sollten gerade anders herum vorgehen. Für sie lautet die Devise fürs Depot: (Unternehmens-)Anleihen mit kurzen Laufzeiten, Qualitätsaktien und Edelmetalle.

Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.vermoegensprofis.de.

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