Vermögensverwalter-Kolumne

Deutschland ohne den Euro - ein Szenario

31.07.12 11:25 Uhr

Deutschland ohne den Euro - ein Szenario | finanzen.net

Die Nerven der Anleger liegen nach drei Jahren Eurokrise blank.

von Manfred Rath, KSW Vermögensverwaltung AG, Nürnberg

Wäre da nicht ein Ende mit Schrecken sinnvoller als die dauerhafte Umverteilung von Nord- nach Südeuropa? Und wenn die Schuldenstaaten die Währungsunion schon nicht verlassen möchten: Braucht Deutschland denn überhaupt den Euro? Ein Szenario.

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Die Schulden- und Währungskrise in der Eurozone verschärft sich unaufhaltsam. Was die Politik bisher an Lösungsvorschlägen anzubieten hatte, reichte bisher keineswegs aus, die Märkte zu beruhigen und damit das notwendige wirtschaftliche Gefüge intakt zu halten. Es sind nach wie vor die gewaltigen strukturellen Unterschiede zwischen den Staaten, die sämtliche Konzepte unterminieren.

Fakt ist, dass die südeuropäischen Länder aus eigener Kraft keine Mittel und Wege finden, die angehäuften (und noch weiter wachsenden) Schuldenberge zu bedienen. Je länger jedoch die Suche nach einem gemeinsamen Weg der Währungsunion aus der Krise dauert, desto geringer wird die Geduld in den Geberländern. Im Norden mehren sich stattdessen die Forderungen nach einem Schuldenschnitt und anschließender Rückkehr der Schuldnerländer zu nationalen Währungen. Dann hätten sie wieder die Möglichkeit, über Währungsabwertungen wettbewerbsfähig zu werden, so das Kalkül.

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Neue D-Mark würde Geldströme anziehen

Aber könnten sich nicht auch die Geberländer wie Deutschland aus der Gemeinschaftswährung verabschieden und so den Wohlstand ihrer Bürger sichern? In den vergangenen Jahren hat die Kapitalflucht aus den südeuropäischen Ländern die Kurse stabiler Währungen wie den Schweizer Franken dramatisch ansteigen lassen. Kehrte Deutschland zu einer nationalen Währung zurück, wäre der Effekt ähnlich. Deutschland würde erhebliche Geldströme auf der Suche nach sicheren Häfen anlocken. Die neue "D-Mark" würde massiv aufgewertet. Das wiederum würde die Exportmöglichkeiten unserer Unternehmen massiv behindern, die derzeit günstige Konjunktur am Arbeitsmarkt wäre zu Ende.

Banken weltweit betroffen

Die Flucht aus den Weichwährungen würde die Geldmärkte in den betroffenen Ländern austrocknen. Scharfe Rezessionen und eine Pleitewelle wären die Folgen. Weltweit gerieten dadurch Finanzinstitute weiter unter Druck. Banken, Versicherungen und Pensionsfonds, die Engagements in den Krisenzonen eingegangen sind - auch aus Deutschland - würden ebenso zahlungsunfähig werden. Die kapitalgedeckte Altersvorsorge würde zusammenbrechen. Einer Abwärtsspirale der Realwirtschaft in Europa kann sich kein Land entziehen. Prognosen gehen von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung einzelner Volkswirtschaften von bis zu 25 Prozent aus. Das käme hierzulande an, wenn auch in abgeschwächter Form - egal in welcher Währung gerechnet wird!

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Fazit: Tritt Deutschlands aus der Eurozone aus, verringert das keineswegs die Probleme für unser Land. Die Party in der europäischen Wirtschaft ist auf Sicht der nächsten fünf bis zehn Jahre so nicht wiederholbar, und die Periode des problemlosen monetären Lebens geht erst einmal dem Ende zu. Sich den Problemen in Europa gemeinsam zu stellen, scheint dabei noch die leichteste und effektivste Methode.

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