Investoren in Sorge: Ist Italien das neue Griechenland?
Die populistische Regierung in Rom befindet sich auf Konfrontationskurs mit der EU. Nun wächst bei Investoren die Sorge, dass Italien der nächste europäische Krisenstaat werden könnte.
Die Fronten scheinen verhärtet: "Die Feinde Europas sind diejenigen, die im Bunker von Brüssel verschanzt sind", sagte Vize-Regierungschef und Chef der rechten Lega, Matteo Salvini, mit Blick auf Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici und Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Dem hielt der niederländische Notenbankchef Klaas Knot am Montag entgegen: "Es gibt berechtigte Zweifel, ob die Budgetpläne vereinbar sind mit der italienischen Verfassung und den EU-Regeln".
Expansive Haushaltspolitik
Die italienische Regierung aus populistischer 5-Sterne-Bewegung und der rechten Lega will ihre kostspieligen Wahlversprechen einlösen und hat deshalb für 2019 ein unerwartet hohes Haushaltsdefizit von 2,4 Prozent der Wirtschaftsleistung angekündigt. Damit wäre die Neuverschuldung drei Mal so hoch wie sie die vorherige Mitte-Links-Regierung geplant hatte.
Die EU-Kommission in Brüssel kritisiert diese neuen Ausgabenpläne. Kein Wunder, schließlich sitzt das hoch verschuldete Italien ohnehin schon auf einem Schuldenberg von über 130 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das ist mehr als doppelt so viel, wie es die EU-Regeln eigentlich gestatten.
Auch am Markt kommen die Ausgabenpläne und der Konfrontationskurs mit der EU nicht gut an. Die Ratingagentur Fitch hat bereits reagiert und ihren Ausblick für Italien von "stabil" auf "negativ" gesenkt. Damit droht dem Land eine baldige Herabstufung der Kreditwürdigkeit.
Besorgte Investoren
Die Sorge der Anleger zeigt sich derweil in der Entwicklung der Renditen für italienische Staatsanleihen. Diese Papiere werden inzwischen schon fast als so riskant eingestuft wie griechische Staatstitel.
So ist die Rendite für 10-jährige italienische Staatsanleihen mit 3,58 Prozent auf den höchsten Stand seit über fünf Jahren geklettert. In der EU ist damit nur die Rendite griechischer Papiere mit 4,64 Prozent höher. 10-jährige Anleihen von Portugal und Spanien liegen hingegen mit 1,95 bzw. 1,59 Prozent deutlich darunter.
Dass Anleger eine höhere Verzinsung für ihr verliehenes Geld fordern zeigt, dass Italien vom Markt als deutlich riskanter angesehen wird, als Portugal oder Spanien. Und das, obwohl beide auch mit zahlreichen Problemen zu kämpfen haben. Italienische Regierungsvertreter dementieren jedoch, dass der Kurs der neuen Regierung das Land in eine ähnliche Situation bringen wird wie Athen. Seit 2010 benötigte Griechenland drei Rettungspakete, um einen Staatsbankrott zu verhindern.
Redaktion finanzen.net
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