Bankanleihen: Die interessantesten Papiere
Nachrangige Schuldtitel von Geldhäusern versprechen hohe Zinsen. Wenn ein Institut ins Straucheln gerät, müssen die Anleger allerdings künftig generell bluten.
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von Thomas Strohm, Euro am Sonntag
Austria wagt einen Tabubruch: Für die Abwicklung der maroden Skandalbank Hypo Alpe Adria will Österreich die Gläubiger von Nachranganleihen zur Kasse bitten, denen der Totalverlust droht. Es geht um Papiere über 890 Millionen Euro, für die - eigentlich - das Bundesland Kärnten haftet. Die staatliche Garantie soll per Gesetz ausgehebelt werden. "Jetzt werden Nägel mit Köpfen gemacht", sagt Österreichs Finanzminister Michael Spindelegger: "Nicht der Steuerzahler allein soll derjenige sein, der die Rechnung für die Hypo bezahlt."
Dass ein zahlungsfähiges Land ein solches Garantieversprechen bricht, gab es in Europa noch nie. Entsprechend groß ist die Aufregung. So droht die Ratingagentur S & P, anderen österreichischen Banken schlechtere Ratings zu geben. Dass Nachranggläubiger bluten müssen, wenn der Staat einspringt, ist dagegen nicht neu - das kam während der Finanzkrise schon bei einigen Instituten vor. Als Grundlage dienten eilig verabschiedete Gesetze.
Diese werden künftig nicht mehr nötig sein: Ende 2013 einigten sich Europaparlament, EU-Kommission und Mitgliedsstaaten auf die Richtlinie zur Sanierung und Abwicklung von Banken, auf Englisch: Bank Recovery and Resolution Directive (BRRD), die bis 2016 in nationales Recht gegossen sein muss. Die Beteiligung von Nachranggläubigern, wenn eine Bank gerettet oder abgewickelt werden muss, wird damit selbstverständlich. De facto wären die Nachranggläubiger sogar bereits heute im Boot: Seit August 2013 ist das Voraussetzung für die Genehmigung von Staatshilfen durch die EU.
Ab 2016 geht es noch einen Schritt weiter: Dann müssen selbst Gläubiger von normalen, erstrangigen Anleihen damit rechnen, dass sie einspringen müssen, wenn Eigen- und Nachrangkapital aufgezehrt und die Verluste noch nicht gedeckt sind.
Zuletzt geht es sogar an die Kundeneinlagen; Kleinsparer bleiben wegen der gesetzlichen Sicherung, die bis 100 000 Euro schützt, außen vor. Nur Pfandbriefe, also mit Hypotheken oder öffentlichen Schulden besicherte Anleihen, bleiben in der Haftungskaskade unangetastet. Und das Ganze könnte auch schon vor 2016 zum Einsatz kommen: "Eine frühere Anwendung durch ein EU-Mitgliedsland kann nach erfolgter nationaler Umsetzung nicht ausgeschlossen werden", sagt Corinna Dröse, Analystin bei der DZ Bank.
Lukrative Anleiheart
Derzeit werden Europas Banken von der EZB, die im November die Aufsicht über diese übernimmt, auf Herz und Nieren geprüft. Angesichts der damit verbundenen Unsicherheiten sollten Anleger genau prüfen, welcher Bank sie ihr Geld über Nachrangpapiere leihen wollen.
Grundsätzlich sind die Titel - trotz des seit der Finanzkrise größeren Verlustbeteiligungsrisikos - wegen ihrer hohen Kupons äußerst attraktiv (siehe Investor-Info). Auch wenn ihre Kurse bereits auf breiter Front gestiegen und die Renditen im Gegenzug gesunken sind, versprechen sie als eine von wenigen Bondarten noch ansehnliche Erträge, deutlich über denen von erstrangigen Papieren desselben Emittenten. Damit werden Anleger fürs größere Risiko entlohnt, das mit nachrangigen Titeln verbunden ist. Wie groß dieses ist, hängt davon ab, auf welcher Rangstufe die Bonds stehen.
Tier-1-Papiere, die gleich nach den Aktien kommen und zum Kernkapital zählen, können fast nicht mehr als Anleihe bezeichnet werden. Die Titel laufen meist unendlich, können aber nach einigen Jahren vom Emittenten gekündigt werden. Oft gibt es bis zum Call-Termin, also der Kündigung, einen fixen, danach einen variablen Zins. Wenn die Geschäfte schlecht laufen, können die Kuponzahlungen ausgesetzt werden - und müssen auch nicht unbedingt nachgeholt werden, wenn sich die Bank wieder erholt hat.
Die sogenannten Lower-Tier-2-Anleihen sind hingegen nahe an normalen Bankanleihen: Sie haben einen festen Rückzahlungstermin, die Laufzeit beträgt meist nicht mehr als zehn Jahre - und die Kuponzahlungen können, außer im Pleitefall, nicht ausgesetzt werden.
Andere Spielregeln
Wegen der neuen Eigenkapitalregeln nach Basel III ändert sich allerdings gerade, wie Banken solche alten Nachrangpapiere aufs Eigenkapital anrechnen können. Abhängig von ihrer Ausgestaltung läuft die Übergangsfrist länger oder kürzer.
Entscheidend für Anleger: Die Nachrangtitel erfüllen für die Banken nach und nach nicht mehr den eigentlichen Zweck der Eigenkapitalbeschaffung - und für normales Fremdkapital sind die Zinsen zu hoch. Für die Geldhäuser steigt so der Anreiz, die Titel abzulösen.
Bis zur Finanzkrise war es ein unausgesprochenes Gesetz, dass die Banken ihre Papiere stets zum erstmöglichen Termin kündigen. Während der Finanzkrise haben einige Häuser, etwa die Deutsche Bank, den Call-Termin ungenutzt gelassen.
Neue Stütze fürs Eigenkapital
Dauerhaft übel haben das die Investoren der Deutschen Bank offenbar nicht genommen: Sie hat vor wenigen Wochen als erstes Institut hierzulande einen CoCo-Bond emittiert und weit mehr Geld eingesammelt als geplant. Diese Pflichtwandelanleihen, auf Englisch: Contingent Convertibles (CoCo), werden automatisch zu Eigenkapital oder ihr Nennwert sinkt, wenn die Bank eine bestimmte Eigenkapitalquote unterschreitet.
Mit den neuartigen Papieren können Banken künftig ihr Eigenkapital dauerhaft stärken. Der Deutsche-Bank-Bond ist wegen der Stückelung von 100 000 Euro für Privatanleger kaum geeignet. Patrick Vogel, Leiter des europäischen Firmenanleiheteams beim Fondshaus Schroders, sieht die CoCos generell skeptisch: "Bei den Papieren handelt es sich nicht um Anleihen, sondern um Eigenkapitalinstrumente - deshalb passen sie nicht in einen Anleihefonds." Die Gläubigerrechte seien bei alten nachrangigen Titeln viel besser als bei CoCo-Papieren. So könnten die Emittenten bei CoCos die Kuponzahlung selbst dann streichen, wenn die Aktionäre noch eine Dividende erhalten. So lange es die alten Nachrangtitel gibt, sollten Anleger lieber zu diesen greifen.
Investor-Info
Tierische Renditen
Wenige Bonds für Private
Viele Nachranganleihen von Banken - Rang auf Englisch: "tier", deshalb die Bezeichnungen Tier-1- oder Tier-2-Papiere - haben eine Stückelung von 50 000 oder 100 000 Euro und kommen für Privatanleger kaum infrage. Bei den wenigen Titeln mit Mindestsumme 1000 Euro ist der Handel an den Börsen oft gering, Anleger brauchen etwas Geduld und sollten mit Limit ordern. Diese Probleme können mit Fonds umgangen werden, damit wird auch breiter gestreut. Bewährt hat sich der Aramea Rendite Plus, der in Nachranganleihen von Industrie, Banken und Versicherern investiert (ISIN: DE000A0NEKQ8).
Tier-1-Papiere
Riskantere Variante
Bei den in der Tabelle aufgeführten Tier-1-Papieren handelt es sich um alte Schuldtitel, die nach den neuen Basel-III-Regeln nicht mehr wie bisher gewohnt zum Eigenkapital gezählt werden können. Beginnend 2013 werden in jedem Jahr zehn Prozent weniger angerechnet. Weil sich die Banken normales Fremdkapital auch günstiger beschaffen können, erhöht das mit der Zeit den Kündigungsanreiz für die Banken immer mehr.
Sollte der erste Call-Termin nicht genutzt werden, bekämen Anleger bei den genannten Papieren von BPCE und Deutsche Bank weiter einen hohen fixen Kupon, bei den Titeln von Nykredit und SEB einen hohen variablen Zins. Dass diese Geldhäuser in Geldnot geraten und Nachranggläubiger mit ihren Papieren an den Verlusten beteiligt werden, scheint sehr unwahrscheinlich.
BPCE: FR0010814558
Deutsche Bank: DE000A1ALVC5
Deutsche Bank: DE000A0TU305
Nykredit: XS0347918640
SEB: XS0454821462
Tier-2-Anleihen
Vorsichtigere Version
Etwas ruhiger lassen es Anleger mit den alten Lower-Tier-2 Anleihen angehen - die Renditen sind angesichts des allgemein niedrigen Zinsniveaus dennoch attraktiv. Gerade bei der genossenschaftlichen DZ Bank, dem Spitzeninstitut der Volks- und Raiffeisenbanken, ist das Risiko gering. Aber auch bei Aareal Bank und HBOS, die zur britischen Lloyds Banking Group gehört, ist die Gefahr einer Verlustbeteiligung ziemlich überschaubar. Etwas gewagter ist das aufgeführte Papier der Commerzbank; eine Verlustbeteiligung ist auch hier unwahrscheinlich, der Anleihekurs könnte wegen der Bankenstresstests aber ins Schwanken geraten. Die Anleihe der RBS ist ebenfalls eher was für mutigere Anleger.
Aareal Bank: DE000A1TNC94
Commerzbank: DE000CB83CE3
DZ Bank: DE000DZ1JB29
HBOS: XS0214965534
RBS: XS0201065496
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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25.04.2024 | Deutsche Bank Equal Weight | Barclays Capital | |
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