Euro am Sonntag-Interview

Schwellenländer-Experte Drew: "Nach wie vor attraktiv"

23.03.18 17:30 Uhr

Schwellenländer-Experte Drew: "Nach wie vor attraktiv" | finanzen.net
Steve Drew

Steigende Zinsen belasten die Bonds, dabei sind sie oft interessanter als Papiere aus den Industriestaaten. Experte Steve Drew im Interview.

von Astrid Zehbe, Euro am Sonntag

Steve Drew ist Spezialist für Unternehmensanleihen aus Schwellenländern. Seit 2014 managt er den Horizon Emerging Market Corporate Bond Fund der Fondsgesellschaft Janus Henderson (ISIN: LU 112 039 554 3).



€uro am Sonntag: Unternehmensanleihen aus Schwellenländern galten im Niedrigzinsumfeld als einer der letzten Renditebringer. ­Haben die Bonds diesen Ruf ­angesichts der beginnenden Straffung der Geldpolitik in vielen Industrieländern noch zu Recht?
Steve Drew:
Hätten Sie mir die Frage vor zwei Jahren gestellt, dann hätte ich zum Einstieg ­geraten. Mittlerweile ist es das Beste vom Schlechtesten. Wir müssen im Fixed-Income-Bereich dreimal so hart arbeiten, um an die Erträge der Vergangenheit heranzukommen. Attraktive Papiere gibt es in den Schwellenländern aber nach wie vor.

Wie finden Sie diese?
Wir verfolgen einen Bottom-up-­Ansatz, schauen uns also erst das Unternehmen an und prüfen dann, ob aus makroökonomischer Sicht nichts gegen ein Investment spricht. In Mexiko sind wir zum Beispiel derzeit nicht investiert, weil die Unsicherheit im Hinblick auf die NAFTA-Verhandlungen sowie die anstehenden Wahlen zu groß ist. Andere Länder haben wir dafür übergewichtet, zum Beispiel Argentinien.


Argentinien?
Ja, das Land entwickelt sich sehr gut. Die Inflation sinkt, die Notenbank erobert sich Vertrauen zurück und notwendige Reformen werden angepackt. Sein Ruf haftet dem Land aber an: Investoren verlangen für argentinische Papiere eine Risikoprämie von rund 200 Basispunkten, und Ratingagenturen scheinen sie per se nur mit "B" zu bewerten - egal, wie solide ihre Emittenten sind. Die Bewertungen der Ratingagenturen zeigen nie die ganze Realität.

Beobachten Sie so etwas auch in anderen Emerging Markets?
Ja, wenn auch nicht so stark. Vergleicht man etwa Unternehmen mit Investment-Grade aus Industriestaaten und Schwellenländern, fällt auf, dass die EBIDTA-Profitabilität in den Schwellenländern im Schnitt bis zu dreimal höher ist.


Wie interessant sind ­chinesische Emittenten?
Wir haben knapp 30 Prozent des Fondsvermögens in China in­vestiert, vor allem in Kurzläufer, und viele davon mit einem "A"-Rating. Neben Risiken gibt es enorme Chancen - vor allem wenn man in der Lokalwährung investiert. China schickt sich an, den Renminbi zu einer Reservewährung zu machen. Neben Zinsen locken dann auch Währungs­gewinne.








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Bildquellen: Janus Henderson Investors, Pincasso / Shutterstock.com