Anleger kaum besorgt

Trotz höherer Inflation: Warum Renditen für US-Staatsanleihen fallen

17.06.21 23:55 Uhr

Trotz höherer Inflation: Warum Renditen für US-Staatsanleihen fallen | finanzen.net

Dank des wirtschaftlichen Aufschwungs hat sich der Preisauftrieb in den USA im Mai 2021 sprunghaft erhöht. Dennoch gaben die Renditen für US-Staatsanleihen zuletzt nach. Doch was sind die Gründe für diese ungewöhnliche Entwicklung?

• Anleiherenditen fallen trotz Inflationsanstiegs
• Viel Geld sucht ein Zuhause
• Inflation hauptsächlich durch Sondereffekte befeuert

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Im Mai kletterten die Lebenshaltungskosten gegenüber dem Vorjahresmonat um 5,0 Prozent. Dabei waren es zahlreiche Sondereffekte, welche für die höchste Inflationsrate seit August 2008 verantwortlich waren. Zum einen profitierte die US-Wirtschaft von weniger Corona-Beschränkungen, was auch die Preise antrieb. Daneben wirkten Probleme in den internationalen Lieferketten und die daraus resultierenden Angebotsengpässe preistreibend bei vielen Rohstoffen und Vorprodukten.

Anleiherenditen sinken

Daneben war zu beobachten, dass zuletzt trotzdem verstärkt US-Staatsanleihen gekauft wurden und ihre Renditen nachgaben. Dies ist sehr ungewöhnlich, denn eine steigende Inflation kann die Anleiheerträge auffressen, was festverzinsliche Wertpapiere eher unattraktiv macht. In einem Umfeld steigender Verbraucherpreise werden daher Staatsanleihen tendenziell eher abgestoßen, was wiederum die Renditen, die sich gegenläufig entwickeln, ansteigen lässt. Doch überraschenderweise ist diese übliche Entwicklung derzeit nicht zu beobachten.

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Mangel an guten Alternativen

Eine mögliche Erklärung hierfür liefert Patrick Leary, Stratege bei Incapital: "Da ist eine Menge Bargeld, das geparkt werden muss … und Staatsanleihen sind am einfachsten zu erwerben", so Leary gegenüber "MarketWatch". Denn um die wirtschaftlichen Belastungen durch die Corona-Pandemie abzumildern, haben die Währungshüter ihre Geldschleusen weit geöffnet.

Die US-Notenbank beispielsweise bietet derzeit jedoch gerade einmal 0 Prozent, wenn Banken bei ihr kurzfristig Geld deponieren. Trotzdem parken Banken derzeit enorme Beträgen bei der Fed, weil es derzeit sehr wenig Alternativen für kurzfristige Anlagen gibt, die nicht sogar etwas kosten.

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Vor diesem Hintergrund erwerben Anleger trotz wachsender Inflationssorgen Staatsanleihen. Die Jagd nach Renditen treibe Investoren zu Papieren mit zehn und 30-jähriger Laufzeit, erklärt Leary.

Inflationsdruck nur übergangsweise

Daneben scheint sich am Markt die Ansicht durchzusetzen, dass der derzeitige starke Preisauftrieb nur vorübergehender Natur ist. So haben etwa die Währungshüter signalisiert, auf die steigende Inflation nicht reagieren zu wollen, weil sie dies als vorübergehendes Phänomen betrachten.

Auch bei Analysten hält sich die Besorgnis in Grenzen. Laut "MarketWatch" machen etwa Patrick Leary sowie Gregory Faranello von AmeriVet Securities, überwiegend Sondereffekte für die derzeitige starke Inflation verantwortlich.

"Auch wenn uns höhere Inflationsraten noch etwas länger begleiten werden, es handelt sich im Wesentlichen um Sondereffekte der Corona-Pandemie", kommentierte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank laut dpa die Inflationsentwicklung vom Mai. Es brauche eine gewisse Zeit, ehe sich der aufgewirbelte Preisstaub wieder lege.

Redaktion finanzen.net

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