Emerging Markets

Traumrenditen mit Schwellenländeranleihen

15.01.10 12:00 Uhr

Die Schwellenländeranleihen profitieren vom Wirtschaftsboom der Emerging Markets. Diese Entwicklung verspricht weiterhin hohe Gewinne.

von Peter Gewalt, Euro am Sonntag

Aufstieg und Fall liegen derzeit in keinem anderen Land so nah beieinander wie in Dubai. Vor wenigen Wochen nur knapp dem Staatsbankrott entronnen, feierte der Boomstaat des vergangenen Jahrzehnts diese Woche gewohnt prunkvoll die Eröffnung des größten Gebäudes der Welt. Der Burj Dubai mit seinen 828 Metern und 169 Stockwerken ist ein stählernes Manifest für den rasanten, aber schuldenfinanzierten Aufstieg des Emirats.

Anfang Dezember 2009 hatte der drohende Ausfall milliardenschwerer Schuldverschreibungen des Wüstenstaats die Kurse für Schwellen­länder-Staatsanleihen schwer unter Druck gebracht. Ein Segment, das die An­leger in den Vormonaten magisch angezogen hatte. Zwischen Januar und Dezember 2009 wurde die Rekordsumme von über 550 Milliarden ­Dollar allein in neu emittierte Zins­papiere von Staaten wie Brasilien, Russland und Indonesien investiert. Kein Wunder, bieten doch Emerging-Markets-Bonds mit zehnjähriger Laufzeit allein an Zinszahlungen im Schnitt sieben Prozent im Jahr, das ist doppelt so viel, wie Anleihen westlicher Industriestaaten offerieren.

Nach dem Dubai-Debakel hatte die Angst vor möglichen Kreditrisiken anderer Emerging Markets bei den Investoren die Oberhand gewonnen. Nichts Neues für erfahrene Anleger. Verschuldungs- und Währungsprob­leme in Mexiko, Russland, Asien und Argentinien sorgten seit 1995 immer wieder für einen Rückschlag des Markts für festverzinsliche Papiere der aufstrebenden Wirtschaftsmächte. Doch immer wieder konnte sich der Markt erholen. So auch diesmal. „Der Markt hat den Dubai-Schock schnell weggesteckt“, erklärt Jean-Dominique Bütikofer, Manager des UBAM Emerging Markets Bond Fund.

Am langfristig positiven Trend der Emerging Markets in Sachen Kreditwürdigkeit haben die diversen Krisen wenig geändert. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Bonität der einst hochriskanten Staaten vor allem dank des wachsenden Welt­handels und finanzpolitischer Weichenstellungen kontinuierlich verbessert. „Dieser Trend hält schon seit vielen Jahren an und wird sich aufgrund der soliden Finanzpolitik in vielen Schwellenländern fortsetzen“, sagt Tim Haaf, Manager des Allianz Emerging Markets Bond Fund.

Lag 1995 die durchschnittliche Ratingeinschätzung der aufstreben­den Nationen noch mit einem B tief im Junk-Bond- oder Ramschniveau­bereich, stufen Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit der Länder nun beinahe mit Investment-Grade ein, was nur recht sicheren Schuldnern zugebilligt wird. Dieser Qualitätssprung fällt mit verbesserten wirtschaftlichen und finanzpolitischen Rahmenbedingungen zusammen. Staatsunternehmen wurden priva­tisiert, Handelsbarrieren abgebaut und Subventionen zurückgefahren. So ist der Anteil der Schwellenländer mit flexibler Fiskalpolitik laut US-­Investmentbank JP Morgan seit 1990 von 35 Prozent auf über 90 Prozent gestiegen.

Und im Gegensatz zu früher weisen heute die meisten Staaten einen Budgetüberschuss auf. Zudem haben sich die Währungsreserven der Schwellenländer seit 2001 auf über fünf Billionen Dollar mehr als versiebenfacht. Die Gefahr des Zahlungsausfalls eines Schuldners ist nicht vom Tisch, aber unwahrscheinlicher geworden. „Viele Staaten haben ihre Hausaufgaben nach den Verschuldungs- und Währungskrisen in den 90er-Jahren gemacht und konnten daher in der aktuellen Finanzkrise sehr erfolgreich gegensteuern“, sagt Bütikofer. Brasilien, China und Indien meistern die Finanzkrise besser, als noch vor einem Jahr angenommen wurde. Selbst der Absturz der Rohstoffpreise konnte der Kreditqualität der Länder mit Ausnahme Mexikos, das eine ­Herabstufung hinnehmen musste, kaum etwas anhaben. Dass die Schwellenländer sogar gestärkt aus der Krise kommen, beweisen auch die starken Wachstumszahlen.

Während die westlichen Indust­rie­staaten 2009 ein Minuswachstum von über drei Prozent zu verkraften hatten, kamen die Schwellenländer auf ein Plus von knapp zwei Prozent. Ein Trend, der anhalten dürfte. „Während wir in den entwickelten Ländern in den kommenden Jahren nur geringes Wachstum erwarten, gibt es eine Reihe von Schwellenländern, die ein kräftiges Wachstum aufweisen werden. Genau da sollte man investieren“, sagt Haaf.

Zu den Favoriten der Profis zählen vor allem Staaten in Südamerika und Asien, deren Ratingtrend nach oben weist. Zu den Aufsteigern gehört etwa Indonesien. Dem Inselstaat dürfte in den kommenden drei bis fünf Jahren der Sprung zurück in den Investment-Grade-Status gelingen, den das Land 1997 während der Asien-Krise verloren hatte. Damals konnte Indonesien nur mit der milliar­denschweren Hilfe des Internationalen Währungsfonds vor einem Zahlungsausfall gerettet werden. Grund für die positiven Aussichten sind die neu gewonnene politische Stabilität des Vielvölkerstaats, der Rohstoff­reichtum des Landes und die Nähe zum Boomstaat China.

Andere ehemalige Krisenstaaten haben nicht nur aufgeholt, sondern die Industriestaaten sogar überflügelt. So sind die Kosten für Versicherungen gegen den Ausfall von Staatsanleihen asiatischer Staaten wie Malaysia, Indien und Südkorea inzwischen niedriger als für angeschlagene europäische Länder wie Griechenland, Spanien und Irland.

Doch wie das Beispiel Dubai zeigt, lauern auch bei einigen der Wachstumslokomotiven erhebliche Gefahren. „In Zukunft wird eine deutliche Differenzierung nach Ländern und Anleihen entscheidend für den Erfolg im Management von ­Werten aus Schwellenländern sein“, meint Bütikofer. Zu den großen Risikoländern zählen Experten vor allem osteuropäische Staaten wie die Ukraine, Rumänien oder Ungarn. Hohe Schuldenlasten, Fremdwährungskredite, Haushaltsdefizite und schwaches Wirtschaftswachstum belasten die Kreditwürdigkeit der ehemaligen Ostblockstaaten.

2010 dürfen Anleger ohnehin nicht mehr mit der außergewöhnlichen Gewinndynamik des Jahres 2009 rechnen, als die Anleihen der Schwellenländer rund 28 Prozent Gewinn abwarfen. Grund: „Die Kurse könnten unter Druck geraten, wenn die Notenbanken die Zinsen erhöhen und sich die Inflationsraten nach oben entwickeln“, sagt Bütikofer.

Denn sollte die US-Notenbank die Zinsen schon 2010 anheben, wie einige Beobachter erwarten, dann würde der Renditevorteil der Schwellenländerbonds gegenüber den US-Staatspapieren schmelzen, die Anlage wäre somit weniger attraktiv. Gleichzeitig droht einigen Schwellenländern Gefahr durch eine an­ziehende Teuerung. Starke Währungsschwankungen könnten zudem die Kurse der Bonds beein­trächtigen, die in lokaler Währung aufgelegt wurden.

Dennoch gehen Experten wie Bütikofer davon aus, dass Anleger angesichts der Dynamik der Emerging Markets langfristig mit einer Rendite von acht bis zehn Prozent im Jahr rechnen können. Allerdings nur, wenn man nicht zu viele Anleihen von Krisenkandidaten wie Dubai im Portfolio hat. db x-tr. EM Liquid Eurobond: ETF mit qualitativen Kriterien
Der währungsgesicherte ETF der Deutsche-Bank-Tochter db x-trackers setzt auf maximal 15 Staatsanleihen verschiedener Schwellenländer. Besonderheit: Der ETF berücksichtigt bei der Auswahl auch qualitative Kriterien wie Rating, Laufzeit und Liquidität der von dem jeweiligen Emittenten begebenen Eurobonds. Auch die makroökonomische Situation des jeweiligen Landes wird mit einbezogen. Mit einem Plus von über 25 Prozent seit Januar 2009 ist der Ansatz gut aufgegangen.

iShares Em. Markets Bond Fund: Breit aufgestellter Indexfonds
Der in US-Dollar gehandelte ETF der BlackRock-Tochter ­iShares investiert in ein Portfolio aus Rentenwerten, das sich weitgehend aus den Titeln zusammensetzt, die den Index JP Morgan EMBI Global Core bilden. Dabei werden Fremdwährungsanleihen diverser Schwellenländer berücksichtigt. Größte Positionen sind derzeit Brasilien, Russland und die Türkei. Der Fonds lag in den vergangenen elf Monaten in seiner Wert­entwicklung deutlich hinter dem db x-trackers-ETF.

Aktiv gemanagte Fonds: Mit oder ohne Lokalwährung
Fondsmanager setzen in ihren Portfolios meist auf Schwellenländeranleihen, die in Euro oder Dollar auf den Markt emittiert werden. Zudem ist es möglich, in Bonds in der jeweiligen Landeswährung zu investieren. Hier locken wie im Jahr 2009 Gewinne durch die Schwellenländerwährungen. Viele Manager mischen Fremdwährungsanleihen auch mit Bonds in lokaler Währung. Zum Beispiel: Allianz EM Bond, DWS EM Bonds, ING EM Debt, J. Bär Local EM Bond.

Wachsende Währungsreserven: Raus aus dem Schuldnerstatus
Innerhalb von zehn Jahren haben sich die Devisenreserven der Emerging Markets mehr als versiebenfacht. Noch zur Jahrtausendwende hatten Schwellenländer mehr Schulden als Devisenreserven. Heute übersteigen Letztere den Schuldenstand um ein Vielfaches.