Notenbanken: Das sind die neuen Herausforderungen
Diese frühen Ostereier hätten sich die Währungshüter gern erspart. Denn die bisher kommunizierte geldpolitische Agenda wurde in den letzten Wochen deutlich durcheinander gewirbelt.
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Am deutlichsten wird dies bei den ursprünglichen geldpolitischen Ansätzen der US-Notenbank Fed. Der Fahrplan, wenngleich im vergangenen Jahr bis auf den letzten Monat hinausgezögert, schien klar: Im Umfeld robuster Arbeitsmarkt- und Konjunkturdaten sollte der Leitzins um bis zu 100 Basispunkte in diesem Jahr nach oben geschleust werden.
Wobei nicht nur das makroökonomische Umfeld diese Zinswende bestimmen sollte, sondern auch das Bemühen der Fed, neben den inzwischen allseits bekannten quantitativen Maßnahmen (Stichwort Quantitative Easing) auch wieder die Möglichkeit qualitativer Maßnahmen (sprich Zinsanpassungen) zurückzugewinnen, falls es später in einem erwartbaren Konjunkturabschwung wieder nötig wäre.
Wird die Zinswende schon wieder abgeblasen?
Doch das Zögern der Fed im vergangen Jahr könnte nun ein problematisches Nachspiel haben, da sich das fundamentale Umfeld augenscheinlich schon früher verdüstert als geplant. Kein Wunder, dass sich die Wahrscheinlichkeitsrechnungen für die Zinsaktivitäten der Fed in diesem Jahr dramatisch gedreht haben. Derzeit rechnen nur rund 10% der Marktteilnehmer mit einer weiteren Zinsanhebung im März bei der nächsten Sitzung.Doch es liegt auf der Hand: Je länger die Fed nun warten muss, ob sich die bislang noch moderat optimistischen Wachstumsprognosen erfüllen lassen, umso unwahrscheinlicher wird es, dass sie ihren bisherigen Zins-Fahrplan am Ende umsetzen kann. Was erhebliche Folgen für den Kapitalmarkt haben dürfte. Wobei wir bei unserer Grund-Einschätzung bleiben: Muss die Fed zurückrudern, sind die Anleihen wieder in der Favoritenrolle.
EZB: Spekulation auf weitere Liquiditätsprogramme
Auf den ersten Blick aus einer anderen Warte agiert die Europäische Zentralbank. Doch auf den zweiten Blick zeigt sich inzwischen wieder eine starke Ähnlichkeit, zumindest in den erwarteten geldpolitischen Ansätzen. Dass die EZB im Gegensatz zur Fed weiterhin auf eine ultra-lockere Geldpolitik setzt, ist allseits bekannt. Das hatte sie auch vor Monaten mit der Ankündigung unter Beweis gestellt, ihr laufendes QE-Programm zeitlich und nominal auszuweiten.Dass dennoch die Spekulationen über weitere Liquiditätsmaßnahmen nicht abrissen und in den letzten Wochen sogar an Fahrt gewannen, hängt direkt mit dem Zustand des europäischen Bankensektors zusammen. Dieser steht derzeit an der Börse unter besonderem Druck (dazu mehr auf den folgenden Seiten), was letztlich hinter die originäre Aufgabe, die Vergabe von Krediten an die Privatwirtschaft, zunehmend wieder Fragezeichen setzt. Denn die jüngsten Erfolge in den herausgegebenen Kreditvolumen auch dank der EZB-Maßnahmen könnten sich schnell in Luft auflösen, wenn die Banken weiter unter Druck geraten. Und dann bliebe der EZB nichts anderes übrig, um bei ihren quantitativen Maßnahmen nochmals nachzulegen.
Hinweis nach § 34 b, c Wertpapierhandelsgesetz: Es bestehen keine Interessenskonflikte des Autors.
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Seit fast 20 Jahren befasst sich Carsten Müller publizistisch mit den verschiedenen Aspekten der internationalen Kapitalmärkte. Dabei hat er als freier Journalist für einige der bekanntesten Börsenbriefverlage (u.a. Bernecker & Cie., Fuchsbriefe) geschrieben. Aktuell ist er als Herausgeber der Alphabriefe tätig. Hierbei liegen die Schwerpunkte auf Anleihen und Nebenwerten. Dabei stehen bei ihm in der jeweiligen Analyse fundamentale Aspekte im Vordergrund. Regional legt er besonderen Schwerpunkt auf die drei deutschsprachigen Märkte Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.
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