Alpha Anleihen Kolumne Carsten Müller

Mit Goethe ins Reich der Mitte?

25.04.14 10:05 Uhr

Mit Goethe ins Reich der Mitte? | finanzen.net

Am Frankfurter Finanzplatz wird darüber nachgedacht, eine erste Anleihe in Yuan aufzulegen.

Zwar soll es mit derzeit diskutierten umgerechnet 50 Mio. Euro nur ein erster Testballon sein. Doch bei einem Platzierungserfolg könnte dies der Startschuss für eine neue Emissionswelle in der chinesischen Währung werden.

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Hintergrund: Bislang können sich Emittenten in Kontinentaleuropa nicht direkt in Yuan verschulden. Ein Manko, das vor allem die Firmen trifft, die größere Investitionen im Reich der Mitte finanzieren wollen und das Wechselkursrisiko ausblenden möchten. Doch ist inzwischen Bewegung in die Sache gekommen. So haben schon im letzten Monat die chinesische Notenbank und die Deutsche Bundesbank vereinbart, dass Frankfurt zur Drehscheibe für den Yuan-Zahlungsverkehr innerhalb der Euro-Zone werden soll.

Nun soll gleich auch praktisch nachgelegt werden. Wer am Ende der Emittent sein wird, ist noch unklar. Vermutlich wird es eine Landesbank werden. Aber es ist schon bekannt, dass das Papier als "Goethe-Bond" vermarket werden soll. Dass ausgerechnet der Dichter Pate steht, hängt nicht nur mit seiner gemeinsamen Geschichte mit der Stadt zusammen, sondern auch mit dem Umstand, dass sein Name auch in China sehr bekannt ist.

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Freudige Erwartung

Die Reaktionen im Markt sind, obwohl noch keine Details bekannt sind, bislang überwiegend positiv und wohlwollend. Denn wenn es Frankfurt schafft, sich für die chinesische Währung als europäisches Clearing-Zentrum zu etablieren, hat der hiesige Finanzplatz sehr gute Wachstumschancen. Denn die Chinesen wollen den Yuan als internationale Handelswährung neben Dollar und Euro etablieren.

Im Vergleich zum Euro ist das schon gelungen, zum Dollar hin fehlt da aber noch viel. Aber man hofft in Peking, dass durch eine direkte Verrechnung von Euro und Yuan das Verhältnis zugunsten der chinesischen Währung verbessert wird. Denn bisher mussten Umrechnungen immer noch über den Umweg Dollar gehen.

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Während man in Frankfurt große Pläne macht, dürfte entsprechend interessierten Anlegern bekannt sein: Yuan-Anleihen gibt es auch jetzt schon zu kaufen. Nur halt mit dem Unterschied, dass diese bislang nicht hierzulande emittiert werden konnten. Vielmehr war der Emissionsplatz in der Regel Hongkong, was diesen Anleihen auch den Spitznahmen "Dim-Sum-Anleihen" eingetragen hat. Dabei sind in den letzten Jahren nicht nur chinesische oder Hongkonger Emittenten tätig gewesen, sondern verstärkt auch ausländische Firmen.

Licht und Schatten

Was auch für Investoren interessant ist. Denn Hongkong verlangt keine Quellensteuer auf Zinsen. Zwar müssen Sie diese Einnahmen beim deutschen Fiskus versteuern, haben aber so keine Scherereien mit irgendwelchen Erstattungsformularen.

Aber es gibt ein großes Risiko. Nicht nur, das gerade chinesische Firmen eher eine schwache Datentransparenz ausweisen. Hinzu kommt, dass mit dem Investment in den Yuan auch ein erhebliches Währungsrisiko in Ihr Portfolio kommt. Gerade in dem letzten dreiviertel Jahr war das ein Problem. Denn sowohl die Sorge um faule Kredite in chinesischen Banken als auch ein schwaches Wirtschaftswachstum schwächte den Yuan gegenüber dem Euro und Dollar. Was natürlich auch von der Regierung gesteuert wurde, die mit einem billigeren Yuan wieder den Export ankurbeln will.

Allerdings erwarte ich, dass die aktuelle Abwertungsphase weitestgehend ausgeschöpft wurde. Denn China will den Yuan frei konvertierbar machen, weil das die wichtigste Voraussetzung ist, um als Handelswährung Marktanteile zu gewinnen. Somit rechne ich mit einer zunehmenden Stabilisierung der Wechselkurse und auch wieder späteren Aufwertungstendenzen. Damit könnte der jetzige Zustand einen guten Einstiegsmoment für Yuan-Anleihen bilden.

Welche Yuan-Anleihen ich derzeit besonders empfehle, können Sie in der aktuellen Ausgabe des alpha anleihen & zinsen 17/14 nachlesen.

Seit fast 20 Jahren befasst sich Carsten Müller publizistisch mit den verschiedenen Aspekten der internationalen Kapitalmärkte. Dabei hat er als freier Journalist für einige der bekanntesten Börsenbriefverlage (u.a. Bernecker & Cie., Fuchsbriefe) geschrieben. Aktuell ist er als Herausgeber der Alphabriefe (www.alphabriefe.de) tätig. Hierbei liegen die Schwerpunkte auf Anleihen und Nebenwerten. Dabei stehen bei ihm in der jeweiligen Analyse fundamentale Aspekte im Vordergrund. Regional legt er besonderen Schwerpunkt auf die drei deutschsprachigen Märkte Deutschland, Österreich und die Schweiz.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.