Alpha Anleihen Kolumne Carsten Müller

Euro: 4 Gründe für eine weitere Aufwertung

04.10.13 09:58 Uhr

Euro: 4 Gründe für eine weitere Aufwertung | finanzen.net

Der Euro ist auf dem besten Weg, gegenüber dem Dollar auf sein bisheriges Jahreshoch zu klettern.

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Dieses lag bei 1,3651 Dollar je Euro und war vor genau acht Monaten markiert worden. Dass der Euro derzeit solche Stärke zeigt, liegt an mehreren Gründen. Wobei die Fortsetzung des Aufwertungstrends in dieser Woche klar auf das Konto des Haushaltsnotstandes in den USA geht. Denn das schafft kein Vertrauen und lässt Investoren Gelder aus dem Dollar abziehen.

Mittelfristig wirken aber auch noch andere Kräfte im direkten Vergleich von USA und Euro-Zone. Zusammengefasst:

1. Defizit: Obwohl sich zuletzt das Defizit des amerikanischen Staatshaushaltes deutlich verringert hatte - auf minus 4,3% des BIP - steht die Euro-Zone momentan mit einer ebenfalls starken Verbesserung des Defizits besser da. Denn dieses konnte auf minus 0,4% vom BIP reduziert werden. 1:0 für den Euro.

2. Wirtschaftswachstum: Amerikas Wirtschaft wächst weiterhin real deutlich stärker als die Euro-Zone. Für dieses Jahr liegen die Konsensschätzungen für das Wachstum des US-BIP bei 1,9%, für 2014 bei 2,9%. Für die Euro-Zone wird für dieses Jahr ein durchschnittliches BIP-Wachstum von minus 0,2% erwartet. 2014 soll das Wachstum bei 1,2% liegen. Damit wird vom Markt eine deutlich stärkere Verbesserung (USA um 1 Prozentpunkt, Euro-Zone um 1,2 Prozentpunkte) erwartet. Die Anlagegelder fließen dahin, wo der größte Fortschritt erwartet wird. 2:0 für den Euro.

3. Bilanzsumme: Sowohl EZB als auch Fed wissen um die Problematik der massiv ausgebauten Bilanzen. Die EZB hat bereits gehandelt und auch durch die Rückgabe von Tender-Krediten durch Geschäftsbanken seit den Spitzenwerten im Vorjahr die Bilanz um rund 700 Mrd. Euro verkürzen können. Dagegen steht die Bilanz der Fed weiterhin auf Ausweitung. Das gilt auch, wenn sie in die Reduzierung der Anleihenkäufe einsteigen würde. Dann würde allenfalls die Zuwachsrate der Bilanzsumme verlangsamt werden. 3:0 für den Euro.

4. Investmentströme: Die Investmentströme zeigen eine Abkehr von Dollar-Anlagen hin zu Euro-Anlagen. Das trifft im besonderen Maß auf die privaten Investoren zu. Diese sind vor allem rendite-orientiert, während bei offiziellen Akteuren - z. B. Notenbanken - makroökonomische oder politische Gründe eine Rolle für den Investmentfluss spielen.

Wie jüngste Daten zeigen, haben sich die Zuflüsse zu Dollar-Portfolios allein in den letzten 12 Monaten rund halbiert. Im Gegenzug konnten die Zuflüsse in die Euro-Zone deutlich gesteigert werden. 4:0 für den Euro.

Keine Frage: Die genannten Themen sind langfristige Triebkräfte. Gegensätzliche Strömungen sind am sehr volatilen Devisenmarkt jederzeit möglich.

Dennoch kann man aktuell nur zu dem Befund kommen: Der Ausbruch des Euro aus seinem bisherigen Seitwärtstrend war nicht nur ein einmaliger Ausrutscher, sondern unter Umständen der Beginn eines neuen Aufwertungstrends und mithin einer dauerhaften Schwäche des Dollar.

Sollte sich dieser Eindruck verfestigen, müssen natürlich alle Dollar-Investments auf den Prüfstand. Diese hatten wir grundsätzlich eher nach der Maßgabe der einzelnen Investmentstory empfohlen. Doch wenn sich die Währung nachhaltig gegenläufig entwickelt, schmälert das die Performance.

Das kann bis zu einem gewissen Grad hinnehmbar sein. Tendenziell muss aber nicht riskiert werden, hier am Ende in eine Verlustzone zu gelangen. Denn die Gefahr, dass der Euro auseinanderbricht, ist aktuell trotz aller Fehlkonstruktionen nicht erkennbar.

Seit fast 20 Jahren befasst sich Carsten Müller publizistisch mit den verschiedenen Aspekten der internationalen Kapitalmärkte. Dabei hat er als freier Journalist für einige der bekanntesten Börsenbriefverlage (u.a. Bernecker & Cie., Fuchsbriefe) geschrieben. Aktuell ist er als Herausgeber der Alphabriefe (www.alphabriefe.de) tätig. Hierbei liegen die Schwerpunkte auf Anleihen und Nebenwerten. Dabei stehen bei ihm in der jeweiligen Analyse fundamentale Aspekte im Vordergrund. Regional legt er besonderen Schwerpunkt auf die drei deutschsprachigen Märkte Deutschland, Österreich und die Schweiz.

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