Bis zum letzten Tropfen: Welche Konzerne daran verdienen
Bevölkerungswachstum und Industrialisierung treiben die Wasser-Nachfrage. Vor allem in Kalifornien zeigen sich die Folgen des Mangels. Unternehmen, die Lösungen anbieten, profitieren.
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von Jörg Billina, Euro am Sonntag
Summertime and the livin’ is easy" - das erstmals in "Porgy and Bess" vertonte Lebensgefühl will sich in Kalifornien nicht mehr so recht einstellen. Im US-Bundesstaat sind nach Jahren der Dürre die Wasservorräte knapp und die Sorgen groß.
Reservoirs in Stauseen wie dem Folsom Lake leeren sich zusehends, auf den Bergen der Sierra Nevada liegt kaum noch Schnee. Das Schmelzwasser, das normalerweise Wasserläufe wie den Feather River speist, wird von den Farmern dringend benötigt. Ansonsten gehen noch mehr landwirtschaftliche Nutzflächen und Agrar-Jobs verloren. Auch Gemeinden, insbesondere im Central Valley, lechzen nach Wasser, um die vorrückende Wüste aufzuhalten.
Während sich die Grundpegel in Kalifornien, aber auch in anderen US-Bundesstaaten historischen Tiefs nähern, steigt das Anlegerinteresse an Wasserunternehmen. Die zunehmende Knappheit des "blauen Golds" müsse langfristig zu höheren Wasserpreisen führen, so die Investmentidee. Im vergangenen Jahr wurden die Wassertarife in den Vereinigten Staaten bereits um sieben Prozent angehoben. Diese Erhöhung liegt deutlich über der Inflationsrate.
Gefragt ist unter anderem American Water Works. Die Aktie des nach Marktkapitalisierung größten US-Wasserversorgers legte in den vergangenen fünf Jahren um 180 Prozent zu. American Water Works ist in 30 Bundesstaaten und zwei kanadischen Provinzen aktiv.
Auch Aqua America ist begehrt. Der Titel verbesserte sich innerhalb eines Jahres um 24 Prozent. Das Unternehmen versorgt rund drei Millionen Menschen in acht Bundesstaaten und betreibt zudem 190 Wasseraufbereitungsanlagen. Kundenzahl und Geschäftsaktivitäten dürften künftig zulegen. Aqua America ist auf der Suche nach Übernahmekandidaten.
Kursfantasien für Wasserwerte entzünden sich vor allem an düsteren Prognosen. Behalten Klimaforscher des Earth Institute an der Columbia University recht, ist die aktuelle Trockenheit kein vorübergehendes Phänomen. In der zweiten Jahrhunderthälfte drohe dem landwirtschaftlich intensiv genutzten Südwesten der USA eine permanente Megadürre. Diese werde sich wesentlich dramatischer auswirken als alle bisher bekannten Hitzeperioden.
Sparappelle von Uncle Sam
Die Behörden versuchen, die Wasserkrise in den Griff zu bekommen. Kaliforniens Kommunen müssen 2015 den Wasserverbrauch im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent senken. Das zwingt die Bürger zum Verzicht auf geschätzte Gewohnheiten. Unter anderem wurden die öffentlichen Strandduschen abgedreht, Garageneinfahrten dürfen nicht mehr abgespritzt werden. Auch Universitäten, Friedhöfe und landwirtschaftliche Betriebe müssen ihren Wasserkonsum einschränken.Wer zuwider handelt, wird zur Kasse gebeten. So muss der Distrikt Byron-Bethany 1,5 Millionen Dollar zahlen. Die 160 Farmerfamilien des Distrikts hatten das ihnen zugeteilte Kontingent überschritten, um Ernteverluste zu vermeiden. Doch staatliche Sparappelle von Uncle Sam sowie saftige Strafen allein reichen nicht. Um auch für künftige Generationen die Versorgung aufrechtzuerhalten, muss vor allem in die Wasserinfrastruktur investiert werden.
Nach Angaben der American Society of Civil Engineers gehen in den Vereinigten Staaten jährlich über zwei Milliarden Gallonen Wasser, das sind umgerechnet rund acht Milliarden Liter, durch lecke Leitungen verloren. Die Menge würde ausreichen, um ganz Manhattan zu überschwemmen.
Von der dringend notwendigen Modernisierung kann unter anderem Advanced Drainage Systems profitieren. Das erst seit vergangenem Sommer an der Börse gelistete Unternehmen stellt Plastikpipelines her. Diese haben gegenüber den bisher genutzten Eisenröhren den Vorteil, nicht zu rosten, zudem sind sie billiger. Das Unternehmen hat bei öffentlichen Ausschreibungen so gute Chancen an Aufträge zu kommen. In den vergangenen sechs Monaten legte die Aktie knapp 13 Prozent zu.
Wie Kalifornien stehen auch viele andere Regionen in der Welt vor der Herausforderung, die steigende Nachfrage nach Wasser bei einem sich verknappenden Angebot sicherzustellen. Vor allem in China verschärfen sich die Probleme.
Seit 1950 sind einer Studie des Schweizer Investmenthauses RobecoSam zufolge dort schon 27.000 Flüsse aufgrund übermäßiger Nutzung durch Landwirtschaft und Unternehmen versiegt. Andererseits leben immer mehr Menschen in Städten. Ein Anstieg der Urbanisierungsrate von einem Prozent erhöht nach Angaben von RobecoSam den jährlichen Wasserbedarf im Reich der Mitte um 1,6 Milliarden Kubikmeter. Doch inzwischen gelten 40 Prozent aller Flüsse in China als ernsthaft verschmutzt. Die Regierung in Peking will gegensteuern. Bis zum Jahr 2020 sollen laut Germany Trade & Invest 172 Großprojekte im Wasserbau gestartet werden. Auch will man die Trinkwasserqualität deutlich verbessern.
Um die Kosten zu decken, werden die Verbraucher jedoch mehr zahlen müssen. Derzeit geben sie gerade mal ein Prozent ihres verfügbaren Einkommens für Wasserserviceleistungen aus. Für Beijing Enterprises Water sind das gute Nachrichten. Schon im vergangenen Jahr steigerte der Abwasserspezialist den Gewinn um 65 Prozent.
Die Anstrengungen der Staaten, die Versorgung für Menschen, Landwirtschaft und Unternehmen sicherzustellen, werden den globalen Wassermarkt in den kommenden fünf Jahren um bis zu sechs Prozent wachsen lassen, prognostiziert RobecoSam. Bis zum Jahr 2025 werde das Marktvolumen eine Billion Dollar betragen - trotz der weltweiten wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Die Staaten hätten mittlerweile erkannt, dass das Ignorieren der Wasserknappheit mit höheren Kosten verbunden sei als die Investitionen, die in die unterschiedlichen Lösungsanbieter zu tätigen wären, sagt Daniel Wild, Chef des Nachhaltigkeitsresearchs bei RobecoSam.
Und werden die Anstrengungen tatsächlich unternommen, dürfte der Song "Summertime and the livin’ is easy" wieder mehr dem üblicherweise mit steigenden Temperaturen einhergehenden Lebensgefühl entsprechen.
Investor-Info
Lyxor ETF World Water
Konzentrierte Wasserkraft
Der von der Investmentgesellschaft Lyxor aufgelegte Exchange Traded Fund bildet die Kursentwicklung der global 20 größten Unternehmen ab, die entlang der Wertschöpfungskette Wasser aufgestellt sind. Die Gewichtung jedes einzelnen Werts ist auf zehn Prozent begrenzt, die Zusammensetzung des Portfolios wird vierteljährlich überprüft. Im ETF finden sich derzeit neben American Water Works auch die beiden französischen Unternehmen Suez und Veolia. Auf Sicht von drei Jahren legte der ETF um 51 Prozent zu.
RobecoSam Sustainable Water
Nachhaltige Selektion
Manager Dieter Küffer investiert weltweit in rund 70 Unternehmen der Wasserbranche. 45 Prozent der Mittel sind in den USA, sieben Prozent in China investiert. Im Portfolio finden sich Aqua America oder Beijing Enterprises Water. Neben den Gewinnaussichten prüft Küffer auch, ob Nachhaltigkeitskriterien erfüllt sind. Auf Sicht von drei Jahren legte der Fonds um 42 Prozent zu.Ausgewählte Hebelprodukte auf Advanced Drainage Systems
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: Istockphoto
Nachrichten zu Engie (ex GDF Suez)
Analysen zu Engie (ex GDF Suez)
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08.08.2024 | Engie (ex GDF Suez) Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
02.08.2024 | Engie (ex GDF Suez) Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
30.04.2024 | Engie (ex GDF Suez) Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
15.04.2024 | Engie (ex GDF Suez) Buy | Deutsche Bank AG | |
12.04.2024 | Engie (ex GDF Suez) Overweight | JP Morgan Chase & Co. |
Datum | Rating | Analyst | |
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08.08.2024 | Engie (ex GDF Suez) Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
02.08.2024 | Engie (ex GDF Suez) Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
30.04.2024 | Engie (ex GDF Suez) Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
15.04.2024 | Engie (ex GDF Suez) Buy | Deutsche Bank AG | |
12.04.2024 | Engie (ex GDF Suez) Overweight | JP Morgan Chase & Co. |
Datum | Rating | Analyst | |
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02.11.2021 | Engie (ex GDF Suez) Hold | Deutsche Bank AG | |
22.06.2021 | Engie (ex GDF Suez) Hold | Deutsche Bank AG | |
21.05.2021 | Engie (ex GDF Suez) Neutral | Credit Suisse Group | |
19.05.2021 | Engie (ex GDF Suez) Hold | Deutsche Bank AG | |
04.05.2021 | Engie (ex GDF Suez) Hold | Deutsche Bank AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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06.09.2018 | Engie SA Reduce | HSBC | |
05.06.2018 | Engie SA Reduce | HSBC | |
01.03.2016 | Engie SA Reduce | HSBC | |
03.09.2015 | Engie SA Underperform | Merrill Lynch & Co., Inc. | |
28.01.2014 | GDF SUEZ verkaufen | HSBC |
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