Angst vor Tesla? VW-Chef Diess sorgt sich um Wettbewerbsnachteile gegenüber neuen Rivalen
Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess sieht Wettbewerbsnachteile für die herkömmlichen Autobauer im Rennen um die Vormacht auf dem Automarkt von morgen.
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"Wir haben noch nicht genügend nachgewiesen, dass wir unsere Stellung im neuen Wettbewerbsumfeld halten können", sagte der Manager im Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg (Mittwoch). "Unsere Marktbewertung steckt noch im Bereich der alten Autoindustrie - das führt zu gravierenden Nachteilen für uns beim Zugang zu benötigten Ressourcen." Die Sicht des Kapitalmarktes und der Börse auf die Branche habe er in diesem Ausmaß bei seinem Amtsantritt 2018 nicht erwartet.
Während der weltgrößte Autobauer Volkswagen sowie die deutschen Konkurrenten von Daimler und BMW sich in der Gunst der Anleger seit Jahren schwertun, überflügeln neue Rivalen wie etwa der US-Elektropionier Tesla trotz deutlich geringerer Absatzzahlen die traditionellen Konzerne derweil um Längen. Das macht den Zugang zu frischem Kapital für die herkömmlichen Autobauer im Vergleich teurer.
Tesla ist an der Börse nach einer nahezu beispiellosen Kursrally derzeit fast 700 Milliarden US-Dollar (570 Mrd Euro) wert. Die deutschen Autokonzerne VW (79 Mrd Euro), Daimler (61 Mrd Euro) und BMW (46 Mrd Euro) kommen zusammen auf rund 186 Milliarden Euro - Tesla bringt also dreimal soviel auf die Börsenwaage. Die Kalifornier haben 2020 weltweit knapp 500 000 Autos verkauft. Die deutschen Hersteller legen ihre Jahresahlen erst noch vor, setzen aber ein Vielfaches dessen ab: VW lieferte von Januar bis November allein inklusive Nutzfahrzeugen 8,3 Millionen Fahrzeuge aus. Daimler und BMW kommen in normalen Jahren auf jeweils rund 2,5 Millionen Pkw.
"Trotz aller Anstrengungen sind wir derzeit in einer eher noch schwierigeren Lage als 2018, als ich das Amt übernommen habe", sagte Diess. Der Manager hatte früh zum Ziel gemacht, den Börsenwert von VW ebenfalls deutlich zu steigern. Dazu soll VW mittels deutlich mehr Wertschöpfung im Bereich von Software zum Technologiekonzern umgebaut werden, um am Markt höhere Bewertungsansätze zu erhalten. Diess hatte als Vorbilder hier US-Techfirmen wie Apple, Amazon und Google genannt.
Die Beliebtheit von Konzernen bei Investoren hat nicht nur auf dem Papier Auswirkungen. Tesla konnte sich im vergangenen Jahr dank des Börsenhypes mehrfach frische Geldspritzen über Kapitalerhöhungen am Aktienmarkt besorgen und sammelte so für den Bau neuer Fabriken sowie für Forschung und Entwicklung rund 12 Milliarden Dollar ein. Geld, das auch andere Konzerne für ihre hohen Investitionen in neue Antriebe, Technik und Vernetzung gebrauchen könnten. Bei den dahindümpelnden Aktienbewertungen der althergebrachten Autobauer dürften ähnliche Kapitalerhöhungen aber deutlich auf Kosten des Aktienkurses gehen und somit teuer werden.
Diess hatte im Dezember die Führungsspitze in Wolfsburg weiter umgebaut und neue Kostensenkungen bei Material und Fixkosten angekündigt. "Wir müssen unsere Kosten bedeutend verbessern und an der Effizienz arbeiten, um das traditionelle Autogeschäft deutlich stärker auf Erträge zu trimmen", sagte er. Der Umbau des Konzerns gehe aber weiter zu langsam voran. "Nicht jeder realisiert die Gefahr für unser Unternehmen im gleichen Ausmaß."
/men/ngu/jha/
WOLFSBURG/FRANKFURT (dpa-AFX)
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