Voller Zuversicht

Tesla-Chef Musk plant nächste Technik-Revolution: Warum Tesla-Aktionäre begeistert sind

14.10.20 09:22 Uhr

Tesla-Chef Musk plant nächste Technik-Revolution: Warum Tesla-Aktionäre begeistert sind | finanzen.net

Terawattstunde für Aktionäre: Die technologische Roadmap des US-Pioniers bei Elektroautos zielt auf deutlich sinkende Batteriepreise. Kein Zweifel: Chef Elon Musk will den endgültigen Durchbruch seiner Stromer auf dem Massenmarkt.

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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag

Hupkonzert statt Applaus: Vor rund 250 ausgelosten Aktionären, die die Hauptversammlung wie im Autokino in Model-3-Wagen verfolgten, legten Tesla-Chef Elon Musk und sein Chefingenieur Drew Baglino ihre technologische Roadmap der kommenden Jahre vor. Für Autofans gibt es Ende 2021 ein superschnelles Model S mit 1.100 PS, das in zwei Sekunden auf 100 schnellt und über 800 Kilometer Reichweite haben soll. Freunde der Batteriechemie finden auch die Zellen der Zukunft faszinierend, die die E-Autos des Weltmarktführers künftig antreiben sollen. Eine klare Vision gab es auch: "Wir müssen unsere Produkte viel günstiger machen", sagte Musk.

Turbo in der Produktion

In drei Jahren will er einen Model 2 für 25.000 Dollar anbieten, das wären gut 10.000 Dollar weniger, als heute ein Model 3 oder ID3 von VW kosten. Die Kalifornier brauchen dafür weitaus günstigere Batteriezellen. Dafür legt Musk den Produktions-Turbo ein: Die Herstellung der Elektroden kommt demnach künftig ohne Lösungsmittel aus, was mehrere Fertigungsschritte spart. Die Investitionen in neue Batteriefabriken sollen dadurch um knapp 70 Prozent sinken.

Auch die Zelle selbst wird neu gedacht. Ein Konstruktionsprinzip, das ohne die bislang übliche sogenannte Elektrodenlasche auskommt, verkürzt den Weg der Elektronen in der Zelle deutlich. Das verringert den Widerstand, senkt die Wärmeentwicklung und erhöht die Leistung. Die neuen, größeren Zellen mit der Bezeichnung 4680 lassen sich wohl auch weitaus schneller laden. Und die Kapazität der Batteriepacks steigt bei gleicher Größe und gleichem Gewicht. Bezogen auf das Volumen soll die Reichweite um 54 Prozent wachsen. 2023 soll Typ 4680 in Menge verfügbar sein.

Die Innovationen dampfen die Batteriekosten ein: Heute liegt Tesla mit etwa 115 Dollar pro Kilowattstunde Kapazität an der Spitze. Die Konkurrenz produziert teils für über 160 Dollar. Ab 100 Dollar abwärts rechnen Experten damit, dass Stromer in etwa so viel kosten wie Verbrenner. Musks Ziel sind 50 Dollar pro Kilowattstunde.

Die Batterie ist das mit Abstand teuerste Bauteil eines Elektroautos. Knapp sind Zellen auch, weil noch nicht genügend hergestellt werden können.

Die Verfahren, die durch Zukäufe wie der US-Firma Maxwell beschleunigt wurden, steigern den jährlichen Batterie-Output. 2022 rechnet Musk mit 100 Gigawattstunden produzierter Batteriekapazität pro Jahr in den Tesla-Werken, das Doppelte von heute. Bis 2030 will der Chef den Ausstoß auf drei Terawattstunden treiben. "Tera ist das neue Giga", witzelte der Milliardär.

Nächste Attacke

Für die Konkurrenz wird es wohl weniger spaßig. Aufsehen- erregende Fahrleistungen und riesige Touchscreens bauen inzwischen auch die Europäer in ihre E-Mobile. Doch wirklich günstige Batterietechnik - damit würde Tesla das E-mobile Zeitalter auf absehbare Zeit prägen. Musk nannte jetzt auch ein Langfristziel: 20 Millionen Autos pro Jahr. Zum Vergleich: 2020 peilt Tesla 500.000 an.

Das Ziel klingt mehr als ehrgeizig. Sicher ist: Der Auto-Revoluzzer übernimmt sich gelegentlich. Die großspurige Ankündigung aus dem vergangenen Jahr, wonach Tesla-Besitzer ihre Autos wegen deren überlegener Technik fürs autonome Fahren bald als Robotertaxis vermieten könnten, war verfrüht. Kleinlaut gestand Musk beim Aktionärstreffen, dass die Ingenieure den kompletten Code des Autopiloten neu schreiben mussten.

Schlagzeilen um Tesla-Unfälle im Autopilot-Modus sollen nicht mehr vorkommen. Und kaum ein Autoboss belächelt die Firma noch mit Verweis auf deren mangelnde Fertigungsroutine. Die Gigafactory in China beschleunigte Musks Team binnen 15 Monaten von grüner Wiese zur Massenproduktion. Das Tempo beim Bau der Fabrik in Brandenburg: erstaunlich.

Ab 2021 wird Tesla auch in Europa die Zeit von der Bestellung bis zur Lieferung so verkürzen, dass Vorleistungen rasch durch Umsätze überkompensiert werden. "So wachsen wir und produzieren zugleich operativen Cashflow", erklärte Musk seinen Aktionären. Und: Durch Skaleneffekte werde man sehr profitabel, so der Chef. Hupkonzert. 2020 rechnen Analysten erstmals im Gesamtjahr mit positivem Cashflow und Gewinn.

Potenzial: Tesla hat die Chance, die weltweite Führung bei Stromern auszubauen. Sehr teuer, bei Kursschwäche kaufen.








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