Volatilität , das Schreckgespenst des privaten Anlegers
Der Börsenstart in das Jahr 2016 mit bis zu - 16 Prozent Wertverlust im Dax Mitte Februar hat die Meinung vieler Privatanleger bestätigt, die Börse gleiche eher einem Casino, als dass sie dem langfristigen Vermögensaufbau diene.
Gründe für die mittlerweile deutliche Erholung der Aktienmärkte war wohl die Einsicht vieler Investoren, dass etliche Märkte -in Abwesenheit eines echten drohenden globalen Wirtschaftseinbruches- deutlich überverkauft waren. Steigende Öl- und Rohstoffpreise, etwas positiver interpretierte Konjunkturdaten aus China, sowie Mario Draghis erweitertes Konjunkturpaket unterstützten die positive Entwicklung.
Also, alles wieder gut?
Die Reaktionen zu Jahresbeginn waren sicherlich überzogen. Dennoch sorgen ein theoretischer Brexit, Griechenlands alte und neuen Probleme, sowie die Präsidentschaftswahlen in den USA weiter für volatile Märkte.
Gerade diese Schwankungen sind es, die private Anleger abschrecken, regelmäßig Teile ihres Vermögens in Aktien zu investieren. Doch wer sich der durch die EZB geförderten Vermögenspreisinflation entziehen will, kommt nicht umhin in Sachwerte zu investieren.
Neben Immobilien kann Gold für zusätzliche Stabilität im Depot sorgen. Zwar erwirtschaftet Gold nach wie vor keine Erträge, dafür ist aber auch kein Strafzins fällig. Gerade im Hinblick auf die rasant gestiegene Geldmenge der Zentralbanken empfiehlt sich als flankierende Maßnahme ein Goldinvestment, allerdings nur in Anlageformen, die die physische Hinterlegung des Edelmetalls nachweisen können.
Anleihen zur Stabilisierung des Portfolios sind bis auf weiteres keine wirklichen Alternativen für den Vermögensaufbau. Denn ein schnelles Ende der Null-Zins-Politik ist nicht abzusehen. Die europäischen Finanzminister sparen jährliche Milliarden an Zinsen und dieser Effekt wird sich in den nächsten Jahren beschleunigen, wenn auslaufende Anleihen zu null oder sogar mit negativem Zins verlängert werden können. Auch wenn einige EU-Finanzminister die Zinspolitik von Mario Draghi verurteilen, insgeheim erfreuen sie sich an den Einspareffekten.
Neben einer langfristigen Orientierung muss der Rendite suchende Investor also auch künftig Schwankungen aushalten können.
Solange der Ölpreis sich in den für den Verbraucher angenehmen Höhen bewegt, werden die Ölstaaten ihre Staatsfonds anknabbern (müssen), um ihre Staatsdefizite auszugleichen und dafür große Aktienpakete liquidieren, was wiederum zu Volatilität führt.
Stabilisierend und vertrauensbildend wirken hier die Vorgehensweisen der Schweizer Notenbank und der Bank of Japan, welche bis zum Quartalsende 13 Prozent bzw. 2,5 Prozent ihrer Währungsreserven in heimische Aktien und damit heimische Unternehmen investiert haben.
Wenn auch in Deutschland Institutionen zu der Einsicht gelangen, dass sie Ihren Auftrag nicht mit der Anhäufung negativ verzinster Bonds erfüllen können und hier das Überangebot aufnehmen würden, könnte das die Aktienmärkte deutlich stabilisieren und so vielleicht das Schreckgespenst Volatilität in Zaum halten.
Das einfachste Mittel ist es jedoch den eigenen Betrachtungszeitraum zu verändern: Wer vor zehn Jahren in den DAX investiert hat, wird sich trotz Finanzkrise heute über einen Wertzuwachs von 67 Prozent oder 6,7 Prozent im Jahr freuen. Aber auch der dreijährige Investor wird zufrieden auf sein Portfolio schauen, denn er hat stolze 8,95 Prozent im Jahr verdient, obwohl der Markt seit Mai des vergangenen Jahres von der Spitze über zwölf Prozent seines Wertzuwachses abgegeben hat.
Ein gut diversifiziertes Portfolio aus Qualitätsaktien ist aus unserer Sicht für den langfristigen Vermögensaufbau unumgänglich. Allerdings gewinnt aktives Management und Stock Picking wieder an Bedeutung zum passiven Investment über ETF´s.
Von Ralph Rickassel, PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf, eine Niederlassung der Donner & Reuschel Lux S.A.
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