Value-Stocks: OMV On the Long Run
Der OMV Konzern ist einer der führenden Erdöl- und Erdgasunternehmen in Mittel- und Osteuropa und zählt zu den größten Industrieunternehmen Österreichs.
von Susanne Woda, Portfoliomanagerin der GVS Financial Solutions GmbH in Dreieich
Neben den weltweiten Förderaktivitäten wird Gas nach Süd- und Osteuropa verteilt. Darüber hinaus betreibt der Konzern ein Tankstellennetz in elf Ländern.
Das Unternehmen befindet sich in einem Umstrukturierungsprozess. Zukünftig soll der lukrativere Upstream-Bereich, die Exploration und Produktion einen höheren Stellenwert bekommen. Das Downstream-Ölgeschäft, welches in Europa einer Überversorgung und starkem Wettbewerb ausgesetzt ist, wird zurückgefahren. Im zukunftsweisenden Gas-Geschäft sollen Produktion und Infrastruktur verbessert und damit bis 2021 die Profitabilität verbessert werden. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Cash-Flow, der kontinuierlich gesteigert werden soll. Rund 30 Prozent davon sollen als Dividende fließen.
Um sich für die Zukunft zu rüsten, hat OMV einiges vor. Im Juni wurde den Bau des österreichischen Abschnitts der Gas-Pipepline South Stream mit Gazprom vertraglich fixiert, ab 2017 soll dann russisches Gas unter anderem über Bulgarien, Serbien und Slowenien nach Österreich fließen. Dafür muss kräftig investiert werden, auf rund 200 Mio. Euro werden die Investitionskosten beziffert. Die Abhängigkeit der europäischen Gasversorgung von der Ukraine würde gesenkt, doch die von Russland bleibt. Ein umstrittenes Projekt in Zeiten der Abkühlung wirtschaftlicher Beziehungen mit Russland, denn gerade für jene ist eine Pipeline ohne die Ukraine als Transitland ein wichtiges Projekt. Die EU hat bereits Bedenken an der Rechtmäßigkeit der bilateralen Abkommen mit den Transitländern angemeldet. Auch die geplanten Sanktionen gegen Russland könnten OMV hart treffen, denn der Konzern ist im Gasgeschäft besonders abhängig von Russland. Über den im österreichischen Baumgarten betriebenen Gas-Hub läuft knapp ein Drittel des russischen Gasexports nach Westeuropa.
Die Risiken aus Transformation und speziell den aktuellen politischen Rahmenbedingungen sind den Marktteilnehmern wohl bewusst, der Aktienkurs hat sich seit Mai 2013 von 36 auf nunmehr 30 Euro reduziert. Mit einer Eigenkapitalquote von 45 Prozent ist der Konzern jedoch gut für eine bewegte Zukunft gerüstet. Die Bewertungskennziffern auf Basis der 2014er Zahlen sind durchweg attraktiv. Nicht nur das KGV von 8,5 ist günstig. Gemessen am KCV von 2,7 ist der Titel einer der günstigsten in Europa. Der Buchwert pro Aktie wird mit 37,83 Euro angesetzt und liegt knapp 23 Prozent über dem aktuellen Marktpreis, damit gehört OMV zu den wenigen Werten, die in der aktuellen Börsenhausse noch unter ihrem Buchwert notieren.
Das Chartbild lädt derweil noch nicht zum Investieren ein. Der seit über einem Jahr andauernde Abwärtstrend ist intakt. Erst ein Überschreiten der Marke von 33,50 Euro würde die Lage aufhellen und Käufer in Warteposition anlocken. Dann wäre auch ein Angriff auf das 5-Jahres- Hoch möglich. Damit die langfristigen Wachstumschancen zum Tragen kommen können, müssen jedoch erst die Lage in Russland und die Auswirkungen möglicher Sanktionen absehbar sein. Langfristig orientierte Investoren mit dickem Fell können strategisch eine erste Position aufbauen, denn geht der Plan auf, hat man sich attraktive Dividendenzahlungen zu einem günstigen Preis gesichert.
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