Vermögensverwalter-Kolumne

Unsichtbarer Vermögensschaden: Die Inflation nicht vergessen

17.04.18 09:11 Uhr

Unsichtbarer Vermögensschaden: Die Inflation nicht vergessen | finanzen.net

Es gab früher einmal ein Gespenst, das hieß Inflation.

Die Geldentwertung hatte dazu geführt, dass zwar das Vermögen an sich nicht geschädigt wurde, aber die Kaufkraft nachließ. So lag die Inflation im Jahr 2008 in Deutschland beispielsweise bei 2,6 Prozent. Das hatte zur Folge, dass 100.000 Euro, die nicht verzinst wurden, am Jahresende nur noch 97.400 Euro Wert waren.

Jetzt ist die Inflation in Deutschland zurückgekehrt. Nach mehreren Jahren "ohne" - bisweilen lag die Inflation bei 0,3 beziehungsweise 0,5 Prozent - stieg der Wert in 2017 wieder auf 1,8 Prozent und näherte sich damit seiner traditionellen Untergrenze von rund zwei Prozent. Zugleich blieben die Zinsen jedoch gewohnt niedrig - ein Inflationsausgleich über festverzinsliche Geldanlage erscheint aktuell kaum möglich. Daher ist es notwendig, dass Sparer im Sinne des Kapitalerhalts auf eine strukturierte Allokation setzen, sonst ist es, auch in Kombination mit Vermögensverwaltungsgebühren, nicht möglich, das Vermögen netto zu stabilisieren; einen zusätzlichen Gewinn gibt es erst recht nicht.

Nehmen wir an, die Inflationsrate liegt bei zwei Prozent, die Kosten für die Vermögensverwaltung beziehungsweise Kapitalanlage bei 1,5 Prozent jährlich. Damit eine "schwarze Null" entsteht und die eingesetzten 100.000 Euro nach fünf Jahren noch immer 100.000 Euro wert sind, muss die Rendite auf das Kapital bei mindestens 3,5 Prozent pro Jahr liegen (zuzüglich des Ausgleichs für die Besteuerung der Kapitalerträge). Will heißen: Für den reinen Kapitalerhalt, der das Vermögen in seiner Substanz schützt, sind rund vier Prozent jährliche Rendite notwendig, alles darüber kommt dem Vermögenswachstum zugute. Dies ist, auch unter Risikogesichtspunkten, durchaus erreichbar.

Selbst bei sehr niedrigen Kosten von maximal 0,5 Prozent wie bei einer ETF-Geldanlage bleibt das Inflationsrisiko natürlich immer bestehen - Anleger dürfen diesen Faktor also nicht außer Acht lassen. Die Inflation ist der größte "Renditefresser", auch wenn sie beim Depotauszug nicht auffällt. Schließlich wird durch die Inflation sichtbar nichts vom Vermögen "abgezogen", wie es beim Honorar oder der Besteuerung der Fall ist. 100.000 Euro bleiben auf dem Papier 100.000 Euro - aber der tatsächliche Wert liegt darunter. Insbesondere über mehrere Jahre kann dies zu einer erheblichen Schädigung des Vermögens führen - auf fünf Jahre gesehen kostet eine durchschnittliche Inflationsrate von zwei Prozent gut zehn Prozent der Vermögenssubstanz.

Dem entgehen Anleger, indem sie ihr Vermögen auf der einen Seite an den Märkten investieren und die Chancen nutzen, die sich weiterhin durch Kursgewinne und Dividenden bei Aktienanlagen bieten. Weiterhin liegen die Dividendenzahlungen der Dax-Konzerne weit oberhalb des durchschnittlichen Kapitalmarktzinses, und auch die Entwicklung der Indizes spricht eine deutliche Sprache: Wer konsequent dabeibleibt, kann gute Gewinne durch Kauf und Verkauf von Wertpapieren machen. Gold und Rohstoffe bieten einen zusätzlichen Inflationsschutz. Gold gilt weiterhin als weltweit stärkste Währung und kann nicht einfach multipliziert werden. Gerade in Zeiten hoher Verschuldung bringt dies einen Mehrwert.

Von Thilo Stadler, Vermögensverwalter bei I.C.M. Independent Capital Management in Neuss/Mannheim

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