Vermögensverwalter-Kolumne

Nach der EZB ist jetzt die Fiskalpolitik gefragt

11.04.16 09:10 Uhr

Nach der EZB ist jetzt die Fiskalpolitik gefragt | finanzen.net

Im Deutschen Aktienindex (DAX) bleibt die Marke von 10.000 Punkten hart umkämpft.

Von Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen AG, Traunstein

Kurzfristig dürfte die Dividendensaison neue Impulse geben, weil damit Gelder zur Wiederanlage anstehen. Mittel- bis langfristig spricht vor allem die EZB-Politik für steigende Kurse. Doch künftig sind auch die Staaten gefordert, die ersparten Zinsen zur Stärkung der Nachfrage einzusetzen.

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Der Kursrutsch im Februar hat viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt und weiter verunsichert. Wer jedoch aufgrund der hohen Volatilität den Aktien- in Richtung Geldmarkt verlassen hat, wird in den kommenden Jahren zu den Verlierern zählen. Auf Tages- und Wochenebene werden die Kursschwankungen an der Börse hoch bleiben. Doch die generelle Richtung heißt aufwärts. In Zeiten der Verunsicherung und des Pessimismus, wie in den vergangenen Wochen, sollte man Aktien kaufen.

Der sogenannte Draghi-Put, benannt nach dem EZB-Chef, gilt weiter. Die Notenbank wird - nach dem Muster der USA in den Jahren nach Beginn der Finanzkrise - weiterhin Anleihen aufkaufen und so die Märkte mit Liquidität schwemmen. Die EZB hat den Spielraum, ihr Programm über den bisher geplanten Zeitraum bis 2017 noch einmal zu verdoppeln. Die Politik des billigen Geldes könnte bis 2019 weitergehen, das Kaufprogramm wird dazu von Staats- auf Unternehmensanleihen ausgeweitet werden.

Nullzins schafft Spielraum für Staaten

Die EZB hat mit ihrer Nullzinspolitik die Euro-Staaten deutlich entlastet. Allein Deutschland spart dadurch jährlich rund 30 Mrd. Euro, ganz Euroland rund 100 Mrd. Euro gegenüber der Zinssituation vor zehn Jahren. Die Schuldentragfähigkeit selbst der südlichen Eurolandstaaten ist damit wiederhergestellt. Für neue Schulden haben die Staaten keinen Spielraum. Wohl aber können sie die ersparte Zinslast nutzen, um die Wirtschaft auch fiskalpolitisch anzukurbeln. Die zusätzliche Liquidität - so das Kalkül - fließt umgehend in den Konsum und belebt damit die Konjunktur.
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EZB-Chef Draghi hat Ende März dieses sogenannte Helikoptergeld (Geldgeschenke an die Bürger) als interessantes Konzept bezeichnet. Mitglieder seines Direktoriums haben solche Maßnahmen seitens der Notenbank zwar kurz darauf kategorisch ausgeschlossen, doch diese Geber-Rolle könnten die Staaten übernehmen.

Geschenke vom Staat?

Eine - zeitlich begrenzte - nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik würde helfen, die Konjunktur zu stabilisieren und die Arbeitsmärkte zu beleben. Ob vorübergehende Aussetzung einzelner Steuern oder Anhebung von Freibeträgen - die Maßnahmen wollen mit größter Sorgfalt und Bedacht gewählt werden. Wie das erwähnte Helikoptergeld wirken übrigens schon die gesunkenen Energierohstoffpreise. Der niedrige Ölpreis entlastet den durchschnittlichen Privathaushalt um rund 100 Euro im Monat.

Für Anleger bedeutet dies, dass Aktien auf Jahre alternativlos bleiben. Die aktuellen Bewertungen sind nicht zu hoch. Auf lange Sicht werden wir an der Börse sehr viel höhere Kurse sehen. Dabei wird jedoch auch die Volatilität hoch bleiben, noch verstärkt durch den Computerhandel. Wer diese Schwankungen nicht durchleben will oder kann, muss sein Geld auf dem Geldmarkt parken - bei teils negativen Zinsen. Wir sehen aktuell Sonderchancen in Europa und bei einer Erholung auch in den Schwellenländern. Value-Titel, auch aus der zweiten Reihe, halten wir derzeit für besonders interessant.

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Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

Bildquellen: DANIEL ROLAND/AFP/Getty Images