Für Spezialthemen eine individuelle Strategie finden
Ob Private Equity, Infrastruktur oder Hedgefonds: Privatanleger suchen nach rentierlichen Alternativen. Aber solche Investments sind oft mit hohen Hürden und Risiken verbunden, welche die Investoren kennen müssen.
Die andauernde Niedrigzinsphase hat zu einer erstaunlichen Entwicklung geführt. Es rücken vermehrt wieder Anlageklassen in den Fokus privater Investoren, die sie lange Jahre bei ihnen keinen allzu guten Ruf hatten. Dazu zählen beispielsweise Instrumente wie Private Equity, Venture Capital, Engagements in Infrastrukturprojekte oder auch Hedgefonds.
Diese Anlagen sind - bei Erfolg - hoch rentierlich und können so für einen für heutige Verhältnisse sehr deutlichen Gewinnsprung im Portfolio sorgen. Aber dabei ist erstens eine gewisse Vorsicht geboten, und zweitens sind die Investments häufig gar nicht so leicht zugänglich. Es gilt: ob Private Equity, Venture Capital, Infrastruktur, Hedgefonds oderähnliche Alternativ Investments - mehr Rendite gibt es nur mit mehr Risiko. Und diese Risiken wiederum können zu spürbaren Verlusten führen.
Gesetzt dem Fall, ein Privatanleger will nun zur breiteren Streuung und zur Wahrung von Renditechancen nach Abwägung aller Risiken diese Art von Investments angehen - wie geht er dabei vor, welche Möglichkeiten eröffnen sich ihm? Der Verkauf einzelner Hedgefonds an Privatanleger ist hierzulande nicht erlaubt, um sie vor den Risiken, die vor allem aus der Hebelwirkung der derivativen Produkte resultieren, zu schützen. Der Vertrieb von "Dach-Hedgefonds" ist jedoch möglich. Diese setzen sich aus einer Vielzahl einzelner Hedgefonds zusammen und streuen so das Risiko.
Bei Investments in Infrastruktur kommt es auf eine genaue Unterscheidung an. Privatanleger können sich zwischen einem aktiv gemanagten Infrastruktur-Aktienfonds (alternativ einen börsennotierten ETF) und "klassischen" Infrastruktur-Fonds entscheiden - die Unterschiede sind erheblich.
Infrastruktur-Aktienfonds oder ETF‘s lassen sich zwar täglich zum aktuellen Wert verkaufen, da sie börsengehandelt sind, nehmen aber dementsprechend auch jede Bewegung in den Indizes unmittelbar mit; zwei sehr große Fonds dieser Art haben zuletzt jeweils knapp zehn Prozent ihres Wertes eingebüßt.
Infrastruktur-Fonds hingegen sind grundsätzlich Beteiligungsgeschäfte und folgen den Prinzipien geschlossener Fonds. Die Kapitalbindung ist lang, ein Verkauf der Assets während der Laufzeit sehr aufwändig und möglicherweise verlustreich. Für langfristig ausgerichtete Investoren mit genügend Kapital (die Allokation in Infrastruktur-Fonds sollte nicht mehr als zehn Prozent des Vermögens betragen) bringen diese unternehmerischen Beteiligungen allerdings als Belohnung Renditen im mittleren bis höheren einstelligen Prozentbereich, Inflationsschutz inklusive.
Im Bereich Private Equity und Venture Capital sind die direkten Zugangsmöglichkeiten für Einzelanleger ebenso häufig begrenzt - aufgrund der oftmals langen Kapitalbindung und den Verlustrisiken sollten Investoren nicht mehr als zwei bis fünf Prozent des Vermögens in Private Equity stecken. Das wiederum kann dazu führen, dass die verfügbaren Tranchen (zu) klein werden.
Eine Lösung: Club Deals. Dabei tun sich mehrere Privatinvestoren zusammen und investieren gemeinsam in ein größeres Projekt. Das Risiko verteilt sich damit auf mehrere Schultern, und es werden quasi institutionelle Stückelungen möglich. Alternativen wiederum sind Aktien von Investmentgesellschaften, die in Private Equity-Funds investieren sowie börsennotierte Indexfonds (ETF‘s) mit Private Equity-Werten.
Kurzum: Investments dieser Art eignen sich vorwiegend für strategische Investoren mit gehoberen Mitteln, die sowohl Verluste verkraften als auch ihr Kapital lange binden können. Wichtig ist, für Private Equity und Co: eine individuelle Strategie zu finden, die zu den Vermögenszielen und der bestehenden Portfoliostruktur passt.
Von Thomas Lenerz, Direktor bei der I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH
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