Vermögensverwalter-Kolumne

Die Rückkehr von Volatilität

09.04.18 08:36 Uhr

Die Rückkehr von Volatilität | finanzen.net

In der Welt des Investierens ist in den letzten Monaten Lethargie spürbar geworden. Die immer weiter steigenden Aktienkurse wirkten dabei als Schlafmittel. Wer nicht voll investiert war, wurde vom "Anlegermainstream" (steigende Märkte, Technologiedominanz, tiefe Volatilitäten) abgestraft.

Mittlerweile wurde der Defibrillator zweimal angesetzt: Zunächst durch eine Explosion von Volatilität Anfang Februar, deren Ursache am ehesten der sprunghaft angestiegenen Furcht vor steigenden Zinsen zugeschrieben wird. Dann durch den drohenden Handelskrieg zwischen den USA und China (und dem Rest der Welt), der das Fundament hoher Bewertungsniveaus ins Wanken bringen könnte. Der Patient ist also erwacht und plötzlich fragen sich viele, ob sie nicht zu riskant investiert sind. Das Resultat sind hektische und "hoch motivierte" Verkäufer, die nur zu teils deutlich tieferen Kursen Käufer finden. Alle wollen gleichzeitig durch dieselbe Tür.

Was nun? Was tun?

Die Erfahrung zeigt, dass man sich nicht daran versuchen sollte, die Entwicklung der Märkte vorherzusagen oder Market Timing zu betreiben. Vielmehr geht es um die Frage von Risikobudgets, Risikotoleranz und einem antizyklischen Investmentansatz. Wer in gute Unternehmen mit starken Cash-Flows, hohen Margen und guter Wettbewerbsposition investiert und davon überzeugt ist - der hat nicht unbedingt Grund zum Handeln. Die Rückkehr von Volatilität am Markt gilt es dann auszuhalten.

Anschnallen & Absichern

Wer weiterhin mit zu hohem persönlichen Risikobudget im Markt investiert ist, sollte sich ernsthaft über seine Risikotragfähigkeit bewusstwerden und - wenn nötig - Anpassungen vornehmen. Hier gilt es schlicht sich gegen den schlimmsten Fall zu versichern. Denjenigen seien die Worte von Keynes aus dem Jahr 1936 in Erinnerung gerufen, mit denen er die Naturgewalt an den Märkten beschreibt:

It is the nature of organized investment markets, under the influence of purchasers largely ignorant of what they are buying and speculators who are more concerned with forecasting the next shift of market sentiment than with a reasonable estimate of future yield of capitalassets, that, when disillusion falls upon an over-optimistic and over-bought market, it should fall with sudden and catastrophic force.

Schnäppchenjagd

Für diejenigen, die mittlerweile auch eine Cash Quote aufgebaut haben, braucht es Geduld. Für eine breit angelegte Jagd nach Schnäppchen sind die Märkte noch nicht stark genug gefallen. In der Zwischenzeit bietet es sich an, über die eigenen Bücher zu gehen und die Liste möglicher interessanter Unternehmen zu überarbeiten und eine Auslegeordnung parat zu haben. Gerade ETFs haben die Eigenschaft, dass sie beim Verkauf das Kind mit dem Bade ausschütten. Sprich - es werden die guten Unternehmen mit verkauft.

Auch wenn die Volatilität an die Märkte zurückgekehrt ist, bietet sie auch Chancen und ist Ausdruck einer gewissen Normalisierung am Markt. So weicht auch der Osterblues nach und nach dem Frühling und bietet Hand für eine positive Grundstimmung.

Autor: Dr. Patrick Cettier, Geschäftsführender Partner der Prio Partners GmbH in Zürich/ Schweiz

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Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

Bildquellen: DANIEL ROLAND/AFP/Getty Images