US-Investment-Tipp

Walmart: Supermarkt als Weltmacht

20.02.13 16:00 Uhr

Die US-Supermarktkette hat viele Feinde. Konzernchef Michael Duke übt Selbstkritik. Und legt das Fundament für weiter steigende Aktienkurse.

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von Tim Schäfer, New York

Michael Duke hat keinen leichten Stand. Als der Walmart-Chef zu seinem Investorentermin in Manhattan erscheint, erwarten ihn rund 50 Demonstranten. Sie tragen Plakate, machen Radau. Einer trägt ein Schild mit Dukes Antlitz. Darunter prangt die Aufforderung: „Mike Duke: Lass Schweine lieber leben.“ Tierschützer und Gewerkschafter protestieren, die Arbeitnehmervertreter fordern höhere Gehälter. „Ich begrüße die Liebe der New Yorker zu Walmart“, sagt der 63-jährige Manager anschließend in kleiner Runde süffisant.

Der weltgrößte Einzelhändler steht massiv in der Kritik. Der Vorwurf, in Mexiko, dem größten Auslandsmarkt, seien Bestechungsgelder geflossen, macht seit April 2012 Schlagzeilen. Auch im Zusammenhang mit China, Brasilien und Indien ist von Korruption die Rede.

Dem entgegen steht der beispiellose Aufstieg vom Krämerladen zum Megakonzern. „Wir hatten phänomenalen Erfolg. Manchmal führt das zu Widerständen“, begründet Duke die oft emotional vorgetragene Kritik an Walmart. Vor gut 50 Jahren von Sam Walton in Arkansas gegründet, ist Walmart auf mehr als 10 000 Filialen gewachsen. 2,2 Millionen Mitarbeiter in 27 Ländern erwirtschaften mittlerweile 447 Milliarden Dollar Umsatz. Das entspricht dem Bruttoinlandsprodukt Argentiniens. Walmart ist nicht nur das umsatzstärkste Unternehmen, sondern auch der größte Arbeitgeber der Welt.

200 Millionen Kunden kaufen bei Walmart. „Wir bedienen die aufstrebende Mittelschicht rund um den Globus. Wir sehen tolle Chancen“, tönt der Chef. Von den Wachstumsmöglichkeiten in China, Indien und Lateinamerika ist Duke begeistert. In den kommenden zehn bis 15 Jahren biete sich laut Duke ein gigantisches Potenzial.

Die Konzernstrategie soll sich Duke zufolge auch in den nächsten 50 Jahren nicht grundsätzlich ändern. Walmart fährt eine Niedrigpreisstrategie bei Lebensmitteln, Kleidung oder Unterhaltungselektronik, die auf die untere und mittlere Einkommensschicht zielt. Höhere Einkommensschichten gehen bei der Tochter Sam’s Club shoppen, bei der eine Mitgliedschaft nötig ist.

Baustellen gibt es indes auch - da wäre etwa die schleppende Auslandsexpansion. „27 Länder, das ist nicht gerade viel. Es ist eben nicht alles perfekt in jedem Land“, sagt Duke. Aus Deutschland etwa mussten sich die Amerikaner 2006 nach einem beinharten Preiskampf mit Aldi und Lidl zurückziehen.

Momentan rollt Walmart bis Januar 2014 mit mindestens 37 neuen Superstores Kanada auf. Es steht ein Budget von mehr als 450 Millionen Dollar für die Expansion in den Nachbarstaat bereit.

Offensive im Internet
Duke gibt zu, den Internethandel unterschätzt zu haben. Der Siegeszug von Amazon im Web lässt den Walmart-Lenker nicht unberührt. „Ich wünschte, wir hätten uns dort schneller bewegt.“ Eine Onlineoffensive ist jedoch im Gang: Jetzt werde umso mehr investiert, sagt der Chef. Im Silicon Valley hat Duke ein Team mit dem Ausbau des E-Commerce-Angebots beauftragt.

Analysten trauen Walmart im laufenden Geschäftsjahr ein Umsatzwachstum von sechs Prozent zu, beim Ergebnis je Aktie ein Plus von zehn Prozent. Strikte Kostenkürzungen und die Konjunkturbelebung in den USA könnten für positive Überraschungen sorgen.

An vielen Stellen ist Sparen nicht nur aus ökonomischer, sondern auch aus ökologischer Sicht sinnvoll, erläutert der Manager. Abfälle sollen künftig komplett recycelt werden, der Benzinverbrauch der Flotte sowie die Stromkosten sollen sinken. Zulieferer möchte Duke strenger kontrollieren, die Korruption bekämpfen.

Als der Walmart-Chef das Gebäude an der Upper East Side verlässt, ist kein Demonstrant mehr zu sehen. Es war ein kurzer Protest.

Fazit: Im Oktober erreichte die Walmart-Aktie auf Dollarbasis einen neuen Höchststand, ist seitdem aber zurückgekommen. Neuen Schwung könnten jetzt die Quartalszahlen am 21. Februar bringen. Die Aktie bleibt attraktiv.

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