Schlappe für Elon Musk: Mehr US-Amerikaner nutzen TikTok als Informationsquelle als X - TikTok wehrt sich gegen "Torwächter"-Einstufung
Die Video-App TikTok, deren Verbot in den USA immer wieder diskutiert wird, ist für Amerikaner in den vergangenen Jahren zu einer wichtigen Nachrichtenquelle geworden.
Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center informieren sich dort 14 Prozent der Erwachsenen regelmäßig über aktuelle News. Vor drei Jahren waren es nur drei Prozent. TikTok überholte damit das von Besitzer Elon Musk in X umbenannte Twitter. Dort bekommen der Umfrage zufolge 12 Prozent der erwachsenen Amerikaner regelmäßig Nachrichten-Inhalte, nach 15 Prozent vor drei Jahren.
Die wichtigste Online-Plattform für Nachrichten-Inhalte in den USA ist weiterhin Facebook, wo sich 30 Prozent der Erwachsenen informieren, gefolgt von YouTube mit 26 Prozent. Diese Werte gehen zum Teil auch auf die schiere Größe der Plattformen zurück.
Zugleich haben Nachrichten bei X immer noch einen höheren Stellenwert als auf anderen Online-Diensten. So gaben 53 Prozent der Nutzer von X an, dass sie auf der Plattform regelmäßig News konsumieren. Das ist allerdings auch ein Rückgang im Vergleich zu den 59 Prozent vor drei Jahren. Bei TikTok sprang der Wert in dieser Zeit von 22 auf 43 Prozent hoch. Die Video-App zog damit mit Facebook gleich, wo es einen steilen Abfall nach 54 Prozent in der Umfrage 2020 gab. Pew befragte zwischen dem 25. September und dem 1. Oktober 8842 Personen in den USA.
TikTok ist die einzige auch im Westen erfolgreiche Online-Plattform, die nicht aus den USA stammt. Vor allem in den USA, aber auch in Europa gibt es die Sorge, die App könne zum Sammeln von Informationen über Nutzer durch chinesische Behörden missbraucht werden. Regierungen mehrerer Länder sowie die EU-Kommission untersagten die Nutzung von TikTok auf Dienst-Handys.
TikTok weist alle Vorwürfe stets zurück und betont, man sehe sich nicht als Tochter eines chinesischen Unternehmens. Bytedance sei zu 60 Prozent im Besitz westlicher Investoren. Der Firmensitz liege auf den Cayman-Inseln in der Karibik. Kritiker kontern, dass die chinesischen Gründer bei einem Anteil von 20 Prozent die Kontrolle dank höherer Stimmrechte hielten und Bytedance eine große Zentrale in Peking habe.
TikTok versucht, die Bedenken in den USA und der EU mit lokaler Datenspeicherung und externer Aufsicht über die Datenströme auszuräumen.
TikTok wehrt sich gegen EU-Einstufung als "Torwächter"
TikTok wehrt sich gegen eine verschärfte Regulierung durch die Europäische Union (EU).
Kurz vor Ablauf der Frist am Donnerstag schloss sich die Kurzvideo-Plattform dem Einspruch der Facebook-Mutter Meta gegen die Einstufung als "Torwächter" an. Unter diesem Begriff fasst die EU Internet-Firmen ab einer bestimmten Größe zusammen, die dann im Rahmen des Digital Markets Act (DMA) verschärfte Auflagen erfüllen müssen.
"Unser Einspruch basiert auf der Überzeugung, dass unsere Benennung das erklärte Ziel der DMA untergräbt, indem sie tatsächliche Torwächter vor Herausforderern wie TikTok schützt", teilte die für ihre Tanzvideos bekannte und vor allem bei Jugendlichen beliebte Plattform mit. Außerdem bleibe der Europa-Umsatz unter der im DMA definierten Schwelle von 7,5 Milliarden Euro jährlich. Für das Kriterium des Unternehmenswertes werde derjenige des Mutterkonzerns Bytedance herangezogen, der aber in Europa operativ gar nicht tätig sei. Bei einem Aktienrückkauf wurde ByteDance unlängst mit etwa 223,5 Milliarden Dollar bewertet.
Einer am Mittwoch veröffentlichten repräsentativen US-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Pew zufolge verdoppelte sich die Quote derjenigen TikTok-Nutzer, die diesen Dienst regelmäßig als Nachrichtenquelle nutzen, auf zuletzt 43 Prozent. Unter Amerikanern insgesamt sei Facebook das beliebteste Online-Netzwerk für Nachrichtenkonsum. Etwa 30 Prozent aller Befragten informierten sich hier. Dahinter rangierten YouTube der Alphabet-Tochter Google und Instagram, das ebenfalls zu Meta gehört. Der Software-Konzern Microsoft, der Online-Händler Amazon und Google akzeptieren ihre Einstufung als "Torwächter" durch die EU. Apple hat sich hierzu noch nicht geäußert.
WASHINGTON / FRANKFURT (dpa-AFX / Reuters)
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