Alibaba-Chef Jack Ma hält Produktfakes für besser als die Originale

Das Handelsvolumen auf den Internetplattformen des chinesischen E-Commerce-Riesen Alibaba ist größer als das von eBay und Amazon zusammen. Und ein nicht unerheblicher Teil der Firmenumsätze wird von Händlern erzielt, die ihr Geld mit Produktfälschungen verdienen. Der Kampf gegen diese Fake-Produkte, für die China auch bekannt ist, scheint für Alibaba-Chef Jack Ma allerdings zu einer kaum lösbaren Aufgabe zu werden - zumindest wenn man seine aktuelle Verteidigungsstrategie näher beleuchtet.

Produkt-Fälschungen sind offenbar zu gut

Der Chef des chinesischen E-Commerce-Riesen hat mit einem Statement auf sich aufmerksam gemacht, das man insbesondere auf dem europäischen und amerikanischen Kontinent nicht gerne hören wird: "Das Problem ist, dass Fakeprodukte heute von besserer Qualität und günstiger sind, als die Produkte der Originalhersteller", so Ma am Dienstag. Nicht die Fälschungen, sondern die neuen Geschäftsmodelle seien das Problem, so der Manager weiter. Zur Begründung hieß es, dass die Nachahmerprodukte in den gleichen Fabriken aus den gleichen Materialen hergestellt würden, so dass sie inzwischen von Originalen offenbar nur noch schwer zu unterscheiden sind. Das macht es Alibaba offenbar schwer, Produktfälschungen aus den Online-Shops zu entfernen. Ein entschiedenes Vorgehen gegen Produktpiraterie hört sich anders an.

"Gegen den menschlichen Instinkt

Natürlich wolle man mit Markenherstellern zusammenarbeiten, schickt Ma eine Beruhigungspille in Richtung Europa und Amerika. Schließlich hat Ma ambitionierte Langfrist-Ziele: Die Hälfte des Konzernumsatzes soll außerhalb des chinesischen Heimatmarktes generiert werden. Der Kampf gegen das Angebot von preislich günstigeren Fake-Produkten erschwert aber die Zusammenarbeit mit etablierten Konzernen. Aktuell seien 2.000 Mitarbeiter damit beschäftigt, an dem Problem zu arbeiten. "Wir können das Problem aber nicht zu 100 Prozent lösen, weil es ein Kampf gegen den menschlichen Instinkt wäre". Allerdings sei man bei der Problemlösung erfolgreicher als jede Regierung, jede Organisation und jeder Mensch auf der Welt, bekräftigt er.

Lob kommt nicht gut an

Dass Jack Ma das Bemühen der Produktpiraten offenbar lobt, und einräumt, dem Problem nicht vollständig Herr zu werden, kommt auch im eigenen Land nicht gut an. Mark Tanner, Geschäftsführer des chinesischen Research-Unternehmens China Skinny, glaubt offenbar an eine Ausrede. "Alibaba hat eine bemerkenswerte Menge von Daten zur Verfügung, und ich glaube, dass sich daraus viele Hinweise ergeben, wie man Produktfälschungen identifiziert." Dazu gehörten Preisabweichungen, Bewertungen und Verkaufsstrukturen, so Tanner weiter.

Alibaba immer wieder in der Kritik

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Alibaba Kritik aus der Wirtschaft stellen muss. Experten warnten von Anfang an vor den eigenartigen Buchhaltungsmethoden und undurchsichtigen Strukturen des Firmen-Imperiums von Alibaba-Gründer Jack Ma, zu dem riesige Internet-Handelsplätze wie Taobao, Tmall oder Juhuasuan gehören. Ob der reichste Mann Chinas seinen Kritikern mit dem jüngsten Statement den Wind aus den Segeln nehmen kann, bleibt zu bezweifeln.

Claudia Stephan, Redaktion finanzen.net