Tesla-Rivale unter der Lupe

Rivian-Aktie kommt: Lohnt sich der Einstieg beim Amazon-Investment Rivian zum Börsengang?

09.11.21 22:01 Uhr

Rivian-Aktie kommt: Lohnt sich der Einstieg beim Amazon-Investment Rivian zum Börsengang? | finanzen.net

Ein Tesla-Konkurrent will das Börsenparkett stürmen: Der EV-Hersteller Rivian wird noch in dieser Woche sein Erst-Listing feiern - und bringt prominente Unterstützung mit. Lohnt sich ein Einstieg für Privatanleger?

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• Rivian plant Milliarden-IPO
• Hoffnung auf Wiederholung der Tesla-Story
• Hohe Bewertung bei anhaltenden Verlusten

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Der Börsengang des US-Elektroautoentwicklers Rivian stößt im Vorfeld auf großes Interesse. Nachdem der Tesla-Konkurrent seine 135 Millionen Aktien zunächst in einer Spanne zwischen 57 und 62 US-Dollar unters Anlegervolk bringen wollte, wurde die Preisspanne aufgrund der hohen Nachfrage deutlich auf 72 bis 74 US-Dollar angehoben, wie aus Unterlagen hervorgeht, die bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht wurden. Rund zehn Milliarden US-Dollar würde das IPO dann in die Kassen des EV-Unternehmens spülen, allein die Marktkapitalisierung der zugelassenen Aktien würde bei 65 Milliarden US-Dollar liegen. Inklusive der für Mitarbeitervergütung reservierten Aktien und anderer Anteile kommt Rivian damit auf einen Gesamtunternehmenswert von rund 71 Milliarden US-Dollar, was rund zweieinhalb Mal so viel wie bei einer Finanzierungsrunde im Januar wäre.

Zukunftsfähiges Geschäftsmodell

Rivian ist ein reiner Elektroautobauer und damit direkter Konkurrent des Branchenpioniers Tesla. Das Geschäftsmodell ist zukunftsfähig, der Anteil von Elektrofahrzeugen am Gesamtfahrzeugmarkt wächst stetig. Nicht nur in China haben sich zahlreiche Elektrofahrzeugbauer entwickelt, auch große US-Traditionskonzerne wie Ford und GM treiben ihre Elektroautooffensiven voran. Deutsche Fahrzeugbauer wie Volkswagen und BMW haben ihre Modellpaletten ebenfalls um strombetriebene Fahrzeuge erweitert, noch machen bei den Traditionsautobauern aber herkömmliche Antriebe das Hauptgeschäft aus.

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Rivian hat bislang eine überschaubare Produktpalette: Das erste Elektromodell brachte der Konzern im stark umkämpften Pick-up-Segment auf den Markt und war damit schneller als der große Rivale Tesla, der seinen Cybertruck noch nicht auf die Straßen bringen konnte. Auch Ford und General Motors haben zwar Pläne in diesem Segment, diese sind aber noch nicht so weit gediehen wie der R1T von Rivian, der zwischenzeitlich in Produktion gegangen ist. Bis Ende Oktober wurden 156 R1T ausgeliefert - vorrangig an eigene Mitarbeiter, wie Rivian mitteilte. Bis zum Jahresende peilt Rivian für seine Pick-ups eine Verkaufszahl von 1.200 Stück an. Die Auftragsbücher für das Modell scheinen gut gefüllt. Im Rahmen der SEC-Anmeldung hieß es, bis zum 30. September hätten Rivian 48.390 R1T-Bestellungen vorgelegen.
Ein zweites Fahrzeugmodell will das Unternehmen gegen Ende des Jahres auf den Markt bringen: Der R1S soll ein Siebensitzer sein und ab Dezember in Produktion gehen.

Großinvestoren stützen Rivian

Rivian hat nicht nur das Privatkundengeschäft im Blick, sondern hat kürzlich auch einen vielversprechenden Großdeal an Land gezogen. Im Februar hatte der damalige Noch-CEO von Amazon, Jeff Bezos, bekannt gegeben, 100.000 Elektro-Transporter bei Rivian in Auftrag gegeben zu haben. Noch nie zuvor hatte der Internetriese eine größere EV-Bestellung ausgelöst. Schon Ende 2022 rechnet Amazon mit der Auslieferung der ersten Fahrzeuge, mittelfristig sollen im Jahr 2030 die 100.000 Rivian-Transporter Teil der Amazon-Flotte sein. Bloomberg zufolge soll die Erfüllung des Amazon-Auftrags von Rivian priorisiert behandelt werden, gilt sie doch als potenzieller Umsatztreiber für das Fahrzeuggeschäft.

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Amazon ist aber nicht nur Kunde von Rivian, sondern ist begleitend zum Großauftrag auch gleich bei dem Elektroautobauer eingestiegen: Aus einer Mitteilung von Amazon an die SEC geht hervor, dass das Unternehmen zum 30. September rund 20 Prozent der Rivian-Unternehmensanteile hielt. Dabei hatte Amazon bei Rivian seit 2019 kontinuierlich aufgestockt: Seit dem ersten Investment im Februar 2019 im Rahmen einer insgesamt 700 Millionen US-Dollar schweren Finanzierungsrunde ist der Wert der Rivian-Beteiligung auf rund 3,8 Milliarden US-Dollar gestiegen.

Neben Amazon ist auch der US-Traditionsautobauer Ford finanziell an Rivian beteiligt, der Anteil soll sich auf rund zwölf Prozent belaufen. Ein Ford-Sprecher hatte die Beteiligung gegenüber Reuters jüngst als "strategisches Investment" bezeichnet, man sei noch immer auf der Suche nach möglichen Wegen für eine Zusammenarbeit, zitierte die Nachrichtenagentur den Manager.

Massive Verluste weiter wahrscheinlich

Doch trotz des zukunftsfähigen Geschäftsmodells und der Tatsache, dass das Unternehmen etablierten Autobauern mit seinem Elektro-Pick-up den Rang abgelaufen hat, sollten Investoren die finanzielle Lage von Rivian vor einem möglichen Investment genauer unter die Lupe nehmen.

Angesichts der bislang überschaubaren Zahl an ausgelieferten Fahrzeuge dürfte auch der Umsatz in den kommenden Monaten vernachlässigbar sein. Im ersten Halbjahr machte das Unternehmen einen Verlust von rund einer Milliarde US-Dollar, dass mittelfristig schwarze Zahlen zu sehen sein werden, scheint Beobachtern und Analysten wenig wahrscheinlich. Die Produktionsphase läuft gerade erst an, bevor hier erste Skaleneffekte einsetzen, wird noch Zeit ins Land gehen. Tesla-Chef Elon Musk hatte von einer "Produktionshölle" gesprochen, als sich sein Unternehmen in einer vergleichbaren Geschäftsphase befand, wie Rivian jetzt.

Im dritten Quartal rechnet Rivian mit einem Nettoverlust in Rekordhöhe von 1,28 Milliarden US-Dollar, allein der Betriebsverlust werde sich auf 725 bis 775 Millionen US-Dollar belaufen, hatte Rivian bei der Vorlage vorläufiger Zahlen angekündigt. Dabei verwies der EV-Bauer auf massive Kosten für seine Produktionsstätte in Illinois.

Wie risikoreich ist die Rivian-Aktie?

Aus den Barreserven, die sich Ende Juni noch auf 3,7 Milliarden US-Dollar belaufen hatten, und den voraussichtlichen Einnahmen aus dem Börsengang dürfte Rivian die künftigen Investitionskosten nur schwer bestreiten können: Immerhin plant der Konzern, acht Milliarden US-Dollar in Sachinvestitionen zu stecken. Hinzu kommen noch die Verluste aus dem operativen Geschäft.

Wie tief die Investoren Amazon und Ford bei möglichen Engpässen noch in die Tasche greifen werden, bleibt abzuwarten. Eine gewisse Sicherheit bietet das Backup durch die Großinvestoren aber: Insbesondere Amazon dürfte daran gelegen sein, dass Rivian die Massenproduktion zeitnah an den Start bringen kann. Rivian-Großinvestor Amazon hat ebenfalls viele Jahre tiefrote Zahlen geschrieben und stattdessen auf Wachstum gesetzt und könnte - nicht zuletzt aufgrund des eigenen finanziellen Interesses - Verständnis für eine längere Verluststrecke von Rivian haben.

Wieviel Tesla steckt in Rivian?

Am Markt wird Rivian immer wieder mit Tesla verglichen. Der Elektroautobauer hat ebenfalls finanziell schwierige Zeiten hinter sich und gilt heute als - wenn auch durchaus ambitioniert bewertetes - erfolgreiches Elektroautounternehmen. Die Pläne von Rivian ähneln denen von Tesla dabei nicht unwesentlich: So will auch der Börsenaspirant künftig eigene Batterien produzieren und ein Ladenetz nach dem Vorbild der Tesla-Ladesäulen an den Start bringen. Zudem verfolgt Rivian das gleiche Vertriebsmodell wie der große Konkurrent.

Anders als Tesla hat Rivian aber eine Herausforderung zu bewältigen, die der Musk-Konzern in seinen Anfängen nicht vor der Brust hatte: die starke Konkurrenz am Markt. Anders als der Elektroautopionier damals muss Rivian bereits jetzt starke Rivalen im Auge behalten, die nicht nur finanziell besser aufgestellt sind, sondern auch über teils deutlich mehr Erfahrung in der Fahrzeugproduktion verfügen. Der Vorsprung, den sich Rivian durch sein Vorpreschen mit dem hauseigenen Elektro-Pick-up verschafft hat, dürfte zunehmend schmelzen, insbesondere wenn es darum geht, mit Massenproduktion zu überzeugen.

Ob Rivian die Herausforderungen bewältigen und ein ernstzunehmender Konkurrent für Tesla werden kann, bleibt abzuwarten. Die Voraussetzungen für einen Geschäftserfolg sind durch die starke finanzielle Beteiligung von Großkunde Amazon zumindest nicht schlechter als für Tesla in dessen frühen Börsentagen.

Anleger, die auf eine zweite Tesla-Story setzen, könnten ein Investment bei Rivian in Erwägung ziehen, immerhin sind die Anteilsscheine des Börsenneulings deutlich günstiger zu haben als Tesla-Aktien. Für alle anderen dürfte aber ein Blick von der Seitenlinie die sicherere Option sein.

Redaktion finanzen.net

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