USA, China und Deutschland profitieren am stärksten von WTO
Die Welthandelsorganisation (WTO) ist zu ihrem 25-jährigen Bestehen massiv in Bedrängnis geraten - dabei hat sie einer Studie zufolge vor allem ihren größten Mitgliedern Wohlstandsgewinne in Milliardenhöhe beschert.
Gemeinsam mit Deutschland gehörten die USA und China "zu den größten Profiteuren des regelbasierten, freien Welthandels", erklärte die Bertelsmann-Stiftung am Montag. Diese drei Länder erzielen demnach die mit Abstand größten Einkommensgewinne, die "direkt auf die WTO-Mitgliedschaft in der Handelsorganisation zurückzuführen sind". Für die USA beziffern sie sich laut der Studie auf rund 87 Milliarden Dollar (rund 78 Milliarden Euro). Für China sind es 86 Milliarden und für Deutschen rund 66 Milliarden Dollar an Einkommensgewinnen.
Für die Studie berechnete eine Gruppe von Wissenschaftlern - darunter auch der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Gabriel Felbermayr - die Wohlstandseffekte einer WTO-Mitgliedschaft für 180 Länder weltweit, darunter auch alle 164 WTO-Mitgliedsstaaten. Dabei wurden für die Berechnungen für jedes Land sowohl interne als auch externe Handelsflüsse berücksichtigt, die aus der WTO-Mitgliedschaft resultieren. Für Nicht-Mitglieder identifizieren die Autoren dabei Wohlstandseinbußen und einen Rückgang der Exporte. Laut der Studie verringerten sich zwischen 1980 und 2016 die nominalen Exporte für Länder außerhalb des WTO-Clubs um durchschnittlich 5,5 Prozent, während die Werte für WTO-Mitglieder im selben Zeitraum durchschnittlich um 14 Prozent zulegten.
"Die WTO ist das Betriebssystem der Weltwirtschaft, das täglich dafür sorgt, das Waren und Dienstleistungen in einer stabilen, regelbasierten Umgebung zirkulieren können", erklärte Christian Bluth, Handelsexperte der Bertelsmann-Stiftung. Laut der Analyse profitieren vor allem export- und produktionsstarke Nationen von ihrer WTO-Mitgliedschaft. Das gilt neben den USA und Deutschland demnach auch für Südkorea (rund 31 Milliarden Dollar Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes), aber auch für Mexiko (rund 58 Milliarden Dollar).
Die WTO mit Sitz in Genf gehört neben dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank zu den wichtigsten internationalen Organisationen in der Wirtschaftspolitik und nahm am 1. Januar 1995 ihre Arbeit auf. Sie soll vor allem ein Forum für Verhandlungen zum Abbau von Zöllen sowie anderen Handelshemmnissen bieten und überwachen, ob internationale Handelsabkommen eingehalten werden. Zuletzt war die WTO aber zunehmend unter Druck geraten. So blockieren die USA die Ernennung neuer WTO-Berufungsrichter. Die Berufungsinstanz des Streitbeilegungsmechanismus der Organisation ist deshalb seit Mitte Dezember nicht mehr funktionsfähig. Der Bertelsmann-Stiftung zufolge lassen mit den USA und China zudem die größten WTO-Mitglieder "ihre Zollstreitigkeiten immer häufiger außerhalb der Organisation eskalieren".
Deshalb sei "dringend ein Update" der WTO nötig, forderte Bluth. "Ohne Durchsetzung von Regeln kann ein regelbasiertes System nicht lange bestehen", mahnte er. Zugleich fügte er hinzu: "Auch wenn keine Organisation perfekt ist: Wer statt der WTO auf ein System von rein bilateralen Handelsabkommen setzt, würde enorme Wohlstandseinbußen im internationalen Handel riskieren."
DJG/cbr
GüTERSLOH (AFP)
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