Stolpersteine

Tesla auf dem Weg zu nachhaltiger Profitabilität? Diese wichtigen Baustellen muss Elon Musk noch angehen

16.01.20 06:53 Uhr

Tesla auf dem Weg zu nachhaltiger Profitabilität? Diese wichtigen Baustellen muss Elon Musk noch angehen | finanzen.net

Ende Oktober hat der Elektroautobauer Tesla seine Zahlen für das dritte Quartal 2019 vorgelegt und dabei einen Gewinn in Höhe von 143 Millionen US-Dollar ausgewiesen. Die Tesla-Aktie zog daraufhin kräftig an. Doch es könnte sein, dass die Euphorie verfrüht ist.

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• Tesla hat trotz schwarzen Zahlen in Q3 noch einige offene Baustellen
• Batterieproduktion und Kundenservice müssen verbessert werden
• Positive Effekte auf Bruttomarge im Automobilbereich womöglich nicht nachhaltig

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Der Elektroautobauer Tesla verblüffte die Börse mit einem Quartalsgewinn, der Anleger und Analysten jubeln ließ. Die Hoffnung ist groß, dass der Pionier bei den E-Autos nun endlich langfristig die Gewinnschwelle geknackt hat und es bald schaffen könnte, zum ersten Mal auch ein gesamtes Geschäftsjahr mit schwarzen Zahlen abzuschließen. Denn dies ist dem Konzern bislang noch nicht gelungen, obwohl das abgelaufene Quartal nicht das erste profitable war. Auch im Vorjahreszeitraum, dem dritten Quartal 2018, konnte Tesla einen Gewinn verbuchen. Die Zahlen waren damals sogar besser ausgefallen als im zuletzt abgelaufenen Jahresviertel. Jedoch war die Profitabilität nicht von Dauer.

Auch momentan hat das Unternehmen rund um Elon Musk noch einige wichtige offene Baustellen, die es angehen muss, um sich dauerhaft in der Gewinnzone halten zu können. So könnten sich laut "CNBC" vor allem die Bereiche Batterieproduktion, Service und Bruttomarge als Stolpersteine auf Teslas Weg zu nachhaltiger Profitabilität erweisen.

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Batterieproduktion als Nadelöhr

Die Batterien für Teslas E-Autos werden momentan hauptsächlich in der Gigafabrik in Nevada hergestellt. Dabei produziert Panasonic als wichtigster Zulieferer die einzelnen Batteriezellen und Tesla-Mitarbeiter bauen sie am gleichen Ort zu fertigen Akkus zusammen. Allerdings gibt es immer wieder Berichte über Spannungen zwischen den Geschäftspartnern. Im April gab etwa Elon Musk Panasonic in einem Tweet die Schuld für Verzögerungen bei der Produktion des Model 3, da nicht genug Batterien verfügbar seien, und das "Wall Street Journal" berichtete Anfang Oktober unter Berufung auf Quellen bei Panasonic, dass die Beziehung zu Tesla sehr turbulent sei. So habe man unterschiedliche Vorstellungen, was die Kosten der Batterien, den Zeitplan bei der Produktion und die Unternehmenskultur angehe. Zudem habe Elon Musk beim japanischen Konzern kaum noch Fürsprecher, nachdem er im September 2018 in einem Videopodcast vor laufender Kamera allem Anschein nach einen Joint geraucht hatte. In Japan gilt diesbezüglich eine Null-Toleranz-Politik und der Konsum von Marihuana wird mit einer Geldbuße und Freiheitsentzug von bis zu fünf Jahren geahndet.

Da es zwischen Tesla und Panasonic also anscheinend kriselt, stellt sich für Anleger die Frage, ob die Batterieversorgung beim E-Autobauer für die Zukunft gesichert ist. Denn ohne die Batterien gibt es auch keine Elektroautos - und die Produktion des Model 3 soll eigentlich weiter hochgefahren werden. Bei Vorlage der Quartalsbilanz erhielten Anleger und Investoren allerdings keine Informationen zum Verhältnis zu Panasonic.

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Mittlerweile ist bekannt geworden, dass Elon Musk im Umland von Berlin eine neue Gigafactory bauen wird, in der neben Elektrofahrzeugen auch Batterien hergestellt werden sollen. Welche Rolle Panasonic dabei spielt, ist jedoch noch unklar. Längst ist auch bekannt, dass Tesla selbst Ambitionen in der Batterieproduktion hat. So übernahm der Konzern unter anderem den Energiespeicher-Spezialisten Maxwell Technologies und das kanadische Unternehmen Hibar, das Batterien und Akkufertigungsanlagen produziert. Wie weit Tesla bei der Herstellung eigener Akkus schon ist, bleibt jedoch ebenfalls ungewiss. Eigentlich hatte Musk Investoren einen "Battery Day" versprochen, bei dem das Unternehmen generell über den Stand bei der Batterie-Technologie und den weiteren Produktionsplan informieren wollte. Dieser war ursprünglich für Herbst 2019 geplant, fand bislang jedoch nicht statt - und wird nun frühestens zu Beginn des kommenden Jahres erwartet. Die Batterieproduktion bleibt also weiterhin ein großes Fragezeichen.

Servicewüste bei Tesla

Eine zweite große Baustelle, die wichtiger wird, je mehr Teslas auf den Straßen unterwegs sind, ist der Kundenservice. Diesen hatte Elon Musk Ende 2018 zu seiner persönlichen Priorität für den Start des aktuellen Jahres erklärt. Denn anders als andere Autobauer besitzt und betreibt Tesla die "Service Center" genannten Werkstätten selbst. Bislang hat sich bei der Anzahl dieser Standorte jedoch nicht viel getan: Mit 413 Service Centern weltweit gibt es laut Quartalsbericht nur 18 Prozent mehr als noch vor einem Jahr, während die Zahl der Tesla-Fahrer jedoch deutlich angestiegen ist. Denn der Plan von Elon Musk sieht vor, 2019 insgesamt so viele Autos auszuliefern wie in 2017 und 2018 zusammen - und irgendwann werden zumindest ein paar von diesen auch eine Werkstatt benötigen. Doch statt in stationäre Service Center hat Tesla in eine mobile Service-Flotte investiert. Hier ist die Anzahl der Mechaniker von 373 auf 719 gestiegen. Diese kommen bei einer Panne zum Standort des Autos, so dass der Kunde keine Werkstatt aufzusuchen braucht. Allerdings können sie, bedingt durch die Anfahrtszeit, nicht sehr viele Autos pro Tag begutachten und auch nicht alle Probleme oder Schäden beheben.

Erfahrungsberichte von Kunden, die ihren Tesla in ein Service Center bringen mussten, lassen daher auch nicht darauf schließen, dass sich die Situation beim Kundenservice in den letzten Monaten entscheidend verbessert hat. Laut der US-Webseite "SFGATE" müssen Kunden teilweise mehrere Wochen oder gar Monate warten, bis ihr Auto repariert wurde. In einigen Fällen befand sich der Tesla selbst nach sechs Monaten noch in der Werkstatt. Eine solche Zeitspanne wäre bei anderen Automarken undenkbar. Entsprechend unzufrieden zeigen sich auch die Tesla-Besitzer: "Bloomberg" hat eine Umfrage unter rund 5.000 Besitzern des Model 3 durchgeführt, die ergab, dass im dritten Quartal 2019 rund 20 Prozent der Tesla-Fahrer, die eine Werkstatt aufsuchen mussten, unzufrieden mit der Dauer und dem Erfolg der Reparatur waren. Nur im ersten Quartal 2019 zeigten sich mit rund 22 Prozent noch mehr Tesla-Besitzer unzufrieden darüber, wie lange ihr E-Auto in der Werkstatt stand. Der Grund für die langen Werkstattaufenthalte liegt offenbar darin, dass Tesla laut "SFGATE" kein Ersatzteillager besitzt, sondern die benötigten Ersatzteile erst bei einem konkreten Schadensfall auf Bestellung hergestellt werden.

Diese Mängel beim Service könnten, falls sie nicht bald behoben werden, an Teslas Ruf kratzen und interessierte Käufer dazu bringen, sich doch eher bei der wachsenden Konkurrenz im Elektromobilitätssektor umzusehen. Denn Kunden, die viel Geld für einen Model S oder Model X ausgeben, erwarten in der Regel auch einen entsprechend guten Service, der schnell reagiert. Und auch bei der Entscheidung für oder gegen einen etwas günstigeren Model 3 dürften lange Wartezeiten in den Werkstätten eine Rolle spielen - zumal die US-Verbraucherorganisation "Consumer Reports" dem Model 3 eine "schwankende Zuverlässigkeit" bescheinigt.

Tesla steigert Bruttomarge - aber wie nachhaltig?

Im dritten Quartal konnte Tesla nicht nur einen Gewinn verbuchen, sondern hat auch mehr Fahrzeuge ausgeliefert als je in einem Quartal zuvor. Die Sache hat nur einen Haken: Bei den E-Autos handelte es sich hauptsächlich um den Model 3, der deutlich günstiger ist als Model S oder Model X und somit den Durchschnittspreis der verkauften Autos drückt. Das wird vor allem deutlich, wenn man in der Tesla-Bilanz einmal nur die Automobil-Sparte unter die Lupe nimmt. Denn da sank der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 12 Prozent. Die Bruttomarge liegt allerdings nur knapp unter der des Vorjahresquartals. Und auch im Vergleich zum vorangegangenen Quartal sieht es ähnlich aus: Während der Umsatz der Automobil-Sparte stagnierte, stieg die Bruttomarge leicht an.

Bei der Erklärung, wie diese - durchaus positive - Entwicklung erzielt wurde, bleibt das Unternehmen allerdings etwas vage. Im Aktionärsbrief sprach Tesla lediglich von "fundamentalen Fortschritten bei unserer operativen Effizienz". Außerdem seien die betrieblichen Ausgaben so niedrig gewesen wie nie zuvor seit Produktionsstart des Model 3 im Jahr 2017, hieß es im Rahmen der Zahlenvorlage. Tesla-CFO Zachary Kirkhorn präzisierte dies in der Telefonkonferenz zu den Ergebnissen laut "CNBC" noch etwas. So seien die Fixkosten durch das höhere Produktionsvolumen von Model S, X und 3 gesunken, da weniger Arbeitsstunden pro Fahrzeug benötigt würden, es Verbesserungen bei Lagerhaltung, Logistik, Auslieferung und in anderen verwandten Bereichen gegeben hätte und die Materialkosten hätten gesenkt werden können. Des Weiteren sprach Kirkhorn davon, dass auch Upgrades der Autopilot-Software und weitere, unspezifizierte "nicht wiederkehrende Elemente" zum Nettoprofit beigetragen hätten.

Während Jeffries-Analyst Philippe Houchois bereits davon spricht, dass der Gewinn des Unternehmens im dritten Quartal einen "klaren Trend der Kostenentwicklung" aufgezeigt hätte und die Marge im Einklang mit einer nachhaltigen Profitabilität stehe, weist Lora Kolodny von "CNBC" darauf hin, dass nicht klar sei, ob diese positiven Effekte auf die Marge tatsächlich von Dauer sind. Während etwa die "nicht wiederkehrenden Elemente", die den Nettoprofit angehoben haben, im kommenden Quartal recht sicher wegfallen werden, ist zum Beispiel unklar, wie die Materialkosten gesenkt werden konnten. Gab es hier nur zeitweise Rabatte von Zulieferern oder wurden neue, langfristige Verträge zu besseren Konditionen ausgehandelt? Es muss also - spätestens mit der nächsten Zahlenvorlage - noch bewiesen werden, dass die Verbesserung der Bruttomarge und die Profitabilität bei Tesla tatsächlich nachhaltig sind - und der Quartalsgewinn nicht nur eine Eintagsfliege war wie zuvor.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Justin Sullivan/Getty Images, David Calvert/For The Washington Post via Getty

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