Steinmeier kritisiert Trump wegen Demütigung Selenskyjs

01.03.25 19:12 Uhr

MONTEVIDEO (dpa-AFX) - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat US-Präsident Donald Trump wegen des Eklats beim Besuch des ukrainischen Staatschefs Wolodymyr Selenskyj ungewöhnlich deutlich kritisiert. "Diplomatie scheitert, wenn Verhandlungspartner vor aller Welt gedemütigt werden", sagte Steinmeier während eines Fluges nach Uruguay der Deutschen Presse-Agentur. Er rief dazu auf, in Deutschland jetzt zügig eine neue Regierung zu bilden.

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"Die Szene gestern im Weißen Haus ließ mir den Atem stocken. Nie hätte ich geglaubt, dass wir einmal die Ukraine vor den USA in Schutz nehmen müssen", sagte Steinmeier.

Die von Russland überfallene Ukraine führt seit drei Jahren einen verlustreichen Abwehrkrieg gegen den Aggressor. Eine Pressekonferenz von Trump und Selenskyj im Weißen Haus war am Vortag im Streit über einen Friedensschluss und über Sicherheitsgarantien völlig aus dem Ruder gelaufen und schließlich abgebrochen worden. Dies geschah vor laufenden Kameras.

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Steinmeier betonte, die Europäer blieben Freiheit, Demokratie und Recht verpflichtet. "Wir müssen verhindern, dass die Ukraine eine Unterwerfung akzeptieren muss. Deshalb braucht unser Land jetzt schnell eine starke Regierung."

Nach seiner Landung in der uruguayischen Hauptstadt Montevideo sagte Steinmeier, er wisse, wie viel Deutschland den Amerikanern zu verdanken habe. Demokratie in Deutschland wäre gar nicht vorstellbar ohne die Vereinigten Staaten, Amerika sei so entscheidend für den Aufbau einer Nachkriegsordnung gewesen. "Ich vermag mir nicht vorzustellen, dass in Amerika das alles weggegeben wird, dass das, wofür Amerika gestanden hat, für wertlos erklärt wird."

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Die Ereignisse im Weißen Haus sorgten ihn sehr, sagte Steinmeier. Er hoffe, dass bei den bevorstehenden europäischen Beratungen eine Initiative entstehe, die wieder Bewegung in das Verhältnis zwischen Europa und den Vereinigten Staaten bringe. Und dass "hoffentlich nicht alles in Beton gegossen ist, was wir in den letzten Tagen, geradezu in den letzten Stunden erlebt haben"./sk/DP/zb