Merck-Aktie freundlich: Merck verdient weniger als erwartet und senkt Umsatzprognose
Der Darmstädter Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck hat im zweiten Quartal weniger verdient und umgesetzt als am Markt erwartet.
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Höhere Forschungskosten in der Pharmasparte und das wegen des Konkurrenzdrucks in China schwächere Flüssigkristallgeschäft bremsten das Wachstum. Wegen der starken Aufwertung der Euro gegenüber dem Dollar und verschiedenen Schwellenmarkt-Währungen senkte der Konzern seinen Umsatzausblick für das laufende Jahr. Die Prognose für den operativen Gewinn bestätigte Merck jedoch. Die Aktie steigt um 1,1 Prozent auf 93,98 Euro.
"Durch die Fokussierung auf innovative Arzneimittel haben wir im Healthcare-Bereich sehr wichtige Fortschritte erzielt", erklärte Konzernchef Stefan Oschmann. "Auch die Integration von Sigma-Aldrich haben wir konsequent weiter vorangetrieben. Diesen Fortschritten steht die Normalisierung unserer ungewöhnlich hohen Marktanteile im Flüssigkristallgeschäft gegenüber."
Der Umsatz stieg von April bis Juni um 2,3 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro. Das organische Umsatzwachstum des Konzerns betrug dabei 2,3 Prozent und wurde von den Unternehmensbereichen Life Science und Healthcare getragen. Das operative Ergebnis (EBITDA) vor Sondereinflüssen sank um 5,6 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Die Marge verringerte sich entsprechend von 30,4 auf 28,1 Prozent. Der Konzerngewinn legte dagegen um 35,1 Prozent auf 421 Millionen Euro zu.
Analysten hatten dem DAX-Konzern im Konsens ein EBITDA in Höhe von 1,1 Milliarden Euro und einen Konzerngewinn von 430 Millionen Euro bei Einnahmen von 3,9 Milliarden Euro zugetraut.
Forschungskosten belasten Pharmasparte
Im Unternehmensbereich Healthcare drückten höhere Marketing- und Vertriebskosten im Zuge der Markteinführungen von Medikamenten sowie höheren Forschungs- und Entwicklungskosten den operativen Gewinn um fast 14 Prozent. In den kommenden fünf Jahren will Merck mit neuen Arzneimitteln 2 Milliarden zusätzlichen Umsatz generieren. Während die etablierten Kassenschlager Umsatzrückgänge verzeichnen, erhielt der größte Hoffnungsträger Avelumab unter dem Markennamen Bavencio in den USA zwei Zulassungen zur Krebstherapie. Analysten räumen dem gemeinsam mit dem US-Konzern Pfizer entwickelten Wirkstoff über alle Indikationen hinweg mit 2,5 Milliarden Euro einen Blockbuster-Status ein.
Mit der Markteinführung von Bavencio in den USA sei Merck bislang zufrieden, sagte Oschmann in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.
In Europa kann Merck im dritten Quartal auf eine Zulassung von Avelumab in einer Indikation sowie von Tabletten mit dem Wirkstoff Cladribin zur Behandlung von Multipler Sklerose (MS) hoffen.
Derweil verbuchte das umsatzstärkste Medikament Rebif zur Behandlung von Multipler Sklerose einen Umsatzrückgang um 3,6 Prozent auf 425 Millionen Euro. Das Mittel, das gespritzt werden muss, wird durch die Konkurrenz oraler Produkte bedrängt. Mit dem Krebsmittel Erbitux setzte Merck mit 213 Millionen Euro 8,2 Prozent weniger um. Mit Gonal-f, einem Mittel zur Behandlung von Unfruchtbarkeit, erzielte der Konzern mit 193 Millionen Euro 7,4 Prozent weniger Umsatz.
Der Bereich Life Science, der Produkte für die Pharmaforschung anbietet, profitierte von der anhaltenden Nachfrage der biopharmazeutischen Industrie sowie von der Realisierung weitere Synergien aus der Übernahme von Sigma Aldrich und steigerte Umsatz und Gewinn. Die Integration des US-Laborausrüsters verlaufe weiter nach Plan, teilte Merck mit.
Gewinnausblick für Spezialchemiesparte pessimistischer
In der Spezialchemiesparte Performance Materials waren rückläufige Umsätze im Geschäft mit Flüssigkristallen zu spüren. Der Konzern hat bereits wegen des Konkurrenzdrucks bei Displays vor weiteren Marktanteilsverlusten in China gewarnt und spricht in dem Zusammenhang von einer "Normalisierung seiner überdurchschnittlich hohen Marktanteile bei anhaltendem Preisdruck".
Merck habe als Marktführer bis Liquid Crystals vom Aufstieg Chinas zu einem wichtigen Displayhersteller profitiert. Inzwischen hätten die chinesischen Hersteller ihre Produktionsprozesse aber etabliert und gingen dazu über, mehrere Zulieferer zu haben, sagte Oschmann weiter.
Der Ende 2016 begonnene Rückgang konnte von anderen Geschäftsbereichen der Sparte nur teilweise ausgeglichen werden und dürfte sich bis Ende 2018 fortsetzen. Merck rechnet in diesem Zeitraum mit Umsatzeinbußen im Flüssigkristallgeschäft von 200 bis 300 Millionen Euro, wie Oschmann weiter sagte. Zu den Gesamterlösen des Flüssigkristallgeschäftes wollte sich Finanzvorstand Markus Kuhnert nicht äußern. Die Sparte Performance Materials, zu der das Geschäft gehört, setzte im vergangenen Jahr 2,51 Milliarden Euro um.
Mittelfristig rechnet Merck aber mit einer Rückkehr zu Wachstum, auch durch den Einstieg in neue Anwendungsfelder wie etwa vorgenannte Flüssigkristallfenster, die sich innerhalb von Sekunden verdunkeln könne, oder mobile Antennen.
Beim Gewinnausblick für Performance Materials ist Merck etwas pessimistischer als noch vor drei Monaten: das EBITDA vor Sondereinflüssen wird im Gesamtjahr bei 950 Millionen bis 1,05 Milliarden Euro gesehen. Im Mai hatte Merck noch ein bereinigtes EBITDA von 1,05 bis 1,13 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Der Umsatz dürfte leicht bis moderat sinken.
Für das Jahr 2017 rechnet Merck weiterhin mit einem leichten bis moderaten organischen Anstieg der Umsatzerlöse gegenüber dem Vorjahr. Anders als bislang erwartet dürften die Effekte aus Wechselkursveränderungen gegenüber dem Vorjahr allerdings neutral sein, teilte das Unternehmen mit. Der Umsatz werde deshalb bei 15,3 bis 15,7 Milliarden Euro gesehen, statt wie bisher 15,5 bis 16 Milliarden Euro.
Das EBITDA vor Sondereinflüssen des Konzerns soll aber voraussichtlich dennoch in der Spanne von 4,4 bis 4,6 Milliarden Euro liegen, beim bereinigten Ergebnis je Aktie peilt der Konzern weiter 6,15 bis 6,50 Euro an.
DJG/sha/jhe
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Bildquellen: Merck KGaA, Merck 2016
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